Harry Potter und der Orden des Phönix – Harry Potter and the Order of the Phoenix (Filmkritik)

Es ist endlich ein neues Schuljahr für Harry Potter (Daniel Radcliffe) angebrochen. Nachdem er einen Patronus-Zaubers verwendete, entging nur dank Professor Dumbledores (Michael Gambon) Hilfe einer Suspension. Doch nach den Vorfällen im vorigen Film hat das Zauberei-Ministerium eine Lehrerin namens Dolores Umbridge (Imelda Staunton) in Hogwarts installiert, die Dumbledore und Harry im Auge behalten soll und schließlich wird sie sogar Direktorin von Hogwarts. Da sie als Verteidigung gegen die dunklen Künste-Lehrerin nur Theorie unterrichtet, gibt Harry seinen Freunden Unterricht, damit sie sich im Notfall auch eine Chance gegen Bösewichte haben…

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Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich mir „Harry Potter and the Order of the Phoenix“ in der Bücherei reserviert habe (laaaaange bevor es ebooks gab) und wie aufregend es war, Harrys damals neuestes Abenteuer zu lesen. Mit über 1000 Seiten in der deutschen Versione ist es ein ziemlicher Wälzer und man merkt deutlich, dass Autorin Joanne K. Rowling darauf setzte, dass ihre Leserschaft mit den Büchern erwachsen werden, denn von dem heiteren, für kleine Kinder geeigneten Fantasy-Buch hat sie sich weg entwickelt. Diese Entwicklung war durchaus notwendig, denn so konnte Rowling die anfängliche Leserschaft bei der Stange halten und sicher auch einige Erwachsene für die Bücher begeistern, die diese anfänglich als Kinderbücher abtaten.

Doch leider ist hier nicht viel vom Buch übergeblieben. Einzelne Bruchstücke finden sich, aber diese sind nicht genug, um die Stimmung des Romans einzufangen, denn dazu wurden einfach zu viele interessante und teils auch wichtige Passagen gestrichen, bzw Handlungen von bestimmten Personen der Einfachheit halber auf andere Personen umgeschrieben, was bei mir zu leichtem Unmut führte.

Die anfängliche Fassung des Films war anscheinend sogar 3 Stunden lang und manchmal würde ich lieber so einen Film sehen, als einen Film den man zerstückelt und notdürftig zusammen geflickt hat („Avengers Age of Ultron“ soll ja auch anfangs viel länger gewesen sein). Kollagen, Voice-Overs und andere Hilfsmittel überbrücken sollen Zeitsprünge vertuschen, aber so richtig gelingen will dies nicht und daher wirkt der Film oft mal holprig und Stakkato-artig. Fans wissen natürlich dank der Bücher über Handlungen Bescheid, die im Buch vorkamen, aber Nicht-Leser werden so manches schlecht nachvollziehen können.

Regisseur David Yates (Tyrant) hatte es mit einem in sich nicht stimmigen Drehbuch natürlich nicht leicht, wirklich gute Arbeit ab zu liefern. Nach 4 Filmen ist es eigentlich fast unmöglich, einem Potter-Film einen eigenen Stempel aufzudrücken, denn „if it isn’t broke, why fix it“. Dasselbe gilt wohl für die meisten Regisseure, die Filme für erfolgreiche Franchises drehen. Doch zumindest optisch kann „Harry Potter and the Order of the Phoenix“ überzeugen. Gut gemachte Special-Effects, liebevoll gestaltete Sets – Dinge die man ohnehin mit den Potter-Filmen assoziiert, sorgen für ein vertrautes Gefühl.

Imelda Staunton (Maleficent) als Dolores Umbrige war eine gute Casting-Entscheidung. Ihr zuckersüßes Äußeres kann nicht über ihre schwarze Seele hinweg täuschen und man bekommt fast Gänsehaut, wenn man sieht, wie viel Freude es ihr macht, ihr Schüler auf jede nur mögliche Form auch körperlich zu bestrafen, wenn sie irgendwie aus der Reihe tanzen. Genial war übrigens ihr Büro – ganz rosa mit Tellern, auf denen sich bewegende Kätzchen zu sehen sind.

Ein weiterer Neuzugang war Helena Bonham Carter (Cinderella) als Bellatrix Lestrange, Voldemorts loyalste Anhängerin. Eigentlich eine Gefangene in dem Zauberer-Gefängnis Askaban, bricht sie aus und sorgt für Chaos. Dass Carter verrückte Charaktere spielen kann ist unbestritten, doch hier passt es perfekt zu ihrer Rolle. Lestrange ist fast manisch in ihrem Verhalten, Menschenleben sind nichts wert und sie folgt jedem Kommando des dunklen Lords. Leider hat sie in diesem Film nicht wirklich viel Screen-Time.

Luna Lovegood wird von Evanna Lynch (My Name is Emely), die die Rolle ergatterte, nachdem sich über 15000 Schauspielerinnen für diese Rolle beworben hatten. Die Newcomerin spielt die leicht seltsam anmutende Außenseiterin Luna sehr gut und hat eine faszinierende Ausstrahlung.

Daniel Radcliffe (Woman in Black), Emma Watson (This is the End) und Rupert Grint (The Necessary Death of Charlie Countryman) liefern wie gewohnt solide Performances als Harry, Hermine und Ron ab. Ralph Fiennes (The Grand Budapest Hotel) ist wieder als Ober-Bösewicht Voldemort zu sehen und liefert eine furchteinflößende Performance ab. Auch sonst trifft man viele alte Bekannte wieder, aber alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen.

Fazit: Ich hatte hier erstmals wirklich Probleme mit einem Film aus der Potter-Reihe. Als ich 2007 aus dem Kino kam war ich schwerst enttäuscht und obwohl ich ihn nach erneutem ansehen nicht mehr so katastrophal wie beim ersten Schauen finde, ist er doch qualitativ ein Rückschritt gegenüber dem letzten Teil und wirkt unfertig und durch das Streichen von vielen Handlungs-Strängen holprig.

Dieser Film bekommt von mir 5,5/10 leicht desillusionierten Punkten.

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