Sex ist (k)ein Kinderspiel – Not Suitable for Children (Filmkritik)

Jonah (Ryan Kwanten) ist ein Partylöwe, der zusammen mit seiner besten Freundin Stevie (Sarah Snook) und dem gemeinsamen Kumpel Gus (Ryan Corr) in einem alten Haus wohnt und regelmäßig Geld verdient mit wilden Partys in den eigenen vier Wänden. Als eine seiner zahlreichen Bettgeschichten etwas Ungewöhnliches unter seiner Gürtellinie entdeckt, begibt er sich schnell in ein Krankenhaus zur Untersuchung.

Jonah erfährt, dass er Hodenkrebs hat, was zwar eine sehr hohe Chance auf völlige Genesung für ihn bedeutet, doch auch die Tatsache, dass er nach der Behandlung unfruchtbar sein wird. Da seine Samen für den Einfrierungs-Prozess unbrauchbar sind, begibt er sich verzweifelt und überfordert mit der Situation auf die Suche nach einer Frau, die mit ihm in der noch verbliebenen Zeit vor der Operation, ein Kind bekommen will, was sich bei seinem Umfeld, als ziemlich unmöglich erweist.

Not Suitable for Children

Die Story zu dieser australischen Komödie lieferte Regisseur Peter Templeman, der bereits Preise für zwei seiner Kurzfilme gewinnen konnte und auch im Serienbereich einiges an Erfahrung gesammelt hat. Der Film selbst ist aus dem Jahre 2012 und erschien bei uns völlig unscheinbar im Juli 2014, wobei ihr den doofen und völlig frei übersetzten deutschen Titel, am Besten gleich wieder vergessen solltet. Ich persönlich bin ehrlich gesagt auch nur auf den Film gestossen, auf meiner Suche nach Sarah Snook Filmen, da ich nach ihrer Performance in „Predestination„, eindeutig zu einem Fan von ihr geworden bin.

Was der Film sehr schön einfängt, ist wie hedonistisch und auf die eigenen Wünsche bezogen, zahlreiche jungen Leute heutzutage ihr Leben leben. Ja, das war schon immer so in verschiedener Form und auch viele „erwachsene“ Menschen, was immer das auch heißen mag, verschwenden keine Gedanken an Dinge, die ihnen selbst keinen Nutzen bringen. Soll auch gar keine Kritik an uns Menschlein sein, höchstens an gewissen Verhaltensweisen, die ich nur zu gut auch von mir kenne, ich fand die Darstellung einfach doch sehr ehrlich und gelungen.

Jonah denkt nach seiner Diagnose nur an sich und schmeißt sich ohne viel zu denken in peinliche Situationen, denn welche Dame, mit der man ein paar Nächte verbracht hat und bei der man sich seitdem nie mehr gemeldet hat, will denn ein Baby von einem Mann, den sie kaum kennt und obendrein noch als verantwortungslos kennengelernt hat? Dabei versucht er seinen Kinderwunsch ständig als tiefgründiges Gefühl auszudrücken, obwohl es ziemlich eindeutig ist, dass er seine Situation noch nicht mal ansatzweise verarbeitet hat. Auch eine andere Möglichkeit, ist dabei klar zum Scheitern verurteilt. Eine nüchterne Vereinbarung nämlich, gemeinsam ein Kind groß zu ziehen ohne dass dabei Gefühle ins Spiel kommen? Guter Plan, das klappt ganz sicher.

Der Humor entsteht dabei meistens aus der Situationskomik heraus, wenn Jonah naiv vor sich hin plappert und sich als jemand verkaufen will, der er nicht ist. Einen kurzen Moment lang musste ich mal daran denken, wie schlimm bzw. kitschig dieser Film geworden wäre, hätten ihn die lieben Amerikaner inszeniert. Natürlich gibt es auch hier keine Überraschungen was die Dynamik betrifft, eben nach dem Motto: man sucht immer dort, wo man keinen Erfolg hat, dabei ist die Lösung doch genau vor deiner Nase, Happyend inklusive. Doch dass die ganze Sache so erfrischend wirkt, liegt neben dem Herstellungsland, stark auch an den Schauspielern.

Ryan Kwanten (Knights of Badassdom) als Jonah ist liebenswert naiv, verantwortungslos und Party süchtig und wäre im Prinzip ein unsympathischer Egoist, wenn er nicht im Herzen einfach ein netter Kerl wäre. Er verwechselt Sehnsucht mit Liebe und will Verlustängste und seine Sinnsuche mit Hilfe einer beinahe erzwungenen Schwangerschaft lösen und ist bei seinen Wünschen ziemlich extrem, entweder völlig ich bezogen, oder alles gebend, doch so einfach läuft es eben nicht im Leben. Ryan Corr (Wolf Creek 2) als Gus versteht seine Probleme nicht wirklich, ist er doch ständig nur mit dem Organisieren der Partys beschäftigt und möchte gerne, dass alles wieder wie früher läuft.

Damit komme ich auch schon zu Sarah Snook (Jessabelle) als Stevie. Sie liebt ihre beiden besten Freunde, auch die wilden Feiern, ist Beziehungen und Liebe gegenüber eher zynisch eingestellt und bezeichnet Babys als kleine Aliens. Zunächst will sie Jonah überreden, die Sache mit den Kindern einfach zu vergessen, doch langsam aber sicher regen sich in ihr Gefühle der zuvor unbekannten Sorte. Die stärksten Momente entstehen dabei in den Gesprächen mit Jonah, wobei Kwanten und Snook ein tolle Chemie miteinander haben, was besonders beim etwas holprigen Weg zur ersten Liebesszene zur Geltung kommt, was an Natürlichkeit kaum zu überbieten ist. Auch ihr Timing in peinlichen Momenten ist ansprechend, da sagt ein Lacher oder ein Augenrollen, eben oft mehr als Worte.

Insgesamt eine Komödie, bei der es mit dem Aufbau von Gefühlen bzw. dem Entdecken von versteckter Liebe sehr schnell gehen muss, was aber erstens schön den Zeitgeist widerspiegelt und zweitens ja handlungsbedingt, vom bestehenden Zeitdruck her, gar nicht anders geht. Die Inszenierung ist angenehm natürlich, die drei Hauptdarsteller sind (für mich besonders natürlich Sarah Snook) toll und auch ein Plädoyer für eigene Kinder oder zumindest eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit dem Thema, als sagen wir mal einer der Sinne des Lebens, habe ich so sehr gerne gesehen. Ich schließe somit mit den für mich famous last words von Gus (sein Gesichtsausdruck dabei ist einfach herrlich), der tatsächlich letzten Szene im Film: „What the fuck!?“

„Not Suitable for Children“ bekommt von mir 7,5/10 nicht jeden Zeitpunkt als den richtigen zum Kinder bekommen erkennende Empfehlungspunkte.

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