65 (Filmkritik)

Vor 65 Millionen Jahren ist ein Raumschiff auf einer zwei Jahre andauernden Mission unterwegs. Als ein unerwarteter Meteoriten-Schauer das Schiff trifft, schafft Mills (Adam Driver), der Pilot des Vehikels, gerade noch eine Notlandung (aka eine Bruchlandung) auf einem unbekannten Planeten. Sämtliche sich im künstlichen Tiefschlaf befindlichen Personen, kommen dabei ums Leben. Das glaubt Mills zumindest zunächst.

Ein Lebenszeichen wird ihm dann doch noch angezeigt, wobei es sich um die junge Koa (Ariana Greenblatt) handelt, die nicht seine Sprache spricht. Dennoch können sich die beiden verständigen und machen sich kurz darauf auf den Weg zu der einige Kilometer entfernten, abgestürzten Rettungskapsel, damit sie diesen Planeten verlassen können. Dabei haben sie jedoch ein gewaltiges Problem und zwar in Form von Dinosauriern…

Scott Beck und Bryan Woods schreiben gerne Drehbücher zusammen (A Quiet Place) und manchmal führen sie dann auch gleich Regie (Halloween Haunt). Genau das ist auch bei „65“ der Fall, der an den Kinokassen eher durchgefallen ist und gleich wurde über die zu starke Konkurrenz (etwa Scream 6) oder die mangelnde Starpower diskutiert. Es könnte aber auch einfach nur der Fall sein, dass sich dies hier trotz der hohen technischen Qualität, eher beliebig und emotional etwas kalt anfühlt.

Die Idee, dass die Handlung vor 65 Millionen Jahren auf der Erde spielt setzt zunächst mal voraus, dass man an die Evolutionstheorie glaubt. Oder auch nicht, denn dass damals Menschen auf anderen Planeten gelebt haben, die auch schon Raumschiffe gehabt haben, da ist der Anspruch was Realismus anbelangt, sicherlich kein großer gewesen. Das ist auch nicht das Problem, vielmehr fühlt sich dieser Umstand wie ein Gimmick an, aus dem abgesehen von der Tatsache dass es so ist, nichts gemacht wurde.

Es wird ein Creature-Feature Mensch gegen Monster daraus, dass sich dafür in allen technischen Belangen auf höherem Niveau bewegt (ok, was CGI betrifft, ginge es stellenweise noch besser), weit weg von den zahlreichen Genre-Vertretern aus dem Trash-Bereich. Dennoch ist der einzige Grund, warum sich das nicht völlig beliebig anfühlt, die Sehgewohnheit der Zuschauer. Soll heißen für die Momente, wo „Jurassic Park“ Gefühle hochkommen, haben die Macher nichts beigetragen, dafür muss ich mir die Filme unabhängig selbst angesehen haben.

Dafür ist es ein richtiger Spaß und man fühlt sich wie ein großer Kind, dass mit einem Sci-Fi Gewehr auf Dinosaurier schießt? Nein, auch das ist nicht der Fall, denn auf Humor jeglicher Art, wurde fast vollkommen verzichtet. Abgesehen von der Action und der nebenbei laufenden Minimalhandlung (von A nach B laufen, um nach Hause fliegen zu können), regiert passend zur Atmosphäre nämlich das Drama.

Zwei Menschen, die geliebte Menschen verloren haben und gegenseitig zu etwas wie einer Familie werden. Man spürt dabei die Intentionen der Macher, es lässt einem aber dennoch irgendwie erstaunlich kalt. An den Darstellern liegt es nicht wirklich. Adam Driver (BlackKklansman) als Mills macht seine Sache gut, vor allem dieses „Gründe suchen, warum er weiter machen soll“ und dann „das sich daran klammern, weil er es gefunden hat“, ist unmissverständlich in seinem Gesicht zu lesen.

Ariana Greenblatt (Love and Monsters) als Koa ist richtig stark darin, zwischen kindlichem Verhalten und dem über sich Hinauswachsen zu wechseln, was auch darin resultiert, dass sie Mills mehr als einmal das Leben rettet und nicht nur umgekehrt. Emotional berührt dann am Meisten Chloe Coleman (Dungeons and Dragons) als Mills Tochter, infantile Lebensfreude vs „unheilbare“ Krankheit ist einfach nie schön anzusehen, vor allem wenn es so glaubhaft vermittelt wird.

Insgesamt also ein sehr gut gespielter, kurzweiliger, auch immer wieder spannender (nicht durchgehend) und die Dinos effektiv angreifen lassender Film, der es aber nur mit wenigen Momenten schafft, eine emotionale Verbindung zum Publikum herzustellen. Zur einmaligen Sichtung ist das schon so in Ordnung und Greenblatt und Coleman beweisen erneut, dass sie es schon als Kids draufhaben und durchaus das Zeug haben, als Erwachsene zu Stars zu avancieren.

„65“ bekommt von mir 6,5/10 loslassen lernen müssende Empfehlungspunkte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.