Tim (Justice Smith) hat seinen Vater seit Jahren nicht gesehen. Nun ist er während eines Einsatzes gestorben, als Held im Polizeidienst. Das alles beschäftigt Tim jedoch wenig, er will nur so schnell wie möglich die Wohnung seines Vaters ausräumen. Dort angekommen trifft er auf ein Pikachu Pokemon (gesprochen von Ryan Reynolds) und es scheint eine ganz spezielle Verbindung zu Tim zu haben.
Es kann nämlich sprechen und nur Tim kann es verstehen. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten machen sich die beiden schließlich gemeinsam auf, das Geheimnis rund um den „Unfall“ seines Vaters zu lösen. Dabei bekommen sie Unterstützung von der aufstrebenden Reporterin Lucy (Kathryn Newton), die genau wie Tim Fläschchen eines Stoffes gefunden hat, der Pokemon temporär sehr aggressiv machen kann.
An Pokemon-Spielen, Zeichentrick-Filmen und dem dazu gehörigen Merchandise, haben die Verantwortlichen Milliarden verdient. Ich persönlich habe nie eines der Spiele gespielt, doch diese erste Realverfilmung von Rob Letterman (Gänsehaut) mit dem Wohl beliebtesten Pokemon überhaupt in der Hauptrolle, lockt auch Menschen an, die bisher nichts mit dem Franchise zu tun hatten.
Die Rede ist natürlich von Ryan Reynolds, der Pikachu spricht und dabei näher an seiner Deadpool-Performance dran ist, als man es vermuten hätte können. Dabei bleibt der Wortwitz natürlich immer jugendfrei, wobei einige Gags durchaus grenzwertig sein sollen und Erwachsene bei diesen durchaus mehr (oder aus anderen Gründen) lachen könnten, als ihre Kinder. Diese Performance an sich ist bereits eine feine Sache, doch hier sind noch viel mehr Dinge stimmig.
In Wirklichkeit ist man als Fan ja hier wegen der Pokemon und da kann ich nur sagen: Respekt wie diese nahtlos in unsere Welt eingebunden sind und wie sie natürlich neben den Menschen leben und mit ihnen zusammen arbeiten. Diese Welt fühlt sich neu und frisch an und neben einigen klaren Fanservice-Szenen und Easter Eggs, die nur echte Kenner als diese erkennen, macht man sich auf charmante Art sogar über sich selbst lustig.
Neben diesen „oberflächlicheren“ Schauwerten, ist die Geschichte geerdet durch die Charaktere. Da gibt es dann Drama, echte Emotionen und eine gemeinsame Weiterentwicklung (nein, ich meine keine Evolution eines Pokemon) bzw. Annäherung. Neben Reynolds Sprüchen und den Pokemon, ist die Beziehung zwischen Pikachu und Tim das dritte Standbein dieses Abenteuers, dass somit weit weniger oberflächlich oder kindisch ist, als man erwarten hätte können.
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Story an sich gewöhnlich ist und man ihr sehr leicht folgen kann, zumindest bis zum Finale hin und dem damit verbundenen Twist. Angeblich ist dies laut der berüchtigten „rotten tomatoes“ Seite, sogar die am besten bewertete Videospiel-Verfilmung aller Zeiten. Was wiederum scheinbar nichts mit einer möglichen Fortsetzung zu tun hat, denn die wurde bereits vor dem Release im Jänner angekündigt.
Neben Ryan Reynolds (Killer´s Bodyguard) und seiner pointierten und sehr witzigen Performance (deshalb den Film auf englisch schauen wer kann) überzeugen auch die beiden Jungstars. Die Wandlung von Justice Smith (Jurassic World: Fallen Kingdom) als passiver Außenseiter Tim, hin zum aktiv am Leben teilnehmenden versteckten Helden, ist schön und sehr glaubhaft gespielt. Charmant und kämpferisch steht ihm Kathryn Newton (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) als Lucy zur Seite, somit müssen sich die menschlichen Darsteller, nicht hinter den Pokemon verstecken.
Insgesamt somit für Fans, Neulinge und Ryan Reynolds Freunde gleichermaßen ein großer Spaß, der nicht mehr tun will als gut zu unterhalten und das tut er auch sehr gekonnt und spricht dabei mehr unterschiedliche Gefühle an, als man zunächst vermutet hätte. Das Setup für eine Fortsetzung ist ebenfalls spannend, da die Sache sicherlich unter anderen Voraussetzungen als dieses Mal ablaufen wird. Warum? Dafür müsst ihr euch den Film schon selbst ansehen.
„Pokemon Detective Pikachu“ bekommt von mir 8/10 Batman als weltbesten Detektiv Konkurrenz machende Empfehlungspunkte.