Mad Heidi (Filmkritik)

Heidi (Alice Lucy) führt ein friedliches Leben in den Bergen mit ihrem Großvater. Plötzlich ist es aber mit der Idylle vorbei, denn ihr Freund und ihr Opa werden umgebracht und sie wird gefangen genommen vom Kommandanten Knorr (Max Rüdlinger). Der wiederum arbeitet für den selbstverliebten und grausamen Präsidenten Meili (Casper Van Dien), der die Schweiz mit unbarmherziger Härte führt.

Dabei basiert seine Macht auf dem Verkauf von immer neuen Käsesorten, die sein Volk bei Bedarf auch gefügig machen oder zu „Supersoldaten“ mutieren lassen. Doch so schnell gibt Heidi nicht auf und nachdem ihr die Flucht gelingt, nimmt ihre Verwandlung zur Heldin ihren Lauf und sie ist bereit, diesem Käse eine Ende zu bereiten…

Dieses „Swisspoitation“ Crowdfunding-Projekt ist Trash-, Horror- und Exploitation-Film zugleich und die Realisierung ist größtenteils dem Geld der Fans zu verdanken, die dieses Projekt bereitwillig unterstützt haben. Regie führten Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein (Deadlocked) und gedreht wurde diese dystopische Version einer faschistischen Schweiz auf englisch (ein wenig schweizerisch wird eingestreut), um ein breiteres Publikum anzusprechen.

Übrigens begann die konkretere Story des Filmes und dessen Investition bereits im Jahr 2017 und schließlich wurde die Sache mit Hilfe von 538 Filmfans aus 19 Ländern auf die Beine gestellt – den sogenannten „Mad Investors“ – die dann je nach Höhe ihrer Spenden entweder direkt an den Einnahmen beteiligt wurden, kleine Rollen bekamen oder Gegenstände vom Set erhielten. Das alleine bringt den Verantwortlichen schon einen gehörigen Sympathiebonus ein, im Gegensatz zu Hollywood, die es neuerdings ja gerade zu lieben „toxische Fans“ zu attackieren.

Was man hier dann bekommt, kann man mit wenigen Worten so perfekt beschreiben: „Prepare for a pretty cheesy experience“. Hier ist einfach alles dabei, abgesehen von gutem Geschmack und genau so soll es auch sein. Die Parodie an sich beschränkt sich dabei nicht nur auf ein Genre, besonders das Action-Genre inklusive einer nicht enden wollenden Trainings-Montage, bekommt ihr Fett ab. Dabei funktioniert der Humor so gut, weil alle den vorherrschenden Wahnsinn hier so furchtbar ernst nehmen.

Wenn es dann mit dem Splatter/Gore losgeht, dann aber richtig. Dabei zerplatzen Köpfe, werden Brustkörbe aufgerissen und Menschen in der Mitte geteilt. Dass diese (großteils mit Oldschool-Effekten entstandenen) Momente nicht inflationär eingesetzt werden, liegt sicherlich auch am Budget, was sich aber als glückliche Fügung erweist, denn die Sache droht nie einfach im Blut zu ertrinken.

Was die Gags betrifft, nun die werden nach dem „es werden schon genug funktionieren Prinzip“ auf die Zuschauer losgelassen, was mich aber nicht weiter gestört hat, denn wie Laktose intolerante Menschen hier behandelt werden, wie man überhaupt alles rund um Käse so überstrapazieren kann und das affektiert schräge Verhalten sämtlicher Bösewichte macht in Summe einfach durchgehend Spaß. Hier punktet vor allem der Schweizer Max Rüdlinger (Olga) als Kommandant Knorr.

Moralisch jenseits von Gut und Böse, hat er viel zu viel Freude am Sadismus und Töten an sich und seine Sprüche…man liebt es einfach, ihn zu hassen. Casper Van Dien (Starship Troopers) als Meili ist voll in seinem Element, was soweit geht, dass ich sein Overacten voll und ganz als seine echte Persönlichkeit erlebt habe. Newcomerin Alice Lucy (Junction 9) als Heidi bringt diese perfekte Mischung aus frischer Unverbrauchtheit, aufkeimenden Kampfgeist und abgründiger Freude beim Besiegen ihrer Gegner mit, was sie zu einer Heldin macht, der man zujodeln, sorry, zujubeln möchte.

Insgesamt für mich ein sehr gewagter Trip, bei dem wohl keiner der Spender von dem Endresultat enttäuscht sein dürfte, da sie die Mischung auf sämtliche Bereiche bezogen, gut hinbekommen haben. Ähnlich wie zum Beispiel bei Iron Sky, wird man das hier inklusive sämtlicher Hommagen an Filmklassiker lieben, oder furchtbar geschmacklos finden und hassen. Wie dem auch sei, am Ende wird dann noch ein weiterer Teil angekündigt, mal sehen wieviel Geld hierfür auf die Beine gestellt werden kann.

„Mad Heidi“ bekommt von mir 8,5/10 veganen Käse als Feindbild etablierende Empfehlungpunkte.


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