Honig im Kopf (Filmkritik)

Tildas (Emma Schweiger) Großvater (Dieter Hallervorden) ist wirklich alt geworden. Sie mag ihn sehr gerne, aber in letzter Zeit ist er wenig komisch geworden. Er macht so seltsame Sachen und kann sich an gar nicht mehr so viel erinnern. Er verwechselt Sachen, Worte fehlen ihm und alleine zu wohnen scheint gar nicht mehr so einfach zu sein für ihn. Also beschließt ihr Papa Niko (Til Schweiger), dass der werte Herr bei ihnen einziehen kann, aber das schafft mehr Probleme als es löst. Also sieht sich Niko (auch auf Wunsch seiner Frau hin) um einen Heimplatz um. Als Tilda das erfährt beschließt sie, dass sie mit Großpapa noch eine letze Reise macht – dahin, wo er seine Frau kennen gelernt hat: Venedig. Ohne ihren Eltern etwas davon zu erzählen macht sich die Kleine mit ihrem Opa auf die Reise …

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Also offen gesprochen hat sich Til Schweiger in den letzen Jahren bzgl. seiner Filme in meiner Auffassung nicht unbedingt nach oben gearbeitet. Fand ich „Barfuss“ noch sehr berührend und war „KeinOhrHasen“ streckenweise wirklich zum Brüllen komisch, so fand ich „ZweiOhrKüken“ die meiste Zeit über nur peinlich und über „Kokowäh“ und ähnliche Dinge, will ich gar nicht viel sprechen. Die beste Rolle, die der Schweiger bis dato hatte, war in „Inglorious Basterds“, weil er da nicht viel spielen musste.

Also war meine Erwartungshaltung was „Honig im Kopf“ betrifft nicht gerade das, was der Durchschnittsmensch als „hoch“ bezeichnen würde. Vielleicht wurde ich genau deshalb positiv überrascht, denn der Film zeigt eine brutale Realität doch zu einem großen Teil sehr ungeschminkt. Ich kann auch jetzt gar nicht sagen, inwiefern der Film als Komödie zu bezeichnen ist, denn viele Szenen sind zwar an sich lustig anzusehen, aber bei genauerem Nachdenken darüber wird einem unweigerlich Angst und Bange, denn so will schließlich niemand von uns enden. Alzheimer bzw. Demenz ist eben kein Kindergeburtstag. Da ist die Erzählweise durch die Augen von Emma durchaus eine gute Idee gewesen, denn da Emma den Film erzählt, braucht es keine genauen Aussagen, sondern einfach die „Kinderversionen“ davon. Daher auch der Titel des Films: „Das ist als ob man Honig im Kopf habe. Man weiß, dass man das weiß, aber es bleibt im Kopf kleben wie Honig und kommt nicht raus.“.

Dass der Film über weite Strecken (bis zur Hälfte und dann die letzten paar Minuten) wirklich zu berühren weiß, liegt zu 90% an Dieter Hallervorden, der berühmte Komiker spielt hier die Rolle seines Lebens. Keine Ahnung, wie wenig Herz man haben muss, um den Mann nicht einfach nur echt und traurig zu finden – brillant. Wirklich. Keine Ahnung, wie viel unsere LeserInnen bereits mit Demenz zu tun hatten, aber Hallervorden bringt die Sache dermaßen korrekt und perfekt rüber, dass es mir beim Zusehen mehrmals die Tränen in die Augen gedrückt hat. Vor allem jene Szenen, als er „lichte Momente“ hat und sich bewusst ist, dass er alles vergißt sind wirklich ergreifend.

Umso schlimmer, das die zweite Hälfte des Films ein dämliches, überstrapaziertes und noch dazu absolut unglaubwürdiges Feel-Good-Roadmovie ist, dass an Kitschszenen und billigen Hurra-Momenten kaum zu überbieten ist. Bei so viel Kitsch ist mir mehr als einmal körperlich schlecht geworden. Das hat mir fast den gesamten Film versaut und alle Vorurteile, die ich gegen Schweiger-Filme hatte, wurden in dieser Hälfte klar bestätigt. Ganz abgesehen von den unnötigen sexuellen Witzen im Film, die zwar streckenweise durchaus witzig waren, aber nicht richtig in den kindgerechten Film passen mögen. Schade.

Emma Schweiger spielt gut, ich war nicht begeistert, aber grundsätzlich konnte ich nichts an ihrem Spiel finden, das mich irritiert hätte. Til Schweiger selbst hält sich angenehm im Hintergrund und ich glaubte zu Träumen, als es da eine „Ich liebe dich“-Szene gibt und der gute Til doch tatsächlich zu weinen beginnt und – das ist das irre daran – ich ihm das total geglaubt habe. Der Mann kann ja dann doch, wenn er will.

Was er aber absolut nicht kann, der gute Mann, ist Filmschnitt. Den hat er laut Credits selbst gemacht und bitte – Hr. Schweiger – sollten Sie das hier lesen – tun Sie das nicht mehr. Der Film ist streckenweise kaum ansehbar, weil so rasch und schnell geschnitten wird, dass Transformers dagegen teilweise wie ein Film in Zeitlupt wirkt. Nämlich bei Dialogen! Das muss man sich mal vorstellen. Ich habe mitgezählt: Alle zwei Sekunden ein Schnitt. Und das ist ein Durchschnittswert. Das hat mehr als einmal einen Moment so richtig versaut. Bereits am Anfang des Films gibt es einfach nur Szenerie und auch da wird. Alle. Zwei. Sekunden. Geschnitten. Das ist schwer auszuhalten, zumal es wirklich anstrengend ist und eine Unruhe in den Film bringt, die absolut nicht nötig gewesen wäre.

Außerdem ist er zu lange geraten. Zwei Stunden sind einfach zu viel (vor allem mit dem Schnitt) und – wie oben erwähnt – die zweite Hälfte des Films ist über weite Strecken ohnehin zu vergessen. Dafür ist die erste Hälfte wirklich super und berührend und ein großartiger Dieter Hallervorden lenkt bis zu einem gewissen Grad von der wirklich untragbar kitischigen zweiten Hälfte ab.

„Honig im Kopf“ bekommt von 6 von 10 möglichen, einen berührenden, gelungenen Start durch eine völlig banale, austauschbare zweite Filmhälfte kaputt machende, Punkte.

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