Jonah Hex (Filmkritik)

Während des amerikanischen Bürgerkrieges kämpfte der Soldat Jonah Hex (Josh Brolin) voller Überzeugung auf der Seite der konföderierten Staaten von Amerika. Als jedoch sein kommandierender Offizier Quentin Turnbull (John Malkovich) den Auftrag gibt ein Krankenhaus niederzubrennen, stellt sich Hex gegen seine Einheit und tötet dabei in der Hitze des Gefechts Jeb, den Sohn seines Vorgesetzten. Turnbull revangiert sich daraufhin persönlich, indem er Hex gefangen nimmt und ihn beobachten lässt, wie seine Frau und seine Sohn im eigenen Haus hilflos verbrennen müssen.

Mit einem Brandmahl im Gesicht zum Sterben zurückgelassen, finden den mehr tot als lebendigen Hex ein paar einheimische Indianer, die ihn mit Hilfe ihrer Magie wieder ins Leben zurückholen können. Seit dieser Zeit besitzt Jonah die außergewöhnliche Fähigkeit, bei Berührung tote Menschen für kurze Zeit wieder aufwecken zu können um ihnen wertvolle Gehimnisse zu entlocken. Da Turnbull als verunfallt gilt, nützt Hex diese Gabe nun bei seiner neuen Aufgabe als Kopfgeldjäger, da ihm die Rache an dem Mörder seiner Familie nicht mehr möglich war. Als jedoch nach einiger Zeit Soldaten im Auftrag des Präsidenten auftauchen und Jonah in den offiziellen militärischen Dienst einberufen, um den auf wundersame Weise wieder aufgetauchten Turnbull zu stoppen, hat das Leben des Kopfgeldjägers endlich wieder einen Sinn- nämlich Rache.

Jonah Hex Face Film

Die Figur des Jonah Hex spielte bereits 1972 ihre erste Hauptrolle in einer Comicserie herausgegeben von DC Comics (Publisher von Batman, Superman, Wonder Woman, Green Lantern usw.). 2010 wagte sich Regisseur Jimmy Hayward, der zuvor bei zahlreichen Pixar Filmen (nämlich bei Toy Story 1 und 2, Das große Krabbeln, Monster AG, Findet Nemo) in der Animationsabteilung gearbeitet hatte und mit „Horton Hears a Who“ erst einen eigenen ebenfalls computeranimierten Film geschaffen hatte, an eine Realverfilmung.

Was daraus geworden ist? Ein von Kritikern gehasster und vom Publikum gemiedener Megaflop. Bei Produktionskosten von 47 Millionen Dollar spiellte der Film im Kino nur circa 10,5 Millionen wieder ein. Was ist nun genau schief gegangen bei diesem Projekt wollt ihr nun sicher wissen. Nun, um das zu verstehen sollte man auch noch daran denken, dass für das Drehbuch die „Crank“ Erfinder und Regisseure Mark Neveldine und Brian Taylor verantwortlich waren.

Einerseits mixt man nun die Erfahrung von Jimmy Hayward und sein Gespür dafür, wie Zeichentrickfiguren zu funktionieren haben, lässt dabei aber das für Pixar typische Gefühl und Herz bei den Charakteren völlig weg und vergisst, das hier ein Realfilm mit echten Menschen entstehen soll. Zweitens wird die Handlung nun „Crank-Style-mäßig“ schnell und ohne den Versuch irgendetwas zu erklären durchgepeitscht, was wiederum von der an sich tragischen Story und dem Versuch etwas Tiefe hineinzubringen völlig ausgebremst wird bzw. sich irritierend incoherent anfühlt.

Im Prinip also ein ganz normaler Summerblockbuster, keine Ahnung was die Leute damit für ein Problem haben. Natürlich geht alles zu schnell (mit Abspann ist der Spuk nach circa 81 Minuten vorbei), klar baut sich keine emotionale Bindung zu den Figuren auf und wer Logik sucht, der wird sie niemals finden. Mich hat das aber alles herzlich wenig gekümmert. Warum? Ganz einfach, weil ich leicht zu unterhalten bin wahrscheinlich. Die Darsteller sind lässig, die Sprüche cool, die Optik beeindruckend und die Musik fetzt ordentlich (Rock on, Cowboy!).

Josh Brolin in der Hauptrolle ist herrlich abgebrüht, völlig furchtlos und extrem cool. Besonders seine durch die Gesichtsverbrennung stark beeinträchtigte Stimme kommt echt authentisch rüber. Das zweite Highlight aus darstellerischer Sicht liefert Michael Fassbender, als die völlig amoralisch agierende und ziemlich durchgeknallte rechte Hand von Turnbull, ab. Von ihm hätte man gerne mehr gesehen, mit dieser Performance ist der wandlungsfähige deutsche Schauspieler meilenweit von seiner letzten Heldenrolle in „Centurion“ entfernt.

John Malkovich ist nicht schlecht, wirkt aber wenig motiviert. Megan Fox sieht zwar wieder mal echt fantastisch aus, ansonsten ist sie aber in ihrer Rolle als Prostituierte und Love Interest von Hex 100 prozentig austauschbar. Ansonsten gibt es noch einige Stars in Minirollen bzw. Cameoauftritten. Jeffrey Dean Morgan (Watchmen, The Losers, Supernatural-Serie) spielt fünf Minuten lang eine von Hex wiedererweckte Leiche. Wes Bentley (American Beauty, Ghost Rider) gibt für zwei kurze Augenblicke einen Adeligen und die Rolle des großartigen Michael Shannon (Bug, The Runaways), wurde leider gleich ganz aus dem Film herausgeschnitten und ist nur auf den Specials der DVD zu bewundern.

Die Musik stammt von der Heavy Metal Band Mastodon und rockt so gekonnt, dass man erfreulicherweise nicht zum Nachdenken kommt, was bei diesem Film nie auch nur ansatzweise das Ziel des Zusehers sein sollte. Effektmäßig gibt es nichts zu meckern, sieht alles ziemlich gestylt und gestochen scharf aus, auch atmosphärisch kommt die comichafte Westernstimmung ganz gut rüber.

Wer also einen rasanten, reinen Funfilm sehen möchte, der von der Substanz in etwa so daherkommt wie ein überlanges Musikvideo, der ist hier genau richtig. Wenigstens tun die Macher hier nicht so, als würden sie große Kunst bieten oder irgendeinen anderen Anspruch haben, als reine Unterhaltung abzuliefern. Verschenkte bzw. ausbauungsfähige Möglichkeiten? Die gibt es hier haufenweise, viel kurzlebigen Instant-Spass aber genau so.

Jonah Hex bekommt von mir 6/10 etwas zu ruckhaft schnell erzählte Empfehlungspunkte.


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