The Blackcoat´s Daughter – February (Filmkritik)

Wie jeden Februar können die Mädchen eines katholischen Internats im Hinterland von New York, für eine Woche nach Hause fahren zu ihren Familien. Die Eltern von Kat (Kiernan Shipka) sind jedoch nicht erreichbar weshalb ihr erlaubt wird, noch ein paar Tage länger zu bleiben. Gesellschaft leistet ihr neben den beiden Aufsichtsschwestern nur Rose (Lucy Boynton), die ihren Eltern einen falschen Abreisetag gegeben hat, da sie noch persönliche Dinge regeln musste.

Neun Jahre später wartet eine sichtlich verlorene junge Dame namens Joan (Emma Roberts) in einer kalten Winternacht auf den Bus. Ein Mann namens Bill (James Remar) kommt vorbei und bietet ihr an, dass er und seine Frau sie ein Stück weit mitnehmen können. Sie willigt ein und erfährt im Laufe der Reise, dass das Ehepaar vor neun Jahren seine Tochter verloren hat, die auf grausame Art und Weise getötet wurde.

Dieser amerikanisch-kanadische Thriller ist das Regiedebüt von Schauspieler (Star Trek) und Drehbuchautor (Cold Comes the Night) Osgood „Oz“ Perkins, dem Sohn von Anthony Perkins, den Horror-Fans wohl immer als Norman Bates aus „Psycho“ in Erinnerung halten werden. Was Osgood hier aus seinem Drehbuch gemacht hat, kann man sicherlich nicht gerade als modernen Genre-Film bezeichnen und er wird die Leute klar in zwei Lager spalten, diese Tatsache muss aber nicht unbedingt eine schlechte Sache sein.

Es herrscht hier von der ersten Einstellung an eine ungemütliche Unsicherheit. Hier stimmt etwas nicht, man kann nicht genau festlegen was es ist, doch es kriecht langsam immer weiter und ist nicht aufzuhalten. Die dunklen Farben wirken trostlos, die Stimmung ist unheimlich und irgendetwas saugt hier den Protagonistinnen das wenig Lebendige aus, dass sie noch ausstrahlen. Die Atmosphäre ist durchgehend bedrückend und es gibt keinerlei Lichtblicke, die sie aufhellen würde.

Unterstützt wird dies zusätzlich durch einige Szenen, in denen keine Film-Musik zu hören ist. Reden die Figuren miteinander, dann gehen den verzögerten Antworten, oft Momente bedrückenden Schweigens voraus. Der Film wandert zwischen zwei Zeitebenen hin und her – keine Sorge, der Handlung kann man hier immer problemlos folgen – und lenkt dabei mittels Insert den Fokus auf eine der drei Hauptdamen. Egal wie elegisch inszeniert das Geschehen auch sein mag, irgendwann muss die Lage eskalieren, da ist man sich als Betrachter einfach sicher.

ACHTUNG SPOILER: Kat ist von einem Dämon besessen. Als dieser ausgetrieben wird, ist sie aber nicht froh, sondern wieder schrecklich einsam, wie sie es immer gewesen ist in ihrem Leben. Darum versucht sie, das einzige ihr bekannte „Heilmittel“ gegen die Einsamkeit wieder zu finden. Dieser Zugang zu diesem Thema war für mich neu, ich finde ihn einerseits psychologisch spannend, emotional jedoch fruchtbar traurig. Opfer in einer Beziehung zu bringen, bekommt da eine ganz andere Bedeutung. SPOILER ENDE.

Kiernan Shipka (Mad Men) spielt Kat als ein von der Außenwelt und den Menschen in ihrer Umgebung enttäuschtes Wesen. Wenn sie dann doch einmal lächelt, dann ist ist das beinahe beängstigend. Sie strahlt Verlorenheit aus, doch weder sie noch eine andere Person zeigen die Motivation, diesen Zustand zu ändern. Emma Roberts (Nerve) als Joan wirkt ebenso freudlos und in sich gekehrt, zusätzlich sind ihre Blicke und Gesten jedoch von angedeuteten schlimmen Ereignissen in den vergangenen Jahren geprägt.

Als Gegenpol funktioniert die dritte Dame im Bunde. Lucy Boynton (Don´t Knock Twice) als Rose ist ein „normales“ Mädchen (was angesichts der anderen Frauen richtig erfrischend ist), raucht, trifft Jungs auf Partys und umgeht gerne die Regeln des Heimes. Auch sie hat ihre Probleme, versteckt hinter ihrem einnehmenden Lächeln, doch sie würde diese schon lösen, wenn nicht allem was in der hier geschaffenen Welt lebendig ist, langsam aber sicher die Lebens-Energie ausgehen würde.

Insgesamt daher ein extrem entschleunigter Horrorfilm, der gänzlich ohne Action, Jump Scares oder schnelle Schnitte auskommt, mit ein paar Gewaltszenen, die von der Handlung her logisch sind, jedoch nie im Vordergrund stehen. Wie der gesamte Film ist auch die Auflösung sicherlich nicht für jeden bestimmt/stimmig, der Interpretationsspielraum, lädt jedoch geradezu zu Diskussionen ein. Ein interessanter Filmemacher ist Osgood auf jeden Fall. Seiner Linie ist er auch mit seinem zweiten Film „I Am The Pretty Thing That Lives In The House“ treu geblieben, jedoch für mich mit leider weniger erfolgreich.

„The Blackcoat´s Daughter“ bekommt von mir 8/10 die Einsamkeit temporär überwindende Empfehlungspunkte.


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