Hitman: Agent 47 (Filmkritik)

Das Syndikat ist auf der Suche nach Litvenko (Ciaran Hinds), dem Kopf hinter dem „Agent“-Programm, welches den gentechnisch erzeugten Auftragsmörder mit dem Codenamen 47 (Rupert Friend) erschaffen hat. Da Litvenkos Tochter Katia (Hannah Ware) die einzige zu sein scheint, die auch nur einen blassen Schimmer hat, wo dieser sich befindet, wird der Agent John Smith (Zachary Quinto) auf sie angesetzt.

47 ist auf dem Weg und er schließt seine Aufträge immer ab. Manchmal still und heimlich, manchmal laut und explosionsartig. Was Katia aber nicht weiß, ist, dass sehr viel mehr in ihr steckt, als eine verängstigte, ihren Vater suchende, junge Frau …

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Also haben wir hier jetzt den zweiten Versuch die „Hitman„-Serie von Square Enix bzw. IO Interactive auf die Leinwand zu bringen. Der erste Versuch im Jahr 2007 mit Timothy Olyphant in der Rolle von Agent 47 ging ein wenig unter und – obwohl es an sich kein schlechter Actionfilm ist – wurde durch die nicht sehr werkgetreue Umsetzung (viel Action, wenig Stealth) eher gescholten und gemieden als mit Freude aufgenommen. Die visuelle und technische Umsetzung ließ allerdings auch 2007 bereits wenig Raum zur Klage.

Warum man dann beim zweiten Versuch genau jenen Mann wieder zum Verfassen des Drehbuchs verpflichtet, der bereits aus dem ersten Teil ein Actionfest gemacht hat, ist für mich nur schwer nachvollziehbar. Denn das war ja genau das Problem. Nun, vielleicht hat Skip Woods ja aus den „Fehlern“ des ersten Teils gelernt. Immerhin hatte er doch ein paar Jahre Zeit dazu. Hier kann ich ganz klar Entwarnung geben: Er hat nichts gelernt. „Hitman: Agent 47“ ist nach wie vor in erster Linie ein Actionfilm, der auch genau wie ein Actionfilm funktioniert.

Dennoch gibt es klar ein paar Verbesserungen zu verzeichnen: Zum einen wäre da Rupert Friend, der in dieser Version unseren kalten, berechnenden und emotionslosen 47 verkörpert. Ja, ihr lest richtig: Kalt und emotionslos. Während im vorigen Teil noch eine Beziehung zu einem weiblichen Charakter im Vordergrund stand (die zwar eher ironisch behandelt wurde, aber dennoch 47 zu einigen Dingen und Aussagen hinreißen ließ, die – wie man so schön sagt – „out of character“ waren), bleibt dies hier genau so wie es sein soll. Ist „47“ ein netter Mensch?

Nein. Er ist ein Auftragskiller. Er lügt. Er benutzt. Er erfüllt seinen Auftrag. Wenn das bedeutet, dass er zu einem Menschen nett sein muss, damit er bekommt, was er will, dann tut er das eben. Wobei nett vielleicht nicht ganz das korrekte Wort dafür ist. „Nett“ für seine Verhältnisse. Kurz gefasst: Der Charakter von 47 ist, wie ich als Fan der Spielereihe empfinde, hier wirklich gut getroffen worden. Und Gerüchten zufolge hat Rupert Friend (Peter Quinn in „Homeland“) damit zu tun, da er auf ein paar Dingen und Interpretationen von Szenen angeblich bestanden hat (die kalte Effizienz, die während der Suche nach Katia vermittelt wird, fand ich sehr, sehr gelungen).

Dennoch: Hitman – Agent 47 ist und bleibt ein Actionstreifen, das macht der Film bereits von Anfang an klar. Wobei ich hervorheben möchte, dass das Drehbuch zwar einen Charakter einführt, der sozusagen eine Panzerung unter der Haut trägt (Terminator, irgendwer?), es aber dennoch schafft, eine Story runderhum zu zimmern, die klar nachvollziehbar ist und im Rückblick in Summe Sinn hat. Mehrmals während dem Film dachte ich mir, dass 47 diesen oder jenen Fehler niemals machen würde – und ich hatte Recht.

