Cocaine Bear (Filmkritik)

Wir schreiben das Jahr 1985 und befinden uns in einem Nationalpark in der Nähe von Georgia. Bei einem Abwurf von Kokain aus einem Flugzeug von Drogenbaron Syd (Ray Liotta), geht etwas schief und der Kurier stürzt ohnmächtig in seinen Tod. Die Polizei stellt eine Verbindung her, weswegen Syd einen seiner Leute gemeinsam mit seinem Sohn Eddie (Alden Ehrenreich) losschickt, um die quer durch den Park verteilten Drogenpakete wieder einzusammeln.

Gleichzeitig macht sich Krankenschwester Sari (Keri Russell) in Richtung Nationalpark auf, denn ihre Tochter und deren bester Freund haben die Schule geschwänzt um ein Bild von den Wasserfällen zu zeichnen. Sie alle haben jedoch die Rechnung ohne die Bärin gemacht, die bereits Teile des Kokains gefunden hat, es konsumiert hat, daran Gefallen gefunden hat und sie nun deshalb auf der Suche ist nach weiteren Paketen. Dass man ihr sich dabei nicht in den Weg stellen sollte, versteht sich freilich von selbst…

Am Anfang gibt es bei uns am Blog ja immer Hintergrundinfos. In diesem Fall geht es um Elizabeth Banks, die 2019 den woken 3 Engel für Charlie Flop gedreht hat und sich nun als Regisseurin zurück meldet. In Interviews haben wir von ihr gelernt, dass auch Damen coole, abgedrehte Filme machen können und darauf angesprochen wie es war, mit der nach den Dreharbeiten verstorbenen Schauspiellegende Ray Liotta zu drehen, hat sie gemeinst er war ein ganz angenehmer Kerl, der auch auf Anweisungen von Frauen hört. Ja, ganz toll Mrs. Banks, es muss also immer noch nur um sie gehen.

Bei der Story der hier koksenden Tiere, die lose auf der wahren Geschichte eines Bären basiert, der 34 Kilo Kokain gefressen hatte und daran natürlich gestorben ist, sind diese sich hinter der Kamera abspielenden Dinge, dann zum Glück nicht spürbar. Nur am Ende gibt es einen kurzen Moment der (allzu) starken alleinerziehenden Dame, die alle hilflosen Kinder und Männer (ist das nicht das gleiche) einsammelt und rettet. Aber egal, hier soll ja der Wahnsinn regieren und das tut er auch.

Vom Konzept her klar als Trash-Erlebnis angelegt, ist hier von der Produktion, über die Effekte bis hin zu den Darstellern klar alles weit über dem Niveau ähnlicher Creature-Features angelegt. Nein, die CGI-Momente sind bei weitem nicht immer perfekt, doch das wirkt sich eher bei abgetrennten Gliedmaßen der Opfer aus und weniger bei der Bärin selbst, die doch ehrlich in manchen Momenten richtig bedrohlich wirken kann.

Die Ansammlung an schrägen Charakteren, die großteils sowieso nur als Bärenfutter enden, ist dann dermaßen dicht, dass sie aus einem Film der Coen-Brüder (Hail, Caesar) stammen könnten. Ähnlich angesiedelt ist der Humor, der sich für die meisten Menschen wohl wie eine Glücksspiel anfühlen wird. Manche Gags sind einfach witzig, einige triefen von pechschwarzem Humor, dann wiederum sind ein paar so gar nicht witzig, einfach daneben und schlicht unlustig und plump.

Vor allem Alden Ehrenreich (Solo: A Star Wars Story) als Eddie ist wirklich unterhaltsam komisch, weil er seit dem Tod seiner Frau einfach so traurig ist, das ständig aus ihm heraus bricht und sein Umfeld nur selten weiß, wie es damit umgehen soll. Andererseits vernachlässigt er seinen Sohn dadurch, um den sich widerwillig ein herrlich schleimiger Drogenboss aka Großvater Ray Liotta (The River Murders) als Syd kümmert.

Wie manche andere Figuren agieren ist dann nicht durchgehend stimmig bzw. nachvollziehbar und am Ende bekommt nicht jeder was man als Zuschauer denkt, dass er verdient hat, aber in Summe wünscht man nicht jedem den Tod durch Bärenpfote, auch wenn Keri Russell (Antlers) als Sari zwar entschlossen ist, aber blass bleibt. Im Grunde ist die Bärin ja die Hauptakteurin und was Angriffe auf Bäumen, in Gebäuden oder als Verfolgungsjagd eines Autos betrifft, das ist effektiv und bewusst blutig, wobei man klar ein kopfschüttelndes Grinsen und kein Ekelgefühl erzeugen möchte.

Ein Film also für Freunde eigenwilliger Charaktere, die auf eine bestimmte Art von Humor setzen und von einem Kokain süchtigen Bären gejagt werden. Gemixt wird das Ganze dann noch mit expliziten Gewaltszenen zum Drüberstreuen. Am Papier ein toller Spaß für Genrefans, den die Schauspieler auch sichtlich haben. Vom Regiestil bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob Banks dies auch wirklich machen wollte bzw. mit Herz dabei war, oder einfach nur zeigen wollte, dass Frauen auch diese Art von Film machen können. Die Regie wirkt irgendwie „drüber stehend“ und nicht mittendrin oder voll dabei. Für mich in Summe zwar witzig, aber kein irrer Genre-Hit zum immer wieder Ansehen.

„Cocaine Bear“ bekommt von mir 6/10 hoffentlich bald den Weg zurück zum Honig findende Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.