Missing (2023 Filmkritik)

Endlich alleine zu Hause. Natürlich verspricht June (Storm Reid) ihrer Mutter Grace (Nia Long), die sich mit ihrem neuen Freund ein paar Tage Urlaub gönnt, dass sie keinen Alkohol trinken wird und keine Partys feiert. Genau so verspricht sie, dass sie das Geld, das ihr ihre Mutter zur Sicherheit überwiesen hat, nur in Notfällen einsetzen wird. Beides ist natürlich eine Lüge.

Das schlimme Erwachen nach den Feierlichkeiten ist jedoch nicht der Kater am nächsten Morgen, sondern die Tatsache, dass ihre Mutter und ihr Begleiter nicht zum ausgemachten Zeitpunkt zurück gekommen sind. Keiner scheint etwas zu wissen und ihr Gepäck haben sie im Hotel zurück gelassen. Da ihr die Behörden zu langsam arbeiten beginnt June selbst mit den Nachforschungen und setzt dafür alle Mittel ein, die digitale Medien zu bieten haben…

„Missing“ ist das Regiedebüt von Nicholas D. Johnson und Will Merrick und ist eine Standalone Fortsetzung zu „Searching“, bei dem Sev Ohanian Regie geführt hat und die beiden Herren für den Schnitt verantwortlich waren. Außerdem gilt dies als geistige Fortführung von Run, wo es die gleiche Verteilung der Aufgaben gab. Das Besondere dabei ist, dass der gesamte Film nur mit Handys, Computer, Überwachungskameras und anderen digitalen Medien gefilmt wurde.

So entsteht freilich eine ganz eigene Atmosphäre, ähnlich wie bei einem Found Footage Film muss man sich dabei klar darauf einlassen. Dies fühlt sich dann weniger an wie ein Spielfilm, als vielmehr wie eine Dokumentation. Teilweise wurde ich sogar an FMV-Spiele wie etwa Night Book erinnert und wollte in die Handlung eingreifen bzw. Entscheidungen für die Protagonisten treffen. Wie ihr lesen könnt ist man da schon durchaus involviert, auch wenn die kalten, voyeuristischen Bilder, meist keine echten Emotionen aufkommen lassen.

Falls man sich dabei selbst nicht wie der heimliche Beobachter vorkommt, dann ist es zumindest wieder mal unheimlich, wie viel man mit Hilfe der modernen Medien über Menschen herausfinden kann und wie leicht sie auszuspionieren sind, einfach weil wir einen so großen Teil unseres Lebens online und am Computer und Handy führen. Ironischerweise macht diese Tatsache für die Handlung dann nicht nur Probleme, sondern liefert am Ende auch die Mittel zur Auflösung der Geschichte.

Dass die Kälte nicht regiert und man auch ein Gefühl für die Figuren bekommt, liegt vor allem an zwei Darstellern. Die Hauptverantwortung, weil sie fast in jeder Szene zu sehen ist, liegt klar bei Storm Reid (Der Unsichtbare) als June. Sie macht das richtig gut, wie ein „normaler“ junger Mensch zu agieren und dabei immer nachvollziehbar zu bleiben. Sie hat bereits einen Elternteil verloren und wird nun einfach alles geben, damit ihr das nicht noch einmal passiert.

Dabei wünscht man ihr als Zuschauer klar uneingeschränkten Erfolg. Manchmal muss man einfach ein Risiko eingehen und Menschen vertrauen, ohne sie zu kennen. Damit kommt Joaquim de Almeida (Fast & Furious Five) als Javi ins Spiel, der June nicht nur bei der Suche nach Anhaltspunkten zu einer wichtigen Stütze wird, sondern auch zu einem väterlichen Freund wird, mit dem sie über Verlust und Ängste reden kann. Das alles ist dabei spürbar und funktioniert dennoch nur online, ohne dass sich die beiden jemals live gesehen haben.

Wie es technisch gemacht ist, wie man erneut zum Nachdenken über uns gläserne Menschen kommt, wie es gespielt ist und auch Wärme in einer rauen Computer-Welt erzeugt wird, das habe ich hier geschätzt. Im Vergleich zu Found Footage Filmen, habe ich hiergegen auch keine Abneigung und ich habe den Film gerne als Abwechslung gesehen, aber diese Machart ist in Summe einfach nicht meine Weise, wie ich einen Film genießen möchte.

Einmal „etwas Anderes ansehen“, unter diesem Gesichtspunkt funktioniert dieser Cyberkrimi dann aber sehr gut und bleibt bis auf kleinere Schwächen auch spannend genug, dass man bis zum nicht ganz so überraschenden Twist am Ende, auch gerne auf die diversen Bildschirme starrt. Und die Hinweise auf Aliens, die so nebenbei auf den Computern als News eingestreut wurden, dafür bekommen die Macher durchaus einen weiteren, nerdigen Pluspunkt von mir.

„Searching“ bekommt von mir 6,5/10 alles was eine Internetverbindung hat, für sich einsetzende Empfehlungspunkte.


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