Kingsman: The Secret Service (Filmkritik)

Im Jahre 1997 rettet ein Agent auf Probe während eines Einsatzes seinem Team das Leben und verliert dabei sein eigenes. Harry Hart (Colin Firth), bei seinen Kollegen auch bekannt unter dem Codenamen „Galahad“, überbringt der Witwe und dessen Sohn Eggsy die traurige Nachricht und bietet seine Hilfe an, sollten die Beiden diese benötigen.

Als Eggsy (Taron Egerton) einige Jahre später Probleme mit der Polizei hat, nimmt er Galahads Hilfe in Anspruch. Der wiederum erkennt Eggsys Potential und schlägt ihm vor, sich bei den Kingsman, einem unabhängigen Geheimdienst, zu bewerben. Was in den kommenden Tagen und Wochen folgt, ist das herausforderndste Bewerbungsverfahren, das man sich vorstellen kann. Dann gibt es noch Internetmilliardär Richmond Valentine (Samuel L. Jackson), der nicht weniger plant, als das Ende der Menschheit.

Kingsman The Secret Service

Der Brite Matthew Vaughn ist ohne Zweifel aktuell einer der besten Regisseure. Zwar hat er gerade erst fünf Filme in dieser Funktion vorzuweisen, davon ist aber jeder einzelne erstklassig. Natürlich kann es sein, dass man beispielweise mit „Der Sternwanderer“ wenig anfangen kann, was die Qualität des Films aber in keinster Weise mindert.

Im Jahr 2010 hat er sich mit „Kick-Ass“ das erste Mal an einer Comicverfilmung versucht und das Ergebnis hat schon jetzt in gewissen Kreisen Kultstatus. Nur ein Jahr später hauchte er mit „Erste Entscheidung“ der, nach dem „Der letzte Widerstand“ tot geglaubten X-Men-Franchise, nicht nur neues Leben ein, sondern lieferte auch einen der besten Filme dieses Universums.

Für sein aktuelles Projekt, zumindest scheint es so, erfüllt sich Vaughn einen persönlichen Traum und inszeniert die Geschichte eines Anzüge tragenden, britischen Agenten. Wer hier glaubt, das neueste Abenteuer von „James Bond“ vor sich zu haben, irrt, wenn auch nicht völlig. Ähnlich wie bei „Kick-Ass“ bedient er sich an dieser Stelle wieder eines Comicbuches, für dessen Entstehung Mark Millar verantwortlich ist.

Dennoch ist eine Nähe zum wohl bekanntesten britischen Agenten mit der Lizenz zum Töten nicht nur offensichtlich, sondern auch gewollt und perfekt umgesetzt. Das fängt bei den Anzügen an, geht mit den coolen Gadgets weiter (etwas, dass mir bei der aktuellen Version von 007 etwas fehlt) und endet mit einem passenden Bösewicht, samt geheimer Festung in den Bergen.

Action gibt es reichlich und wer Vaughns letzten Film kennt weiß, dass er ein Regisseur ist, der es drauf hat diese atemberaubend, spektakulär und trotzdem immer übersichtlich zu inszenieren. Um seine bisherigen Arbeiten zu übertreffen, inszeniert er dann gegen Ende auch gerne einmal zwei entsprechende Sequenzen parallel.

Das klingt vielleicht anstrengend und wäre es vermutlich auch bei einem anderen Regisseur, funktioniert hier aber tadellos. Damit der Zuschauer aber auch ja nicht vergisst, dass man hier einen Comic zur Vorlage hat, gibt es auch solche entsprechenden Momente. Wer den Film gesehen hat, weiß vermutlich welche ich meine und an den entsprechenden Stellen hatte ich das Gefühl, man hätte eine Seite des Comics ins Storyboard übernommen – einfach nur geil.

Was die Schauspieler betrifft, kann vor allem der Newcomer Taron Egerton als Eggsy überzeugen. Egerton ist hier in seiner ersten großen Rolle zu sehen und seine Verwandlung vom Loser, der vor allem mit seinen schwierigen Familienverhältnissen kämpft, zum Agenten, ist erstklassig gelungen. Ganz nebenbei kann er auch scheinbar problemlos mit Colin Firth und Co mithalten, was eine Leistung für sich ist.

