The ABCs of Death (Filmkritik)

Das Alphabet von A bis Z. Jeder dieser 26 Buchstaben wird einem Regisseur zugeteilt. Jeder Buchstabe steht für ein Wort. Die Regisseure bekommen völlige künstlerische Freiheit um eine kurze Sequenz zu drehen, die dieses Wort als Grundthema hat und sich rund um den Tod dreht. Chaos? Irrsinn? Kunst? Langeweile? Hit? Flop? Was immer dabei rauskommt, das Ergebnis wird am Ende auf jeden Fall tödlich sein.

The ABCs of Death Film

Diese Horror-Anthologie, bei der Regisseure aus 15 verschiedenen Ländern beteiligt waren und unter anderem in der Originalfassung die Sprachen Spanisch, Indonesisch, Thailändisch, Japanisch, Französisch und natürlich Englisch zum Einsatz kommen, feierte ihre Premiere 2012 beim Toronto International Film Festival. Neben zahlreichen bei uns unbekannten Namen, saßen hier auch ein paar in der Vergangenheit schon durchaus positiv aufgefallene Menschen auf dem Regiestuhl.

Kaare Andrews (Altitude), sein Sohn ist übrigens das Kind auf dem Titelbild oben und spielt auch in seinem Kurzfilm mit, Jason Eisener (Hobo with a Shotgun), Xavier Gens (Frontiers) und Ti West (The Innkeepers) sind mit dabei und deren eigene Handschrift ist ziemlich gut erkennbar. Dass bei 26 Segmenten, die insgesamt ungefähr zwei Stunden dauern, die Qualität ziemlich schwankt, ist dabei völlig klar. Von „spannend ich will mehr“ über „was soll der Blödsinn“ und „gefällt mir einfach gar nicht“ bis hin zu „wirklich tolle Idee“ ist hier gefühlsmäßig beim Zusehen so ziemlich alles dabei.

Neben zahlreichen „normal“ gefilmten Beiträgen, kommt auch die Stop Motion Technik zum Einsatz, manchmal wird auch kein Wort gesprochen, nur Geräusche und die künstlerische Schnittfolge bestimmen dann das Geschehen. Zeichentrick darf natürlich auch nicht fehlen und die Grundstimmung schwankt von lustig überdreht bis hin zu schrecklich, grausam, krank und schwer auf die gut Laune drückend. Da ich nicht alle erwähnen will/kann, werd ich nun noch schnell ein paar Highlights bzw. Flops vorstellen.

L is for LIBIDO aus Indonesien von Timo Tjahjanto (Macabre): Für mich der mit Abstand krankeste Beitrag von allen (ja, dass heißt was im Angesicht der Konkurrenz). Es geht um eine Organisation, die jeweils zwei Männer gegeneinander antreten lässt. Auf der Bühne steht (anfangs) eine sexy Dame und die beiden Herren müssen sich selbst befriedigen, wer schneller seinen Höhepunkt erreicht hat überlebt, der andere stirbt. Was da dann in höheren Stufen noch so auf die Bühne geschafft wird, bringt nicht nur den Hauptcharakter zum Kotzen. Pfui, danach empfand ich den starken Drang Duschen gehen zu müssen, so schmutzig fühlt man sich dabei.

V is for VAGITUS (the cry of a newborn baby) von Kaare Andrews: Eine Dystopie voll mit unfruchtbaren Menschen, Killerrobotern, Untergrundkämpfern und einem geheimnisvollen Retter. Gefiel mir gut, schön klassisch, hätte ruhig länger sein können. Irre und ziemlich spaßig ist H is for HYDRO-ELECTRIC DIFFUSION, wo schöne Verkleidungen (Hund und Katz) zum Einsatz kommen, um die Amerikaner wieder mal die bösen Nazis vernichten zu lassen.

X is for XXL von Xavier Gens ist ein schöner und ziemlich blutiger Beitrag gegen den allgegenwärtig vorherrschenden Magerwahn und zeigt gut, wie dicke Menschen von der Gesellschaft in allen Bereichen ausgeschlossen werden. Y is for YOUNGBUCK von Jason Eisener zeigt wie brutal die Rache eines Jungen sein kann, der auf mehreren Ebenen missbraucht worden ist. Wie hier der kranke Bösewicht seinen Neigungen nachgibt (keine Angst, er ist allein in dieser einen bestimmten, „schwitzigen“ Szene) ist sowohl schauspielerisch als auch musikalisch beeindruckend ekelig und abstossend.

Dass einige künstlerisch anspruchsvollere Filmchen hier gescheitert sind, egal ob nun wegen mangelnder Aussagekraft, der faden Inszenierung, der zu kurzen Zeit oder der Reizüberflutung des Zuschauers durch all die neuen Eindrücke und die Japaner natürlich auch auf „Pfurzfetischismus“ (die Gase muss man doch lieben), „Riesendildokämpfe“ und -besonders mit Gemüse als Munition- schusskräftige Vaginas setzen, war dabei scheinbar unvermeidlich.

Was bleibt ist ein durchaus spannendes Experiment, das zwar nicht ganz neu ist, doch in dieser Form nur selten produziert wird. Neben ein paar echten Nullnummern, sind hier einige Hits dabei und manche Regisseure muss ich dabei für ihren Mut loben, obwohl ich der Ansicht bin, dass man wirklich nicht alles zeigen muss, was in letzter Instanz dann eh nicht passiert, was die eigene Fantasie aber (leider) fast noch mehr anregt. Einiges hier ist schnell vergessen bzw. man schaut sich das nie wieder an, ein paar Kurzfilme haben aber durchaus einen hohen Unterhaltungswert.

„The ABCs of Death“ bekommt von mir durchschnittlich (von 3 bis 9 Punkten ist alles dabei) 7/10 ziemlich abgründig kreative, aber mit einigen qualitativen Schwankungen kämpfen müssende Empfehlungspunkte.

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One thought on “The ABCs of Death (Filmkritik)

  1. Diese Zusammenstellung habe ich mir jetzt während der Fantasy Filmfest Nights nicht gegeben, ich bin halt auch einfach kein Freund von Kurzfilmen. Meine sonstigen FFN Begleiter/innen haben mich zu dieser Entscheidung beglückwünscht, die fanden die Filmchen mehrheitlich ziemlich schlecht. Gerade auch der von dir erwähnte L is for Libido hat für Ekel gesorgt.
    Vielleicht gibts den ja irgendwann auf DVD, dann werde ich auch mal reinschauen und mir selbst ein Bild machen, es scheinen ja immerhin einige sehenswerte Filme dabei gewesen zu sein.

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