Das macht er auch während dem Film nicht. Der Mann hat einfach einen Plan. Was ich daran besonders gut finde: Er wird nicht bis ins kleinste Detail erklärt, sondern ein bisschen mitdenken ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht (Beispiel: 47 wird auf Kamera erwischt. Das führt seine Verfolger auf seine Spur. Was gut so ist, denn dadurch hat er sie genau dort, wo er sie haben will. Das wird so nicht erklärt, ist aber in Summe letzten Endes klar ersichtlich).

Sicher sind ein paar Stellen sehr weit gestreckt und die Glaubwürdigkeit bzw. Wahrscheinlichkeit ist klarerweise jenseits von Gut und Böse (siehe die Szene im Trailer: „No. You are locked in here with me. And you just brought me mine.“ – dass er den Polizisten so provoziert, dass dieser die Waffe lädt, diese in seine Richtung steht und genau so ausgerichtet ist, dass sie seine Ketten durchschießt … ja, das sind schon ziemlich viele Details, die da zusammen passen müssen. Andererseits: Wenn das jemand so hinbekommt, dann 47).

Von der Inszenierung her, gibt es keine größeren Klagen. Ein paar Stellen sind leider als CGI zu erkennen und ein paar der Faustkämpfe sind ein bisschen wild geschnitten, aber in Summe macht der Film – auch mit seiner stark stylisierten Farbgebung – ziemilch alles richtig. Regie-Debutant Aleksander Bach macht hier eigentlich alles richtig und für ein Erstlingswerk bin ich wirklich, wirklich beeindruckt. Die netten optischen Referenzen an ikonische Gesten und Bilder aus der Videospielreihe sind ebenfalls sehr willkommen.

Schauspieltechnisch gibt es wenig zu meckern. Zachary Quinto (der „neue“ Mr. Spock aus dem Star Trek-Reboot) ist dieses Mal der emotionale Kerl, der es schafft Katia durch seine Verletzlichkeit um den Finger zu wickeln, dann aber auch hart gegen 47 vorzugehen und in manchen Momemten kann er seine Überheblichkeit gut ausleben. Hannah Ware (das unnötige „Oldboy“-Remake) als Katia macht auf ganzer Linie eine sehr gute Figur – von der anfänglich verwirrten Frau bis hin zur harten Rächerin habe ich ihr alles geglaubt.

Selbst die Nebenrollen – die ja oft sträflich vernachlässigt werden – sind durch Thomas Kretschmann (dessen Tiefpunkt wohl „Dracula 3D“ war) und Ciaran Hinds („Die Frau in Schwarz„, „Ghost Rider: Spirit Of Vengeance„), sowie Dan Bakkedahl (als Polizist Sanders) sehr gut besetzt. Sogar Jürgen Prochnow gibt sich ein kurzes Stelldichein. Einziges Casting-Manko von meiner Seite: Diana sieht nicht aus wie Angelababy, aber okay. Die wollte wohl ganz offensichtlich jemand im Film haben.

Alles in allem kann ich also nur sagen: Hut ab vor Aleksander Bach, der vieles richtig, manches gut und ein wenig was falsch (Die Mid-End-Credit-Szene) gemacht hat, aber auf jeden Fall ein gutes Händchen für die Kamera hat. „Hitman: Agent 47“ ist zwar sicher nicht der „echte“ Hitman, den sich die Fans erhofft (aber hoffentlich nicht erwartet) haben, aber ein guter Schritt in die richtige Richtung und ein – für das was er ist – gelungener, unterhaltsamer und erstaunlich brutaler Actionstreifen, der auch – unerwarteterweise – durch seine Charaktere (nein, es wird keine Oscars regenen) und seine Story zu gefallen weiß. Für mich – ganz ehrlich – unerwartet positiv.

„Hitman: Agent 47“ ist ganz klar ein Schritt in die richtige Richtung und bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, 47 weit näher an die Spielvorlage heranführende, Punkten.

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