Während des zweiten Weltkrieges bereitet den alliierten Streitkräften der scheinbar unknackbare Enigma-Code Kopfzerbrechen. Alan Turing (Benedict Cumberbatch) ist ein hochbegabter Mathematiker, der weniger am großen Krieg interessiert ist, als vielmehr das größte Rätsel seiner Zeit zu lösen.
Dieser Film basiert auf der Biographie „Alan Turing – Enigma“. Graham Moore schreib, basierend auf dieser Biographie, das Drehbuch zu „The Imitation Game“, dass im Jahre 2011 auf der Black List Hollywoods (eine Art Best-Of-Liste unverfilmter Drehbücher) landete. Auch wenn im Laufe der Handlung gezeigtes quasi als Tatsache verkauft wird, hat sich Moore einige künstlerische Freiheiten erlaubt.
So soll seine Beziehung mit Kollegin Joan Clarke (gespielt von Keira Knightley) falsch dargestellt worden sein. Auch soll die Tatsache, dass sich ein russischer Spion in Turings Team befunden haben soll, mehr oder weniger frei erfunden sein. Moore selbst gab in einem Interview an, er wollte, dass sich die Geschichte nicht so anfühlt, als würde sie sich am entsprechenden Wikipedia-Artikel orientieren.
Stattdessen sollte der Film voller Leidenschaft und Emotionen sein – etwas dass er zweifelsohne geschafft hat. Dennoch hat der Film meiner Meinung nach gewisse erzählerische Schwächen, die dem Umstand zuzuschreiben sind, dass der Film seine Geschichte auf mehreren Ebenen zu erzählen versucht. Da gibt es die Geschichte um Alan Turing, der mit seinem Team den Enigma-Code zu knacken versuche, die Geschichte um den jungen Alan Turing, der in der Schule ein Einzelgänger ist und Gefühle für seinen einzigen Freund entwickelt und die Berichterstattungen bezüglich des Krieges.
Während die Berichterstattung rund um Kriegsgeschehnisse unbedingt eine Verbindung zu Turings Arbeit herstellen will, und das diese von immenser Bedeutung war ist nicht zu leugnen, doch wirkt vor allem der Blick zurück in dessen junge Jahre, komplett deplatziert. Hier bringt man den derzeit noch unbekannten Alex Lawther in die unangenehme Situation, sich mit niemand geringeren als Benedict Cumberbatch messen zu müssen – in so einer Situation kann man nur verlieren.
Zusätzlich ist die Ähnlichkeit zwischen den beiden quasi nicht existent und dieser Handlungsstrang für die weiteren Ereignisse (bis auf die Tatsache, dass er seine Maschine nach seinem besten Freund aus Kindestagen benennt) eigentlich irrelevant. Die eigentliche Hauptgeschichte lebt dann, wie weiter oben angedeutet, von Emotionen und Leidenschaft und das sogar ziemlich gut.
Auch wenn ich hier vermutlich kleinlich wirke, so hätte ich mir zu Turings Maschine etwas mehr technisches Hintergrundwissen gewünscht. Zwar lässt der den Zuschauer wissen, dass es für einen Menschen zig Millionen Jahre dauern würde, sämtliche Kombinationen des Enigma Codes auszuprobieren, aber wenn „The Wolf of Wallstreet“ es schafft finanzielle Sachverhalte sinngemäß mit „… es war nicht legal, aber wir habe einen Haufen Geld verdient …“ zu beschreiben, wäre es vermutlich auch hier gegangen, ohne sich zu sehr in technischen Details zu verlieren.
Des Weiteren bin ich der Meinung, dass der Film zu früh endet. Damit meine ich weniger die Laufzeit von knapp zwei Stunden als vielmehr die Tatsache, dass der Film zu dem Zeitpunkt endet, als Turings Homosexualität aufgedeckt wird. Die Tatsache, dass im Abspann erwähnt wird, dass Turing kurze Zeit später Selbstmord begangen hat, wirkt genauso feige wie die Tatsache, dass die Repressalien, die Turing auf Grund seiner sexuellen Orientierung erdulden musste, kaum thematisiert werden (wo es doch ein zentrales Thema des Films sein sollte?).
Warum der Film dann dennoch funktioniert, ist in erster Linie den beiden Hauptdarstellern zu verdanken. Wenn man an einen britischen Schauspieler denkt, der gerne Rollen übernimmt, die neben ihrer Intelligenz durch eine gewisses Arroganz glänzen, kommt einem üblicherweise Benedict Cumberbatch (ist besser, in allem als Khan – „Star Trek: Into Darkness„) in den Sinn.
Auch wenn seine Interpretation der Rolle von Alan Turing auf dem ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit den Charakteren zu haben scheint, die er sonst spielt, ist dem nicht so. Cumberbatch verschwindet regelrecht hinter seiner Darstellung des intelligenten, sozial anders wirkenden (unter anderem hat er ähnlich wie Drax aus „Guardians of the Galaxy“ Probleme mit Redewendungen) und (man verzeihe mir den Ausdruck) leicht tuntig wirkenden Mathematikers.
Keira Knightley (Jack Ryan: Shadow Recruit) schafft es ihrer Rolle als Joan Clarke eine subtile Liebenswürdigkeit zu verpassen, die dafür sorgt, dass man sie gerne haben muss. Auch wenn die Verbindung zwischen Turing und Clarke scheinbar der Fantasie des Drehbuchautors entspringt, so funktioniert sie erstklassig. Zwar wird aus offensichtlichen Gründen auf Romantik verzichtet, und dennoch vermittelt man perfekt, dass sich hier zwei Menschen gefunden haben, die eine immense Freundschaft verbindet.
Deren Kollegen gehen dann, obwohl sie ihre Sache ausgezeichnet machen, durch die Bank regelrecht unter. Einzig Mark Strong (Welcome to the Punch) kann hier beweisen, dass er eine gewisse Präsenz besitzt, auch wenn er keinen Bösewicht spielt. Etwas das noch erwähnt werden sollte, ist die Tatsache, dass man es optisch erstklassig schafft die 40er und 50er Jahre einzufangen. Unterstützt wird dieses Feeling dann noch durch einen erstklassigen Soundtrack.
Alles in allem ist „The Imitation Game“ ein interessanter Einblick in das Leben eines Mannes, der einen nicht unwesentlichen Teil zur zeitnahen Beendigung des zweiten Weltkrieges beigetragen hat. Zwar gelingt dieses Unterfangen wenn es um das Problem des unknackbaren Enigma-Codes geht, versagt aber dann wenn es darum geht, was es bedeutet hat homosexuell zu sein in einer Zeit, wo dies als Illegal galt.
Der Film „The Imitation Game“ bekommt dennoch 8/10 den Code gerade noch knackende Empfehlungspunkte.