The Witcher: Blood Origin (Serienkritik)

Es herrscht Aufruhr im Land der Elfen. Verschiedene Clans hassen sich, bekriegen sich und wollen wenig bis nichts miteinander zu tun haben. Und wenn ja, dann geht es hauptsächlich darum, irgendwelche Intrigen zu schmieden oder sich den Schädel einzuschlagen.

Mittendrin ist Fjall (Laurence O’Fuarain), der leider den Fehler macht mit der falschen Frau zu schlafen und deshalb ins Exil geschickt wird. Dort trifft er auf „Die Lärche“ (Sophia Brown), eine Minnesängerin, die weltweit bekannt ist, die aber auch Hühnchen mit ihm zu rupfen hat.

Dann passiert ein Putsch und das ach so idyllische Elfenreich wird unterjocht. Von Elfen. Die ihre eigenen Familie umgebracht haben, um an die Macht zu kommen und – durch ein Dimensionstor weitere Welten zu erobern. Denn in einer dieser Welten wartet noch mehr Macht in Form von Magie.

Das kann man natürlich nicht so stehen lassen, also findet sich eine bunt gemischte Truppe, um die Übeltäter:innen zu stoppen …

Es ist Kunst. Anders kann man das nicht nennen. Kunst. Nämlich die Fähigkeit an sich gute Schauspieler:innen, wie hier zum Beispiel Michelle Yeoh dazu zu bringen, ganz schlecht zu spielen. Das schafft wirklich nicht jede:r. Aber die Macher:innen (tatsächlich sind es primär Macherinnen) haben es geschafft. Gratulation. Es sei denn natürlich die Idee hinter „Blood Origin“ war, eine gute, unterhaltsame und in sich stimmige Serie zu machen. Aber so, wie das hier geworden ist und aufgrund der großen Anzahl wirklich offensichtlicher(!) Mängel muss man ja fast davon ausgehen, dass es als Satire-Projekt geplant war. Ähnlich wie die „Resident Evil“-Serie (dazu ein anderes Mal mehr), denn das kann doch niemand wirklich ernst gemeint haben.

Tatsächlich gibt es genau zwei, ja zwei(!) Dinge, die am Ende dieser vierteiligen Mini-Serie positiv in meinem Kopf geblieben sind. Die eine Sache sind die Songs, die gesungen werden, denn die passen super, sind Mit-Sing-Hymnen und gehen gut ins Ohr. Also quasi die Gegenstücke zu den Songs von „Dandelion“ aus der „Witcher„-Serie. Oh, falls es jemand nicht weiß: „Blood Origin“ ist angeblich die Vorgeschichte zur eben erwähnten Serie und zeigt die Entstehung des ersten Wichters (tut sie nicht) und erklärt, warum es Monster und Magie in der Witcher-Welt gibt (naja, doch, irgendwie erklärt sie das schon).

Die zweite Sache hat einen Namen und spielt eine Zwergin namens Meldof. Konkret Francesca Mills, die tatsächlich den einzigen erwähnenswerten Charakter der Serie spielt. Die ersten Szenen mit ihr fand ich jetzt etwas seltsam, aber sobald sie mehr Aufmerksamkeit bekommt ist sie ein Hammer. („I wanted to sit there and watch you get eaten, but Gwen said you were special …“). Apropos Hammer. Der Name des Hammers ist Gwen. Und ja, da gibt es einen Grund dafür. Und ja, Meldof ist so irre, wie es klingt. Allerdings auf eine absolut sympathische Art und wie Francesca Mills sie anlegt … also, ich würde mir eine Serie mit Meldof als Hauptfigur tatsächlich ansehen.

Apropos Hauptfiguren: Die sind hier absolut zum Austauschen. Fjall und Éile, die sich anfangs hassen, sich aber irgendwie brauchen und am Ende lieben. Ui, wie unerwartet und neu. Dabei funktioniert das Prinzip sogar über die ersten eineinhalb Folgen ganz gut, wie ich fand. Nicht überraschend, aber zumindest gut solide. Solange es hauptsächlich diese beiden Figuren sind und man sich als Serie Zeit nimmt, die Interaktionen und Beweggründe mit ins Boot zu holen und zu zeigen, funktioniert die Sache für mich.

Mit dem Auftritt von Michelle Yeoh allerdings geht die Sache den Bach hinunter. Das liegt weniger an ihr, sondern daran, dass erstaunlicherweise plötzlich die Inszenierung und die Schnitte schlechter werden. Keine Ahnung. Vielleicht liegt es daran, dass die ja geplanten sechs Folgen auf vier gekürzt wurden. Theoretisch könnte das Material bis dahin ja gleiche gelassen worden sein (es wirkt stimmiger) und ab dem Zeitpunkt, wo es mehr als zwei Hauptcharaktere sind, hat man geschnitten was das Zeug hält. Zumindest wirkt es so.

Später kommen dann (bis auf Meldorf) völlig uninspiriert neue Figuren dazu, deren Namen ich euch nicht einmal sagen könnte (ich habe mir die Serie erst gestern fertig angesehen), weil sie belanglos und egal sind. Wirklich schlimm ist dann die letzte, also vierte Folge – da wird es dann richtig schlimm. Die Effekte sind auf einmal um ein vielfaches schlechter, die Schnitte mache Zeitsprünge (da sind 100%ig Teile aus Kämpfen rausgeschnitten worden, weil die Örtlichkeiten während des Kampfes plötzlich völlig andere sind, als sie eben noch waren) und auch Teile der Handlung fehlten. Nur als Beispiel ist da plötzlich ein riesiges Monster im Palast. Woher das auch immer kommt und was das auch immer dort macht. Das ist einfach da. Fertig.

Und von der „Verwandlung“ in den ersten Witcher bzw. wie diese Person aussieht und was sie macht … das ist bereits millionenfach anders und besser erzählt worden. Völlig uninspiriert. Schlimm, was man da in den Sand gesetzt hat. Und es hat mit „Witcher“ eigentlich nicht wirklich was zu tun.

Hätte theoretisch gut werden können, aber nun, leider nein. Auf ganz vielen Ebenen: Einfach NEIN.

„Witcher: Blood Origin“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen, einen Punkt für die erste Folge, den zweiten für die Songs, den dritten für Meldorf, bekommende Punkte.


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