Pan’s Labyrinth (Filmkritik)

Spanien, 1944. Bürgerkrieg und Widerstand. Ofelia (Ivana Baquero) ist die Stieftocher des sadistischen Captain Vidal (Sergi López), der sich dringend einen Sohn als Nachfolger wünscht. Deshalb landen Ofelia und ihre schwangere Mutter auch in seinem Fort, immerhin will der Captain seinen potentiellen und hoffentlich männlichen Nachfolger in der Nähe haben. Captain Vidal ist ein treuer Anhänger von Franco und hat den Auftrag den Widerstand vor Ort auszuhebeln, was er auf äußert sadistische und brutale Art und Weise macht.

Ofelia fühlt sich von Anfang an allein und nur Mercedes (Maribel Verdú) ist ihr von Anfang an sympathisch. Eines Nachts wird Ofelia plötzlich von einem sehr zwielichtigen Wesen besucht. Es ist ein Faun, der ihr mehrere Aufgaben stellt um ihre Mutter, der es immer schlechter zu gehen scheint und der die Schwangerschaft schwer zusetzt, zu retten. Also macht sie sich daran, die Aufgaben zu lösen, während um sie herum Captain Vidal immer sadistischer und brutaler wird, um seine Ehre, seinen Stolz und seine Pseudomoral zu behaupten.

Aber der Widerstand regt sich und irgendwie scheint es, als ob Ofelia ohne es zu wissen sich im Zentrum der Veränderung zu befinden scheint …

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Ich sage es mit einem einzigen Satz: „Pan’s Labyrinth“ ist ein Meisterwerk und in meinen Augen einer der besten Filme die ich in meinem Leben gesehen habe.

Meine Begeisterung bezieht sich auf die Geschichte, die Bilder, die Musik (Das Gute-Nacht-Lied!), das Schauspiel, das Design und die visuelle als auch emotionale Wucht mit welcher dieser Film daher kommt. Hier stimmt in meinen Augen einfach alles.

Was Guillermo del Toro mit diesem Film geschaffen hat ist nichts anderes als sein Lebenswerk. Eigentlich könnte er mit dem Filmmachen aufhören, denn besser kann es nicht mehr werden (auch wenn ich hoffe, dass irgendwann ein „Hellboy III“ kommt). Der Mann hinter Filmen wie „Mimic„, „Blade II„, „Hellboy„, „Hellboy – Die Goldene Armee„, „Crimson Peak“ und dem Action-Fest „Pacific Rim“ hat sich mit „Pan’s Labyrinth – ich wiederhole – selbst ein Denkmal gesetzt. Bei diesem Film stimmt wirklich einfach alles.

Die Schauspieler sind in ihren Rollen absolult glaubwürdig, die Charaktere perfekt getroffen. Ofeila (Schauspielerin Ivana Baquero ist übrigens mittlerweile zu einer jungen, hübschen Frau herangewachsen und spielt in den Shannara Chronicles mit) ist ein Kind, wie man es nur gern haben kann (ängstlich, aber für ihre Mutter tapfer, mutig, aber nicht waghalsig). Mercedes ist eine Frau, die eine innere Stärke besitzt ohne überheblich oder arrogant zu wirken und dabei immer zu einhundert Prozent eine Frau bleibt (anstatt ein männlicher Action-Held in einem Frauenkörper).

Vidal ist das personifizierte Böse, das aber nicht nur als Klischee auftritt, sondern Persönlichkeit hat und deshalb umso grauenhafter ist. Alle spielen ihre Rollen wunderbar, nein, sie SIND die Charaktere die sie spielen. Vermutlich wirkt der Film auch deshalb so glaubwürdig, weil die Besetzung (zumindest bei uns) so unbekannt ist und man deshalb zu den Gesichtern keine anderen Bilder hat – ich könnte mir auch kein bekanntes Gesicht vorstellen, dass diese Rollen einnehmen und damit den Film nicht kaputt machen würde.

Und dann das Drehbuch, das mit seiner Verwebung der realen, brutalen Welt und der märchenhaften „Unterwelt“, so ziemlich alles richtig macht. Sogar die Märchen im 1944er Spanien sind brutal und grausam, aber gleichzeitig auch voller Wunder und wunderschöner Bilder, die vielleicht ins Albtraumhafte abgleiten aber dennoch voll visueller Kraft sind. Die Monster, denen Ofelia begegnet sind in ihrer Art die Gegenstücke zu den Monstern, die ihr in der realen Welt das Leben schwer machen und am Ende der Geschichte … am Ende der Geschichte ist man am Boden zerstört und absolut glücklich. Selten ein Ende gesehen, das die Gratwanderung zwischen „Kitsch“, „Wie tragisch“, „Das darf nicht sein“, „Ach wie schön“, „Das können die jetzt nicht machen!“ und „Anders hätte es nicht enden können/dürfen!“ so perfekt eingefangen hat ohne mich vor den Kopf zu stoßen.

Ganz ehrlich, ich finde eigentlich keine passenden Worte außer: Seht euch diesen Film an. Unbedingt. Wer ihn nicht mag hat kein Herz. Punktum. Für mich DER Film der letzten zwanzig Jahre und einer der wenigen, bei denen ich mir wünschte, ich könnte ihn „ungesehen“ machen, damit ich ihn nochmals zum ersten Mal sehen könnte.

„Pan’s Labyrinth“ bekommt von mir 10 von 10 möglichen, für mich das Lebenswerk von Del Toro darstellende, Punkte.

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