Das Dschungelbuch 2 – The Jungle Book 2 (Filmkritik)

Nachdem Mowgli seinen Weg in die Menschensiedlung gefunden hat, hat er sich auch eingelebt. Er hat die Sprache gelernt und verbringt seine Zeit im Kreise seiner „neuen Familie“. Durch einen Streit allerdings, beschließt er, in den Dschungel zurückzukehren, da er ohnehin seine alten Freunde sehr vermisst.

Das freut natürlich Baloo am allermeisten, denn sein „kleiner Bär“ ist immer noch sein bester Freund. Also nimmt dieser ihn mit offenen Armen auf und zeigt ihm, was sich in den Jahren im Dschungel so getan hat und das in seiner Welt immer noch die „Gemütlichkeit“ regiert, nicht so wie der Stress in der Menschensiedlung.

Aber seine neue Familie gibt ihn nicht auf, und so folgen Ranjan und Shanti ihm in den Dschungel, um ihn zu suchen und zur Vernunft zu bringen. Dumm nur, dass auch eine große, gestreifte Katze wieder da ist. Und die hat mit Mowgli noch eine Rechnung offen …

In den meisten Fällen sind Fortsetzungen zu erfolgreichen Disney-Streifen ja Filme, die direkt auf DVD erscheinen, oder es gibt eine Tonne Spin-Offs in Form von TV-Serien (siehe „König der Löwen“). Im Fall von „Dschungelbuch 2“, welcher im Jahr 2003 erschienen ist, war es immerhin so, dass der Film in die Kinos kam, wo er – naturgemäß – quasi gefloppt ist. Zumindest was die Erwartungen der Macher:innen betrifft. Laut IMDB hat der Film bei 40 Millionen Produktionskosten weltweit knappe 186 Millionen gespielt. Klingt für mich jetzt (Marketing-Budget inkludiert) nicht unbedingt nach einem Flop, aber hey – was weiß ich schon.

Im Grunde ist es ja so, dass wir alle wissen, dass zweite Teile von Disney-Filmen (fast) immer halbherzig und eher mau daher kommen („Lion King 2“), aber es gibt auch Ausnahmen, meistens solche Filme bei denen man von Studioseite keine Erwartung zu haben schien und deshalb die Macher:innen einfach ein wenig werken und experimentieren lässt („Lion King 3“, im Original übrigens als „The Lion King 1 1/2“ bezeichnet, was es viel besser trifft), die dann doch überraschend gut sind.

„Das Dschungelbuch 2“ reiht sich da irgendwie in der Mitte ein. Es ist kein Film, den man im Kino gesehen haben muss, aber das gilt natürlich in der heutigen Zeit auch für den ersten Teil – für sowas würde man nicht mehr ins Kino gehen. Das funktioniert Zuhause genauso gut. Und das weiß ich mittlerweile (als Vater) sehr gut. Und es ist ja schön, wenn man sieht, wie die Kinder mit den alten Filmen (und der erste Dschungelbuch-Film ist erstaunlicherweise richtig, richtig gut gealtert und macht selbst mir immer noch Spaß) ihre Freude und ihren Spaß haben.

Für mich spannend war, dass der zweite Teile eine Geschichte erzählt, die tatsächlich interessant ist (natürlich geht die Story nicht sehr tief auf emotionaler Ebene, aber sie funktioniert) und es kommen die meisten Charaktere vom ersten Teil wieder vor, was nicht verwundern sollte.

Der Humor ist angenehm und auch auf Slapstick wird nicht verzichtet (ich sag nur: Kaa), aber auch so funktioniert der Unterhaltungswert. Es wird nicht langweilig. Auch wenn ich sagen muss, dass vermutich der erste Teil noch öfter geguckt werden wird als der zweite Teil. Dafür zündet er dann doch zu wenig. Aber immerhin dachte ich mir nach dem Ansehen überrascht: „Das war jetzt eigentlich wirklich unterhaltsam und in Ordnung“ (was ich mir beim „König der Löwen 2“ nicht dachte).

Die neuen Figuren sind nett und auch liebenswert, auch wenn man keine große Bindung aufbaut. Allerdings kann man sicher nicht anders, als ein Kleinkind, welches Kaa vermöbelt, weil die Schlange ihre Schwester mampfen will und dabei Gesten macht wie Herkules ja auch fast nur süß finden. (Randnotiz: Anders als in den Büchern und neueren Verfilmungen ist Kaa hier immer noch männlich).

Ja, die Musik hinkt dem ersten Teil nach, aber es hat ja auch wohl niemand erwartet, dass hier die A-Listen-Songs drin stecken, oder? Und wenn so ein Klassiker wie „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ im ersten Teil drin ist, dann kann der zweite Teil da schlichtweg aus Prinzip nicht mithalten. Außer natürlich, der Song wird wieder verwendet (was natürlich auch passiert).

Alles in allem macht „Dschungelbuch 2“ vieles richtig, wiederholt möglicherweise ein bisschen viel aus der Dynamik vom ersten Teil, aber das ist in diesem Fall ja der Sinn der Sache. Ein paar nette Ideen (die Affenstadt ist jetzt quasi eine Dschungel-Disco, dort ist Baloo als Disco-Bär bekannt) und die Addition von „Lucky“, dem neuen Aasgeier, der strunzdumm ist und die ganze Zeit über richtig schlechte Witze macht, werten den Film je nach Geschmack auf oder ab – ich fand es tatsächlich erfrischend, dass man zumindest ein paar neue Ideen einbaut bzw. diese auch Sinn ergeben in der Entwicklung. Auch wenn meiner Erinnerung nach die Affenstadt im ersten Teil völlig zerstört wurde und ich nicht wüsste, wie die Affen einen dermaßen großen Tempel wieder aufbauen sollten.

Dazu kommen ein paar nette Querverweise auf andere Disney-Filme, die allerdings mehr als so genannte „Blinzle und du übersiehst sie“-Momente eingebaut werden (der Fisch aus Arielle kommt vor, es gibt eine Anspielung au Timon und Pumbaa und auch auf Mickey Maus).

Wie bereits gesagt: Kein Meisterwerk, aber unterhaltsam und tut beim Ansehen keineswegs weh. Optisch fand ich den Film sehr gelungen, die Mischung aus handgezeichneten Charakteren und computergenerierten Hintergründen und Farben sieht immer noch gut aus und ja, ich ziehe diese Optik den 3D-Animationen von vielen aktuellen Filmen immer noch vor. Es mag also kein Meilenstein sein, aber ich denke, die Macher:innen hatten das Herz am richtigen Fleck. Mit dem Wissen mit dem ersten Teil ohnehin nicht mithalten zu können, ist da per se ja schon eine Leistung.

„Das Dschungelbuch 2“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, eine unnötige, aber unterhaltsame Fortsetzung darstellende, Punkte.


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