Starship Troopers (Filmkritik)

Johnny Rico (Casper Van Dien) und seine Freundin Carmen (Denise Richards) sind das klassische High-School-Paar. Carmen will allerdings nach der Schule zum Militär, denn sie will Pilotin werden. Da sich Johnny nur schwer von ihr trennen kann, trägt er sich – vor allem, um sie zu beeindrucken – für den Militärdienst ein. Dieser erlaubt ihm, wenn er mehrere Jahre ableistet, auch wählen zu dürfen und würde ihm den Status „Bürger“ einbringen. Seine (reichen) Eltern sind damit überhaupt nicht einverstanden, aber wo die Liebe nunmal hinfällt.

Just zu dieser Zeit wird ein Anschlag auf die Förderation durchgeführt. Die Gegner? Eine Rasse außerirdischer Riesenkäfer, die einen Meteor so umgelenkt haben, dass er auf der Erde einschlägt. Rio wird völlig vernichtet. Jetzt wird es persönlich, denn auch Johnnys Eltern haben dort gelebt.

Leider haben die Nachrichtendienste falsche Informationen geliefert und die Käfer sind alles andere als dumm, sondern gut organisiert und der so genannte Gegenangriff wird zum Desaster …

Paul Verhoeven ist ja bekannt dafür, dass er nicht gerade zimperlich ist. Sein „Robocop“ hat Kultstatus (nicht zuletzt aufgrund der plakativen Brutalität) und „Basic Instinct“ ist ja wohl auch einer der bekannteren Filme auf dieser Welt. Über „Showgirls“ breiten wir jetzt mal den Mantel des Schweigens. Wobei er scheinbar mit „Elle“ wieder zu alter Stärke (und einem kontroversen Thema) zurückgefunden hat.

1997 jedenfalls hat der gute Mann Robert A. Henlein als Inspiration genommen und „Starship Troopers“ gedreht. Ein Film, der in der Ästhetik zu 100% vom dritten Reich inspiriert wurde. Damals gab es einen richtigen Aufruhr, so á la „Darf man das?“. Und ich kam aus dem Kino und war ein wenig verwundert, weil die Ästhetik ja doch sehr eindeutig ist, der Film das Thema „Drittes Reich“ bzw. „Kriegspropaganda“ oder gar „Faschismus“ überhaupt nicht aufgreift. Und dann habe ich den Film vor kurzem zum ersten Mal in englischer, ungeschnittener Originalfassung gesehen: Das ist ein komplett anderer Film.

So war die deutsche (und geschnittene) Synchro in Kombination mit dem Film eine stilsichere, mit coolen Artdesign (die Bugs sind genial!) versehene Sci-Fi-Action-Oper. Nicht mehr und nicht weniger. Cool. Blutig. Wild. Die Story ist nichts Besonderes, aber hey – es ist ein optisch großartiges Schlachtfest.

Und jetzt kenne ich die englische Version. DAS ist insofern ein anderer Film, als dass dieser Film eine ganz andere, politische und sozialkritische Botschaft hat, als die deutsche Übersetzung. Da wurden tatsächlich Aussagen, wie „Nur wer im Militär gedient hat, darf wählen gehen“ oder „Warst du nicht beim Militär, dann bist du kein Mensch“ entweder rausgeschnitten oder völlig anders übersetzt. VÖLLIG. ANDERS. Schräg. Irre. Und plötzlich ist es ein verdammt viel besserer Film – einfach, weil er plötzlich eine Botschaft hat, die auch diese „Drittes Reich“ Ästhetik begründet.

Es ist schwer zu erklären, was „Starship Troopers“ jetzt genau in dieser Form im Originalwortlaut ist. Für mich ist es jetzt eine Satire auf die Kriegsmaschine der USA (es wird im Film nie bestätigt, dass der Meteor tatsächlich von den Bugs in Richtung Erde geschossen wurde! Kommt euch bekannt vor?). Dazwischen die Rekrutierungsvideos, die immer wieder als Nachrichtensendung eingespielt werden und so ziemlich punktgenau die realen abbilden – nur, dass es dieses Mal um Käfer geht, anstatt um Menschen („Only a dead bug is a good bug!“ – erinnert nicht nur an den zweiten Weltkrieg sondern ist auch genauso gemeint. Und da wurden wie wir ja wissen, die Juden als Ungeziefer bezeichnet).

Paul Verhoevens Aussage war – nachdem er auf den Film veröffentlich hatte -, dass er mit dem Film zeigen wollte, dass jede Nation, die eine kriegstreibende Nation ist im Laufe der Zeit gezwungermaßen faschistisch wird. Davon kann man jetzt halten was man will – ich für meinen Teil war absolut positiv überrascht, dass ein Film, der mir als Actionfilm und vom Creature-Design her absolut Spaß gemacht hat, im Original sogar noch eine Message mitliefert.

Gleichzeitig war ich völlig entsetzt, denn da hat jemand wirklich diesen Film mit seiner antifaschistischen Aussage genommen und ihn jedweder Message beraubt. Warum? Das kann mir wohl niemand erklären. Die Aufregung über den Film finde ich jetzt verständlicher, den Vorwurf der Glorifizierung des Faschismus aber noch viel absurder.

„Starship Troopers“ ist der „Full Metal Jacket“ der Sci-Fi. Ein actionreicher Anti-Kriegsfilm, der sich dem Setting Sci-Fi bedient, um uns viel zu schöne Menschen hinzustellen, die selbst beim Sterben noch perfekt aussehen und damit die Legitimation von Krieg, Kriegsberichterstattung und Kriegspropaganda satirisch auf die Spitze treibt.

Von den SchauspielerInnen brauche ich nicht groß anfangen: Casper Van Dien war damals noch gut. Denise Richards war noch nicht abgemagert, aber schon aufgespritzt. Neil Patrick Harris ziemlich arrogant schleimig. Clancy Brown cool wie immer. Michael Ironside noch viel cooler. Und Dina Meyer als Dizzy Flores das Herz des Films.

„Starship Troopers“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, in deutscher Interpretation mindestens einen Punkt weniger, Punkte


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