The Witcher – Staffel 1 (Serienkritik)

Geralt von Riv(i)a (Henry Cavill) ist ein Hexer: Ein mutierter Mensch, der das Einweihungsritual überlebt hat und zum Monsterjäger ausgebildet wurde. Angeblich kennen Witcher (also Hexer) keine Gefühle. Das, und ihre Fähigkeit kleinere Zauber zu wirken als auch hilfreiche Elixiere zu brauen, macht sie zu perfekten Jägern. Außerdem sollten sie keine Skrupel haben. Hexer werden zwar für ihre Dienste bezahlt, tatsächlich jedoch von den meisten Menschen aufgrund ihrer Mutationen verabscheut und verachtet.

Yennefer (Anya Charlota) ist körperlich entstellt und wird von ihrer eigenen Familie verachtet. Als sie in einem Anfall von Panik unabsichtlich ihre Fähigkeit zur Teleportation enetdeckt, werden die Zauberer/innen auf sie aufmerksam, kaufen sie frei und wollen testen, ob sie tatsächlich die Macht zum Wirken von Zaubern hat oder ob es nur Zufall war. Nachdem Yennefer aber Macht gekostet hat, unterzieht auch sie sich einem Ritual und ihre Gelüste nach Macht werden immer größer … bis sie auf ihren Meister trifft.

Ciri (Freya Allan) ist die Tochter der Löwin von Cintra. Sie wird eines Tages herrschen. Jedoch wird Cintra von Nilfheim überfallen und quasi ausgelöscht. Ciri kann entkommen und ist seitdem auf der Suche nach Geralt von Riv(i)a, denn ihre sterbende Mutter gab ihr diesen Auftrag mit. Und die beiden verbindet mehr als sie denken …

Leserinnen und Leser dieses Blogs wissen es ja: Ich bin ein Witcher-Fan. Egal, ob wir jetzt von den drei Spielen von CD-Project reden (allen voran natürlich „Wild Hunt“ und seine Add-Ons) oder von den Romanen von Sapkowski. Mir gefallen die Charaktere, die dreckige Welt, die Beziehung zwischen Yennefer, Geralt und Ciri, als auch Triss. Mir gefällt, dass die Welt dort genauso dreckig ist wie in „Game Of Thrones“ ich darin allerdings Charaktere entdecke, die sympathisch sind und das Richtige tun wollen. Sogar immer wieder einmal selbstlos. Das beginnt bei Geralt selbst, geht über Yennefer und Triss bis hin zum Barden Dandelion.

Als die Serie angekündigt wurde und ich hörte, wer Geralt spielen sollte, da habe ich spontan jedes Interesse verloren. Nicht, dass Cavill („Man Of Steel„, „Codename U.N.C.L.E.„) kein guter Schauspieler wäre, aber Geralt? Nein. Einfach nein. Dann kam der erste Screentest und der war richtig schlecht. Und nach und nach kamen immer mehr Informationen und, nun, keine davon war wirklich gut. Meine Erwartungen waren also wirklich niedrig.

Vielleicht gefällt mir die Serie deshalb so gut. Zumindest die ersten drei Viertel davon. Showrunnerin Lauren Schmidt hat gute Arbeit bei den Drehbüchern geleistet und es geschafft die Kurzgeschichten auf Film zu bannen. Der Charakter von Geralt ist dabei fast perfekt getroffen. Meine Bedenken bzgl. Cavill waren rasch zerstreut und er ist einer der Gründe, warum die Serie für mich funktioniert, denn seine Interpretation von Geralt ist (von der Optik, die manchmal zu sehr „Schönling“ ist abgesehen), vor allem die Art wie er spricht, definitiv ein Treffer.

Die Geschichte im Hintergrund gibt sich ein bisschen zu viel Mühe intelligent zu sein, aber das stört nicht wirklich weiter, wie ich finde, zumal man rasch aufgrund der Charaktere dabei bleibt. Yennefer hat eine Hintergrundgeschichte bekommen, die ich erst nicht mochte, aber im Laufe der Zeit fand ich sie wirklich ziemlich gut. Einzig die Storyline von Ciri ist ein wenig langatmig geraten. Die hätte man meines Erachtens um einiges kürzen können.

Stichwort Drehbuch: Dass Geralt, je nachdem was die Story gerade braucht, fast unbesiegbar ist und dann wieder von „leichten“ Gegnern tödlich verwundert wird … seufz. Geschenkt. Ich bin Fan. Mir gefällt es. Ich drücke ein Auge zu.

Hardcore-Fans werden (und haben sich) sicher über ein paar Dinge beim Artdesign aufgeregt oder darüber, dass die finale Schlacht mäßig das zeigt, was man sich aus den Büchern ausgemalt hat. Soll sein. Nachdem es sich für mich um eine Interpretation handelt kann ich gut damit leben. Auch wenn das Ende ziemlich abrupt kommt.

Was die Effekte betrifft, die pendeln zwischen wirklich gut und gelungen und eher peinlich und Trashfilm-Niveau. Das liegt allerdings am eher geringen Budget und doch ambitionierten Plänen. Vielleicht kriegen sie für Staffel 2 ja ein wenig Kohle mehr.

Alles in allem hat die Schmidt doch tatsächlich den Tonfall und das Interagieren der Charaktere wunderbar getroffen und – Hand aufs Herz – wer bei den Dialogen von Jaskier (Dandelion) und Geralt nicht zumindest Grinsen muss, der oder die kann einen Bogen um die Serie machen.

Ich für meinen Teil bin positiv überrascht gewesen von den vielen tollen Momenten (Yennefer und ihre Entscheidung bzgl. Königin, die sie beschützen soll, Geralts Herz für Jaskier, als dieser zu ersticken droht etc), dass ich über die weniger gelungenen (ein Drache, der wohl besser in „Jurassic City“ gepasst hätte, weil er so mies aussieht, ein wenig zu oft das „Law Of Surprise“ eingebaut und wie oft kann man denn „Destiny“ erwähnen …) wohlwollend hinwegsehe.

Schade nur, dass der coolste Nebencharakter bereits während dem coolsten Schwertkampf der ganzen Staffel bereits in der ersten Folge wieder von der Bildfläche verschwindet.

„The Witcher – Staffel 1“ bekommt von mir 8 von 10 möglichen, mit Fanboy-Bonus von mir versehene, Punkte.


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