In Fear (Filmkritik)

Tom (Iain De Caestecker) hat Lucy (Alice Englert) zwar erst vor ein paar Wochen bei einer Party kennen gelernt, doch die Chemie zwischen beiden war an diesem Abend so gut, dass er sie spontan zu einem Musik-Festival nach Irland einladet. Während der Reise in Tom´s Auto, eröffnet er Lucy, dass sie einen Tag zu früh dran sind und er ein wunderschönes Hotel gebucht hat, um gemeinsam dort die Nacht zu verbringen. Nach kurzem Zögern sagt sie schließlich zu.

Nachdem sie jedoch die ersten Tafeln des Hotels gefunden haben und diese von den Eintragungen auf der Karte abweichen, fängt die Nacht an, ungemütlich zu werden. Nicht nur dass der schmale Waldweg scheinbar einem Labyrinth gleich immer wieder zum Ausgangsort führt aber nicht zum Ziel, sind sich die beiden immer sicherer, dass sie hier nicht alleine sind und ihr bzw. ihre Verfolger, ihnen nicht unbedingt freundlich gesinnt sind.

In Fear

Regisseur Jeremy Lovering hat sein Geld bis jetzt hauptsächlich mit dem Inszenieren einiger Folgen von diversen Fernsehserien (aktuell gerade „Sherlock„) und Dokumentationen verdient. Dies alleine wäre jetzt noch kein klares Indiz für oder gegen seine Qualitäten doch leider fällt bei seinem Spielfilm-Debut auf, dass er – obwohl „In Fear“ bereits nach 85 Minuten vorbei ist – eindeutig kürzere Formate gewohnt ist und er somit die Spannung nicht durchgehend aufrecht erhalten kann.

Für einen Independent-Thriller mit kleinem Budget, im Prinzip nur drei Darstellern und einer Handlung, die zu großen Teilen ausschließlich in einem Auto statt findet, hat Lovering aber seine Sache insgesamt gar nicht schlecht und vor allem ambitioniert gemacht. Das liegt vor allem an einem zwar nicht neuen, aber nur selten angewendeten Experiment. Den Schauspielern wurde nämlich jeweils nur eine gewisse Richtung vorgegeben, in der die Story gehen wird, doch genaue Dialoge oder Informationen darüber was als nächstes passieren würde, wurden von der Regie keine gegeben.

Dies führt zu Performances, die in ihrer Natürlichkeit nur schwer zu überbieten sind, da für mich klar die Grenzen zwischen Schauspiel und echten Emotionen verschwimmen. Natürlich ist man als Zuschauer durch diese Vorabinformation schon ausreichend manipuliert, um gerade diese Tatsache positiv zu erleben und hervor zu heben, jedoch wirken vor allem die Szenen zwischen den beiden Protagonisten so spontan und nicht gestellt, dass man diesen eigenen Charme sicherlich auch spürt, wenn man nicht über die genaue Machart bescheid weiß.

Iain De Caestecker (Agents of SHIELD) als Tom ist eher der schüchterne Typ als der Draufgänger, eben ein durch und durch normaler Typ, der einfach seinen Mut zusammen genommen hat, um ein ihm nicht mehr aus dem Kopf gehendes Mädchen, auf einen Trip einzuladen. Alice Englert (Beautiful Creatures) als Lucy ist da etwas verspielter, aber im Prinzip genau so zurück haltend und hat einfach Lust auf ein kleines Abenteuer. Allen Leech (Grand Piano) schließlich als Max spielt den Verletzten, den sie auflesen auf ihrer Irrfahrt und er hatte sichtlich Spaß mit seiner im Prinzip durchgehend undurchschaubaren Rolle.

Die Irrfahrt durch den Wald wird mit eigenständigen und auch gekonnt eine unheimliche Stimmung erzeugenden Kamera-Einstellungen angereichert und die Musik zerrt teilweise auf eine fast surreale Weise, schon stark an den Nerven. Leider können auch diese Tatsachen nicht verhindern, dass nach ein paar Runden im Kreis fahren, in denen sichtlich die Geduld und die Nerven der beiden „Helden“ immer weiter strapaziert werden, die Luft etwas draußen ist. Auch die rar gesäten Schockmomente und die langsam ansteigende Ungemütlichkeit können zwar überzeugen, doch irgendwie hat mir etwas gefehlt, dass mein Interesse durchgängig aufrecht erhalten hätte.

Erklärungen für die ganze Sache (ich werde jetzt nicht genauer drauf eingehen, da dies nicht ohne Spoiler ginge) bekommt man übrigens keine, auch für Charakterentwicklung – abgesehen von der Tatsache, dass das Verhalten unter Extremsituationen gezeigt wird, was in weiterer Folge aber nicht wirklich im Film den Charakter/Menschen sicher verändern würde – ist kein Platz und das Ende, auch wenn es mir mutig und nicht ohne Reiz erscheint, ist mir doch etwas zu abrupt und lässt sicherlich einige Wünsche beim Betrachter unbefriedigt zurück.

Insgesamt für mich ein kleiner Thriller, der wohl eine perfekt spannende Episode einer Serie ergeben hätte, doch auf Spielfilmlänge aufgeblasen etwas unter dem völligen Vertrauen auf die eigene „Inszenierungs-Idee“ leidet. Die Darsteller sind toll, die Erzählweise ist trotz der Improvisation angenehm flüssig und wenn brutale Szenen vorkommen, dann fühlen sich diese an wie ein Schlag in die Magengrube. Übrigens: Wenn man sich hier nicht völlig auf den Film einlässt, oder statt Grusel vielleicht Horror erwartet, dann wird man sicherlich vom Endergebnis ziemlich enttäuscht werden.

„In Fear“ bekommt von mir 6,5/10 vom schmalen Weg abkommende Empfehlungspunkte.


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