Savaged (Filmkritik)

Für die gehörlose Zoe (Amanda Adrienne) geht ein Traum in Erfüllung, sie fährt alleine auf einen Road Trip quer durch die mexikanische Wüste, um mit ihrem Freund zusammen zu ziehen. Als sie jedoch Zeugin einer Menschenjagd auf Indianer wird, die Trey (Rodney Rowland) und seine Freunde veranstalten, fällt auch sie den Killern in die Hände und wird nach einigen Misshandlungen, schließlich zum Sterben in der Wüste vergraben.

Dort findet sie ein alter Indianer-Schamane, der mittels eines mysteriösen Rituals, Zoe´s Seele wieder mit ihrem Körper vereinen will. Ihre Rachegedanken führen aber dazu, dass sich auch ein zweiter Geist in ihrem Körper einnistet, nämlich der eines gefürchteten Apache-Anführers. Zoe hat zwar nicht viel Zeit, bis ihr geschundener Körper der Belastung nicht mehr standhalten kann, doch sie wird ihre zweite Chance nutzen und jeden einzelnen ihrer Peiniger würdig für deren Taten bestrafen.

Savaged

Die digitalen Effekte, die Tonmischung, die Kamera, der Schnitt, das Drehbuch und schließlich die Regie, es gibt so gut wie keinen Bereich, für den Regisseur Michael S. Ojeda bei seinem ersten Film, ausserhalb seiner Arbeiten für das Fernsehen, nicht verantwortlich war. Gedreht wurde großteils rund um eine stillgelegte Goldmine in der Nähe von Los Angeles, das Budget war gering und es waren einige Gefallen von verschiedensten Menschen nötig, um das Projekt schließlich fertig zu stellen.

Ich muss schon sagen, der Aufwand hat sich gelohnt. Auf dem Cover wird mit der Tagline „I Spit on your Grave trifft auf The Crow“ geworben, was nur zur Hälfte stimmt, denn der Qualen leiden/Vergewaltigung erdulden Teil, wird erfreulicherweise auf ein Minimum reduziert, die Kamera blendet bald genug weg, was aber nichts an der Verachtung für die Täter mindert, die ihre Aktionen beim Zuschauer auslösen. Eher schon stimmt der Vergleich mit dem untoten Krähenmann, auch wenn dieser unter leicht abgewandelten Bedingungen seine Rache ausübt.

Ojeda nimmt hier gekonnt bekannte Versatzstücke und setzt sie zu einem individuellen Mix wieder zusammen. Schön spürbar und nur schwer mit Worten zu beschreiben ist das Grundgefühl, dass es sich hier nicht um eine lieblos heruntergekurbelte Auftragsarbeit handelt, sondern um ein echtes Herzensprojekt des Hauptverantwortlichen. Der „sepia-ähnliche“ Farbfilter, mit all den kühlen Gelb- und Grüntönen gemixt, die bewegte Kamera mit den zahlreichen Perspektiven-Wechsel und den dosiert eingesetzten Unschärfen, hier wird sehr bewusst darauf geachtet, dass die alptraumhafte Geschichte wie ein grausames Märchen daher kommt.

Großartig ist die mir völlig unbekannte Amanda Adrienne, die in den wenigen Szenen vor ihrem Martyrium diese gewisse Lebensfreude ausstrahlt, die ich nur von Menschen aus dem echten Leben kenne, die aus einem offensichtlichen Handicap (in diesem konkreten Fall Gehörlosigkeit und fast keine Sprache), eine Kraftquelle und Lebensfreude gewonnen haben, die ansteckend wirkt. Um so mehr schmerzt es dann, wenn sie leiden muss und ihr alles genommen wird. Ihr Look als Untote ist irgendwie engelsgleich von der Gestik her, in den ruhigen Momenten und dämonisch vom Aussehen her, bei ihren Racheaktionen. Und am Ende musste ich dann fast noch weinen, dass hat sie wirklich toll hinbekommen.

Subtil zu sein, war hier eindeutig keines der Ziele der Filmemacher und so sind die Schurken einfach nur bösartig, sadistisch und abgestumpft, ohne die geringsten Grautöne. Rassist, Hinterwäldler und Psychopath, eine Mischung, die zwar sehr gut zusammen passt, aber ziemlich gefährlich ist. Vor allem Rodney Rowland (Space 2063) als Anführer Trey hat sichtlich seine Freude daran, die unmenschlichen Verhaltensweisen seiner Familie hochleben zu lassen. Dafür darf er schließlich sogar seine Kettensäge in den Kampf gegen Schwert und Tomahawk führen, auch nicht etwas, dass man alle Tage zu sehen bekommt.

Ja, bei den CGI-Effekten sieht man zwar eindeutig das geringe Budget, doch irgendwie schaffen es der Schnitt und die Farbgebung dann doch, dass sogar diese Szenen besser wegkommen, als es hätte sein können. Die Oldschool Gore-Effekte hingegen sind teilweise echt überzeugend, auf der anderen Seite manchmal den völligen Over the Top Aktionen angepasst. Seilziehen mit den eigenen Darmschlingen spielen? Kopf abhacken, Pfeil in den Hals, Herz heraus schneiden, der Indianer in Zoe leistet ganze Arbeit und macht ihre Rache zu einem blutigen und vor allem spaßigen Spektakel für Genre-Fans.

Insgesamt ein Film der sehr schön zeigt, dass Liebe zum Material nie schaden kann und der Regisseur hier wirklich sein ganzen Herz (nicht wörtlich gemeint) reingepackt hat. Die eigenwillige Inszenierung und die beiden tollen Hauptdarsteller trösten dann auch über die paar Szenen hinweg, in denen der Geister-Indianer erscheint und ein paar Waffen aus dem Boden schweben. Für mich waren diese Sequenzen noch in Ordnung, doch könnten sie dem einen oder anderen Zuschauer, durchaus auch lächerlich bzw. unpassend vorgekommen sein. Bin auf jeden Fall gespannt, was Ojeda und Adrienne in Zukunft für Projekte planen.

„Savaged“ bekommt von mir 8/10 stupiden Menschenfeinden, dass wenig vorhandene Gehirn zerquetschende Empfehlungspunkte.


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