Als junge Mutter hatte Jess (Katee Sackhoff) viele Probleme, von denen das größte sicherlich ihr Drogenkonsum war. Deshalb hat sie damals auch schweren Herzens ihre Tochter in ein Heim gegeben, da sie dachte, es wäre das Beste für sie. Jahre später ist sie verheiratet, hat viel Geld und ihr Leben in den Griff bekommen. Das einzige was fehlt zu ihrem Glück ist ihre Tochter Chloe (Lucy Boynton), die mittlerweile zu einer jungen Dame herangewachsen ist.
Erste Versuche ein Gespräch zu führen und ein mögliches gemeinsames Leben in der Zukunft zu planen, scheitern wegen Chloe´s Ablehnung. Plötzlich steht sie jedoch eines Nachts vor der Türe ihre Mutter und möchte ein paar Tage bei ihr bleiben. Doch sie ist nicht alleine. Irgendetwas verfolgt sie, ein Wesen, nicht aus dieser Welt und es wird nicht stoppen, bevor es Chloe in die Finger bekommen hat. Ist die Liebe ihrer Mutter stark genug sie vor den Klauen des Dämons zu beschützen?
Regisseur Caradog W. James konnte zuletzt mit seinem Film „The Machine“ auf sich aufmerksam machen. Nun meldet er sich zurück mit einem Abenteuer, dass man wohl durchaus als Prototyp für einen perfekten Gruselabend mit Freunden bezeichnen kann. Dabei werden sowohl Klassiker als auch aktuelle Werke wie „Insidious“ oder „Lights Out“ zitiert und sämtliche bekannte Stilmittel des Genres werden ausgenutzt. Nur weil man mit diesen Zutaten arbeitet, kommt dabei aber natürlich nicht automatisch ein guter oder schlechter Film dabei heraus.
Bei „Don´t Knock Twice“ haben für mich dann am Ende doch die positiven Aspekte überwogen. Ja, er ist ein klares Instant-Produkt, subtil und langsam, ist ganz was anderes. Eine rund herum rotierende Kamera-Fahrt, bei der der Reihe nach alle Lichter ausgehen, Blut kommt aus dem Waschbecken und dann folgen auch schon die langen Finger des Wesens. Hallende Soundeffekte, stöhnende Stimmen, verlockende Aufforderungen doch lieber weg zu laufen. Ein Soundtrack, der an den Nerven zerrt.
Das alles ist bekannt, überraschen kann – und ich würde mal behaupten will – das Gezeigte wohl keinen Freund des Genres mehr, jedoch als Trip-Erlebnis unterhaltsam ist es durchgehend ohne Pause und streckenweise auch schön gruselig spannend. Zumal das Ganze geerdet wird von den Performances und der Chemie zwischen Boynton und Sackhoff, denen scheinbar niemand gesagt hat, dass der Film gar nicht so gut ist (bzw. anspruchsvoll), wie die beiden spielen. Dass jede wichtige Figur hier irgendwas manisches zu besitzen scheint, verstärkt zusätzlich die eigenartige Spannung in der Luft.
Nun muss ich noch kurz zu den Jump Scares was loswerden. Es gibt ja ganz allgemein gesprochen, die echten – der Killer greift an – und die falschen – das Geräusch war nur irgendein Tier. Bei beiden soll sich der Zuschauer auch erschrecken. Bei diesem Film wurde jedoch eine Kameraperspektive gewählt, bei der sich jeweils klar „nur“ die beteiligte Filmfigur erschrecken soll. Das fand ich hier irgendwie erfrischend und auch anders, auch wenn es wohl ein Detail ist, das nicht jedem gleich auffallen wird.
Bei Katee Sackhoff (Oculus) als Jess kann man von der ersten Minute an von ihrem Gesicht ablesen, dass sie ihre vergangenen Fehler bereut und ihren Selbsthass wohl nicht durchgehend unter Kontrolle hat. Dafür scheint sie nun stark genug zu sein, Probleme nicht mehr mit Drogen/Alkohol zu lösen und sich der größten Herausforderung überhaupt zu stellen und das ist die Liebe zu ihrer Tochter in der gemeinsamen Beziehung auszuleben. Dabei wirkt sie durch ihre Zerrissenheit nicht schwach, sondern eher umso stärker.
Lucy Boynton (The Blackcoats Daughter) als Chloe ist ihre schwierige Kindheit ins Gesicht geschrieben. Sie ist zwar rebellisch, aber nicht auf die unsympathische Art, man versteht einfach, wo ihre Unzufriedenheit herkommt. Wie sie und ihre Mutter sich beim ersten Treffen ansehen, das ist so ein Moment ohne Worte, in dem sogar ein Blinder spüren würde, dass da Spannung im Raum ist. Gemeinsam sind sie stark (auf die Performance bezogen), aber Boynton schafft es auch alleine ihrer an sich einfachen Rolle, verlorenes und auch kämpferisches Leben einzuhauchen.
Insgesamt daher wieder mal ein Film aus einer Kategorie, die ich gerne als „Instant-Produkt“ bezeichne. Zügig erzählt, den eigenen Geist entlastend, mit Bildern und Musik vorrangig darauf ausgelegt, mitzureissen. Zusätzlich sind die beiden Hauptdamen stärker in ihren Rollen als man auf Grund des Genres erwarten hätte können. Keine Überraschungen, dafür jedoch auch keine Langeweile. Einzig der abrupte Schluss ist mir negativ in Erinnerung geblieben, auch wenn ich verstehen kann, warum der Film genau zu diesem Zeitpunkt aufhört.
„Don´t Knock Twice“ bekommt von mir 7/10 einmal zu oft auf Holz klopfende Empfehlungspunkte.
[amazon template=multinational&asin=B01MQO4X7J,B01N1KE25Z]