Colin Firth (The Kings Speech) ist als Galahad nicht nur der perfekte Mentor, sondern auch der Ruhe- und Angelpunkt des Films. Etwas überraschend war dann, dass Firth in der Rolle des britischen Agenten auch in Actionszenen eine unglaublich gute Figur macht. Das war auch notwendig, den es gibt einige Momente in denen Firth beweisen muss, aus welchem Holz er bzw. Galahad geschnitzt ist.

Mark Strong (The Imitation Game) macht normalerweise als Bösewicht dem jeweiligen Helden das Leben schwer. Als Agent mit dem Codenamen Merlin fordert er die Kandidaten, die sich eine Stelle als Kingsman erhoffen, und ist für die technische Ausrüstung verantwortlich. Dabei hat Strong zwar vergleichsweise wenig zu tun, hat aber eine unglaubliche Präsenz.

Ebenfalls eine unglaubliche Präsenz hat Samuel L. Jackson (The Avengers) als Richmond Valentine. Valentine ist ein schräger Vogel mit einem Sprachfehler, dem beim Anblick von Blut schlecht wird. Dennoch hat man nie das Gefühl sich ungestraft über ihn lustig machen zu dürfen. Das liegt zum einen an seiner Handlangerin Gazelle und zum anderen daran, dass er das Ende der Menschheit plant.

Gazelle wird verkörpert von der momentan noch unbekannten Sofia Boutella. Boutella ist eine professionelle Tänzerin und dieser Umstand kommt ihr hier zu gute. Mit Gazelle sollte man sich besser nicht anlegen, denn bei mehreren Gelegenheiten teilt sie ihre Gegner regelrecht mit ihren zu Waffen umfunktionierten Beinprothesen in kleine Stückchen.

Alles in allem ist „Kingsman: The Secret Service“ der perfekte britische Spionage- und Agentenfilm. Die Geschichte ist bis zum Schluss spannend, die Action grandios und die Schauspieler, obwohl die Vergabe der Rollen zum Teil ungewöhnlich ist, durch die Bank großartig. Wem das nicht reicht der sei darauf hingewiesen, dass Mark Hamill (Star Wars) hier eine kleine Rolle übernimmt.

Was gibt es von meiner Seite sonst noch zu sagen? Mr. Vaughn können sie bitte eine Fortsetzung machen?

Der Film „Kingsman: The Secret Service“ bekommt 9,5/10 das Ende der Welt im letzten Moment stoppende Empfehlungspunkte.


3 thoughts on “Kingsman: The Secret Service (Filmkritik)

  1. Oh Mann, was für ein Ritt. Ich kann nur sagen: Matthew Vaughn hat es einfach drauf. Die nächsten Filme von ihm kann man sich, würde ich mal meinen, einfach ansehen ohne vorher irgendwas darüber zu wissen. Der Mann hat wohl einfach noch keinen einzigen schlechten Film gemacht (produziert schon, ich denke nur an Kick-Ass 2).

    Mittlerweile merkt man auch bereits seinen Stil bei den einzelnen Filmen (Kick-Ass, Kingsman) und die Art und Weise wie er Action choreografiert ist ja wohl einzigartig. Ich bin während der Kirchen-Szene fast vom Sessel gefallen – Mittlerweile rechnet man bei eine Film von Vaughn mit kompromissloser Action, aber das war für mich (trotz der gelungenen comicartigen Darstellung) trotzdem überraschend und positiv beeindruckend. Hat mich an die „Turn to nightvision“-Szene aus Kick-Ass erinnert, von der Intensität her).

    Hammerfilm! (und Jackson spielt GRANDIOS!)

  2. So: Als vierten nachgeholt. Ist schon ein ziemlich eigenständiger Mix, mit tollen visuellen Schauwerten, einem mich ansprechenden Humor und Performances, die perfekt für die Rollen passen. Egerton, Firth und Strong sind super und Mister Jackson und Mrs Boutella sind ihnen ebenbürtige Gegenspieler. Bin gespannt auf den zweiten Teil.

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