Arthur (Terence Stamp) ist ein grantiger Pensionist, der Tag für Tag eigentlich nur für seine geliebte Frau Marion (Vanessa Redgrave) aufsteht. Im Prinzip kann er ihre Sing-Treffen mit anderen älteren Menschen unter der Leitung der Musiklehrerin Elizabeth (Gemma Arterton) nicht ausstehen, doch weil seine Marion schwer krank ist, erfüllt er ihr immer wieder den Wunsch, sie hin zu bringen und anschliessend wieder abzuholen.
Als Marion schließlich verstirbt, hat Arthur keinen Lebenswillen mehr. Durch die Hartnäckigkeit von Elizabeth und um das Gedenken an seine Frau aufrecht zu erhalten, entschliesst er sich zunächst sehr zaghaft, auch an den Gesangstunden teilzunehmen. Gemeinsam wird so für einen grossen Wettbewerb trainiert, doch Arthur hat immer noch Probleme damit, über seinen Schatten zu springen. Wird der Auftritt letztendlich gelingen und wenn ja, wird Arthur seinen Song für Marion vortragen können bzw. das überhaupt noch wollen?
„Song for Marion“ oder „Unfinished Song“ wie er in Amerika betitelt wurde, ist ein britisch/deutsches Drama, mit einem großen Komödien-Anteil. Regie und Drehbuch stammen von Paul Andrew Williams, der bis jetzt eher für seine Thriller und Horrorfilme („The Cottage“, „Cherry Tree Lane“) bekannt war. Auch wenn er nicht gleich als die geeignetste Person für diesen Job erscheint fällt sofort auf, wie souverän hier die Mischung zwischen zu tiefst traurigen und unheimlich komischen Szenen gelingt und das Endergebnis immer stimmig bleibt.
Ein geistig gesunder alter Mensch ist ja vor allem eines: voll mit Lebenserfahrung und dadurch dementsprechend weise. Wenn dann im Film gemeinsam der Song „Let´s Talk About Sex“ aufgeführt wird, dann führt dies bei den Beteiligten einerseits zu etwas Wehmut, anderseits aber auch dazu, dass verloren geglaubte Kräfte organisiert werden, um dieses Lied mit der nötigen Energie zu füllen. Bezeichnend finde ich diesen speziellen Gefühlsmix dann auch für den gesamten Film.
Die Hauptperson aber ist natürlich Arthur, ein mürrischer alter Mann, der neben der Zuneigung zu seiner Enkeltochter, eigentlich in seinem Leben nur seine Frau liebt. Er braucht sonst aber auch nichts, denn nach eigenen aussagen ist er nicht der Typ dafür, Spass an Dingen zu haben. Mit seinem Sohn schimpft er meistens nur, die Freunde seiner Frau findet er lächerlich und überhaupt wird man bei der ganzen Singerei ja eh nur von den Menschen ausgelacht. Er will Marion schützen und schiesst dabei auch öfters über das Ziel hinaus.
So großartig Terence Stamp (Operation Walküre) auch schon ganz alleine ist, wirklich wunderbar ist er dann gemeinsam mit seiner Filmehefrau Vanessa Redgrave (Anonymus). Sie ist ein sehr herzlicher, gefühlsbetonter Mensch und wirkt trotz ihrer Krankheit um einiges lebendiger als ihr Mann. Dass dieser Kontrast trotzdem zu einer liebevollen Ehe führen kann, dass zeigen die beiden eindrucksvoll vor der Kamera. Es gibt da einige Szenen die angenehm unkitschig daher kommen und es trotzdem oder gerade deswegen ziemlich schwierig fällt, nicht an manchen Stellen als Zuschauer die eine oder andere Träne zu vergiessen.
Die eigentliche weibliche Hauptrolle hat aber Gemma Arterton (Kampf der Titanen) und die fand ich wirklich herrlich. Ganz anders als in anderen Rollen, wo sie entweder perfekt geschminkt (Prince of Persia) oder mit hautenger Kleidung (Hänsel und Gretel: Hexenjäger) mit ihrem Aussehen von ihrer Schauspielkunst ablenkt, darf sie hier endlich wieder mal natürlich sein. Wie sie ihre Rentnertruppe motiviert und ihnen hippe Bewegungen beibringt, ist einfach nur liebenswert. Ihre Figur der Elizabeth hat aber klar auch nicht nur fröhliche Seiten, denn neben den jungen Schülern und den Alten aus der Singgruppe bleibt ihr keine Zeit für Freunde und ein Liebesleben ist auch sozusagen nicht existent.
Auch eine eigene Kunst ist es ja, die Gesangseinlagen der Renter derart erfrischend komisch zu gestalten, ohne dabei lächerlich zu wirken. Rock´N Roll und HipHop geht nicht direkt hintereinander und schon gar nicht, wenn man schon weiße Haare und nicht mehr alle Zähne hat? Da habt ihr euch aber getäuscht. Ergreifend in der Inszenierung und der Performance sind dann auch als Kontrast, bzw. um die Bandbreite der Sing-Freude der Protagonisten zu zeigen, die zwei sagen wir mal der Einfachheit halber Liebeslieder, die Arthur und Marion jeweils für den anderen singen dürfen.
Insgesamt ist dies ein Film geworden, bei dem man lachen und weinen kann (und dies auch wirklich tut), wo traurige und extrem lustige Sequenzen sich die Hand geben und die Menschlichkeit dabei immer präsent ist. Am Ende stellt sich dann beinahe, trotz leichter Wehmut, das angenehme Gefühl eines Wohlfühlfilmes in der Bauchgegend ein. Das Leben hält eben seine Tiefschläge für Alle bereit und manchmal braucht man auch andere Menschen die einen daran erinnern, dass es trotzdem weiter geht, auch wenn man nicht gleich erkennen kann, in welcher Form das sein wird.
„Song für Marion“ bekommt von mir 8/10 durch Liebe und Musik neuen Lebenswillen schaffende Empfehlungspunkte.
Oh prima, das klingt überraschend gut. Hatte den Film eigentlich nur wegen Gemma auf meiner Liste… 🙂