Sean (Daniel Radcliffe) hat ein Problem. Er ist als Drogenkurier unterwegs, um Geld für seine kranke Frau Jen (Grace Gummer) aufzutreiben. Die hat Eierstock-Krebs und gerade das gemeinsame Kind verloren. Nicht nur die Emotionen liegen deswegen blank, auch die Gefahr durch seinen illegalen Weg an Geld zu kommen, sind nicht gerade klein.
Hinzu kommt, dass er gleichzeitig als Spitzel für die Behörden unterwegs ist. Während Jen nichts von den Aktivitäten ihres Mannes ahnt, verfolgen sowohl die Behörden eigene Pläne und ändern die Bedingungen, als auch die Dealer, die zu drastischen Mitteln greifen, um die Kooperation von Sean zu sichern…
Der schwedische Regisseur Jesper Ganslandt (Blondie, The Ape) war mir bisher kein Begriff, sehr wohl aber dafür Hauptdarsteller Daniel Radcliffe. Der arbeitet ja seit dem Ende der Harry Potter Reihe konsequent daran, sich von diesem doch sehr prägenden Image frei zu spielen. Als Kurier (man achte hier wieder mal auf die sehr direkte Übersetzung des Original-Titels) trägt er hier beinahe den ganzen Film alleine auf seinen Schultern.
Das liegt daran, dass über weite Strecken – abgesehen von kurzen Rückblicken und dem Finale – der Film nur im Cockpit des Fliegers spielt, mit dem er unterwegs ist. So eine Beschränkung auf einen kleinen Raum und nur eine Identifikationsfigur birgt ja immer die Gefahr, auch Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Wenn dich zum Beispiel genau diese Figur nicht interessiert, dann hat der Film verloren. Zusätzlich wäre es auch ratsam, für Auflockerungen zu sorgen.
Was hier zum Glück auf jeden Fall nicht passiert, ist dass man Sean nicht sympathisch findet. Er liebt seine Frau, ist jedoch überfordert mit der aktuellen Situation und sucht die schnelle, jedoch gefährliche Lösung. Emotional wird man hinein gezogen, durch die Telefonate mit Jen während des Fluges. Man lernt ihn kennen, seine Beziehung und die Beweggründe für seine Aktionen. Spannung entsteht daher vor allem durch die Verlustangst bzw. die Angst zu scheitern.
Nebenbei gilt es Gespräche sowohl mit den Behörden als auch den Dealern zu meistern, dabei das richitge Headset zu benutzen, die Namen zu kennen und sich ja nicht zu verplappern. So gelingt es streckenweise recht gut, sich als Zuschauer in Seans verzwickte, klaustrophobische Lage zu versetzen, auch weil es Nacht ist und Dauernebel die Lüfte beherrscht. Von den Gefühlen wird man somit abgeholt – wenn man bereit ist sich darauf einzulassen – viel passiert abgesehen von den Telefonaten jedoch nicht.
Auch wenn man also drinnen ist in der Handlung, geht der Inszenierung teilweise etwas die Luft aus. Das Finale selbst ist dann im Prinzip extrem unspektakulär, obwohl man zu diesem Zeitpunkt nicht wissen kann, ob die Sache gut oder schlecht ausgeht. Es wirkt einfach so, als wäre beides möglich. Sehr gut, sonst wäre dieses Projekt ja sowieso zum Scheitern verurteilt gewesen, macht seine Sache Daniel Radcliffe (Victor Frankenstein).
Als Sean ist er handlungsbedingt meist gestresst, versucht sich selbst zu beruhigen, schimpft oder öffnet sich den Tränen nahe für seine Gefühle. Seine Verzweiflung wirkt ehrlich, seine Fehlentscheidungen haben ihn geprägt, er ist einfach ein normaler Kerl, der will, dass für seine Familie alles gut wird. Grace Gummer (Mr. Robot) als Jen spielt vor allem diese Zerrissenheit toll, bei der sie ihren Mann in der einen Sekunde wegstossen will, in der nächsten umarmen möchte.
Insgesamt daher ein kleiner Film, der von der Machart durchaus auch ein Risiko darstellt und Radcliffe gekonnt als erwachsenen Darsteller präsentiert. Die Sache hat spannende Teile, emotionale, jedoch gesellen sich auch „wann passiert endlich etwas“ Passagen dazu und die Ansammlung von unsympathischen, oft gesichtslosen Stimmen, gegen die hätte ich mir am Ende einen gewaltigeren Befreiungsschlag gewünscht. Zur einmaligen Sichtung und für Radcliffe Fans aber durchaus eine Empfehlung, man sollte sich jedoch keine Highlights erwarten.
„Beast of Burden“ bekommt von mir 6/10 das Paket mehr oder weniger sicher ans Ziel bringende Empfehlungspunkte.
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