Significant Other (Filmkritik)

Die Wälder im pazifischen Nordwesten sind für Harry (Jake Lacy) schon lange ein beliebtes Wanderziel. Aktuell hat er bei seinem Ausflug seine bessere Hälfte Ruth (Maika Monroe) mit dabei, die der ganzen Sache etwas skeptisch gegenübersteht. Zusätzlich wird sie das Gefühl nicht los, dass in diesem Wald etwas nicht stimmt und sie fühlt sich deswegen permanent beobachtet.

Der gescheiterte Heiratsantrag, der Ruth auf Grund ihrer Panikattacken zu viel war, fördert ebenfalls nicht gerade das entspannte Klima. Als sie neugierig eine Höhle betritt, während Harry sich um Dinge beim Zelt kümmert, findet sie eine Pfütze voll mit blauer Flüssigkeit und als Ruth die Höhle wieder verlässt, wirkt sie irgendwie verändert…

Für die beiden Regisseure Robert Olsen und Dan Berk ist dies bereits ihr vierter gemeinsamer Spielfilm (zuletzt kam „Villains“ heraus), wobei sie ebenfalls das Drehbuch zusammen geschrieben haben und als Produzenten fungieren. Was sie dabei geschaffen haben ist einer dieser Filme, die dich auf ein Trip-Erlebnis mitnehmen, bei dem du dich als Zuschauer immer wieder fragst, was denn hier nun genau gespielt wird. Übrigens läuft der Film derzeit auf Paramount+, Ende Jänner 2023 dann auch bei uns.

Der Horror entwickelt sich dabei schleichend, die Atmosphäre suggeriert etwas verfolgt dich, kriecht herein und saugt sich fest. Dabei gelingt es großartig die an sich wunderschöne Natur als potentiellen Ursprung sämtlicher Gefahren darzustellen. Natürlich sehen wir die Dinge aus der Sicht von Ruth und die hat seit ihrer Kindheit mit psychischen Problemen zu kämpfen. Als Zuschauer weiß man jedoch von einer Szene am Anfang, dass hier wirklich etwas Gefährliches lauert.

Wie ich sicherlich bereits einmal erwähnt habe schätze ich Filme am Meisten, bei denen ich mir den gesamten Film oder mindestens meine Lieblingsszenen immer wieder anschauen kann/will. Das ist hier klar nicht der Fall, denn nur bei der Erstsichtung fiebert man mit, danach weiß man eben, was gespielt wird (nennt es einfach das The Sixth Sense Phänomen). Die Auswirkungen des „Twists“ sind hier nicht so groß und er kommt bereits vor dem Finale, aber dennoch wird man sich mehr als einmal „WTF“ (oder ähnliches) denken.

Genau werde ich aus Spoiler-Gründen nicht darauf eingehen aber was mir auf jeden Fall auch gut gefallen hat, ist die Darstellung des psychischen Zustandes von Ruth. Sie hat dadurch Probleme und benimmt sich teilweise außerhalb der Norm, doch mir gefällt die Ebene, dass ihr das auch Stärke verleiht und sie damit umgehen kann. Da kann ihr Gegenüber körperlich viel stärker sein, mental würden die Selbstzweifel eine „ungeschulte“ Person überfordern.

Perfekt ambivalentes Spiel bekommt man von den beiden Hauptdarstellern präsentiert, die nicht durchgehend sympathisch sind, doch dabei immer 100 prozentig authentisch wirken. Maika Monroe (Tau) als Ruth spielt konstant etwas distanziert und unnahbar, doch gerade das macht sie irgendwie zu einer spannenden Person. Auch wirkt sie nie wie ein Opfer, obwohl sie mehr als einmal mit der Situation überfordert ist.

Jake Lacy (Rampage) als Harry ist da viel weniger subtil was Gestik und Mimik betrifft und vor allem im letzten Drittel, wird er völlig von der Leine gelassen. Ihre Beziehung wirkt explosiv was das Potential für Unstimmigkeiten betrifft, ist aber auch von einem Grundverständnis und einer Liebe für einander geprägt, zumindest wenn die zwei nicht gerade zu Ich-bezogen agieren. Seltsames Verhalten trifft auf seltsame Stimmung, hier stimmt einfach etwas nicht.

Starke Kulisse, fesselnde Atmosphäre, tolle Schauspieler und ein gelungener Mix verschiedener Genres (SciFi, Horror und Drama). Der Aufbau ist langsam – für manche sicherlich zu langsam – aber ich finde die Momente die dadurch aufgebaut werden, sind es durchaus wert. Wie gesagt „bei der Erstsichtung“, denn ich glaube kaum, dass ich mir diesen Film jemals wieder anschauen werde. Wer das sowieso nie tut mit Filmen, für den fällt dieses Argument natürlich weg.

„Significant Other“ bekommt von mir 6,5/10 seinen Titel „eindeutig“ ironisch sehende Empfehlungspunkte.


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