Gaia: Grüne Hölle (Filmkritik)

Gabi (Monique Rockman) macht einen großen Fehler: Sie steigt aus dem Boot, um eine „abgestürzte“ Drohne zu bergen. Winston (Anthony Oseyemi) macht gleich zwei große Fehler: Er lässt Gabi aussteigen und bleibt selbst beim Boot zurück.

Im Dschungel trifft Gabi dann auf zwei Menschen, die quasi fast nackt herumlaufen, Pfeil und Bogen dabei haben und scheinbar im Urwald leben. Sie nehmen Gabi unter ihre Fittiche (wenn man das so nennen kann), aber mit den beiden ist irgendetwas schwer daneben. Sie scheinen dem „Wald“ zu dienen und verstecken sich vor seltsamen Monstern. Aber was genau hier vor sich geht, bleibt lange Zeit im Unklaren.

Klar ist nur, dass Gabi sich verletzt hat und sie Albträume heimsuchen. Albträume, in denen aus ihren Wunden Pflanzen wachsen und sie zum Teil des Waldes werden lassen. Oder ist es gar kein Traum?

Das ist mal wieder so eine Sache. Da guckt man sich einen „Öko-Horror-Film“ an und irgendwie tappt man dann zufällig in den nächsten und bald in den nächsten („Unearth“ wird folgen, nicht zu verwechseln mit „Unearthed„).

Dieses Mal war der Trip zwar auch … trippig, ähm, aber nicht so schräg wie „In The Earth„. Das war ja schon grenzwertig. Bei „Gaia“ ist die Prämisse tatsächlich weit simpler und viel mehr geradeaus, ohne irgendwo schräg abzubiegen. Zusammengefasst: Gabi infiziert sich mit einem Virus. Welches Virus? Fans von „The Last Of Us“ oder „The Girl With All The Gifts“ wissen, um welchen es sich handelt. Das Virus setzt sich im Hirn des Wirten fest, wobei … es ist kein Virus, sondern es sind Sporen von Pilzen oder zumindest pilzähnlichen Gewächsen. Und die übernehmen für eine Zeit die Kontrolle über den Wirt. Dann wird er selbst zum Nährboden für Pilze.

Und ja, das sehen wir alles. Wir sehen einen Infektionsverlauf. Wir sehen die „Überreste“. Wir sehen die Sporen. Und wir sehen auch, wie Menschen aussehen, die gerade von den Sporen übernommen wurden. Und das sieht erschreckend gut aus. Also, ich meine auf eine „auf deinem Körper wächst Natur“-Art und Weise schön. Aber auch erschreckend. „Back To The Roots“ wortwörtlich, sozusagen.

Trotzdem kommen im Film gerade mal vier Personen vor. Wirklich relevant sind drei davon, denn Anthony Oseyemi bekommt nicht wirklich lange und schon gar nicht viel zu tun. Dafür können die anderen drei zeigen, was sie können. Wobei Alex van Dyk als Stefan auch nicht wirklich viel zu tun hat, außer die fremde Frau zurückhaltend anhimmeln. Aber das macht er immerhin gut.

Ganz anders die klare Hauptfigur Gabi, gespielt von Monique Rockman, die einerseits absolut bodenständig agiert und immer (naja, fast zumindest) glaubwürdig bleibt. Also, nein: Sie spielt wirklich toll, keine Frage. Es sind nur nicht alle Verhaltensweisen ihres Charakters zu einhundert Prozent stimmig. Gerade gegen Ende hin. Was Fr. Rockman allerdings wirklich gut hinbekommt ist die Faszination und den Unglauben zu spielen, aber immer darauf bedacht seiend ihre „Beschützer“ nicht allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. Man merkt ihr oft an, was sie tatsächlich sagen oder tun möchte, während sie tatsächlich was anderes macht. Dazu kommt noch, dass sie keine „Hollywood“-Schönheit ist, sondern einfach eine Frau, die man auch auf der Straße treffen könnte. Und ja, man würde sich als Mann mit Sicherheit nach ihr umdrehen, weil sie eine sehr einnehmende Ausstrahlung hat und ein sehr schönes Gesicht. Was jetzt aber bitte nicht von ihrer Schauspielkunst ablenken soll.

Ihr Gegenpol, wenn man so will, wird von Carel Nel gespielt und ich bin deshalb oben so stark auf die Optik und die Wirkung von Monique Rockman eingegangen, weil ihre natürliche Ausstrahlung vor allem in Kombination mit Carel Nel so gut wirkt. Der Mann ist allein optisch schon ein Wahnsinn. Abgemagert, dünn, zierlich, genau genommen wirkt er extrem krank, und er wirkt die gesamte Zeit über gebrochen und wie ein demütiger Diener, der zwar „stark“ erscheint, aber seine gesamte Gestik, Mimik und sein Erscheinungsbild ähneln dem eines wirklich starken Junkies. Und diese Kombination (Monique Rockman und Carel Nel gemeinsam) ist einfach treffsicher.

Ich will überhaupt nicht mehr groß viel zum Film sagen, außer, dass er wirklich (schrecklich) schön gefilmt ist. Die Handlung selbst ist sehr geradeaus, birgt keine großen Geheimnisse und endet auch ziemlich so wie man es erwartet. Die Message ist klar, die Umsetzung gelungen und das Art-Design der infizierten Menschen (und auch der Überwucherten) ist einfach grandios. Es gibt auch in diesem Film „Trip“-Sequenzen, aber tatsächlich ergeben sie hier Sinn und sind stimmig in die Handlung eingebettet. Die Bildsprache ist meist sehr eindeutig und zum Teil natürlich auch sehr symbolhaft, allerdings nicht kryptisch sondern leicht zu deuten. Jaco Bouwer (Regie) hat das Drehbuch von Tertius Kapp wunderbar umgesetzt. Kein Wunder, haben die beiden doch schon ein paar Filme gemeinsam gemacht. Spannend aus filmtechnischer Sicht (merkt man auch im Trailer) ist, dass sich das Seitenverhältnis des Bildes ändert, je nach Spannungssituation. Ist zum Beispiel Gabi in Gefahr, dann wird der Bildausschnitt tatsächlich enger. Kann man mögen. Muss man aber nicht. Tatsächlich finde ich die Sache eher plakativ und unnötig, aber hey – es stört auch nicht wirklich.

Ich kann nur wiederholen, dass bei einem Film, der eigentlich nur primär von der Konfrontation zweier Personen bzw. deren Weltanschauungen handelt, das Casting extrem wichtig ist und man bei „Gaia“ klar sagen kann: Einhundert Prozent getroffen. Jede Szene mit Carel Nel und Monique Rockman in Kombination ist einfach großartig anzusehen. Und wer kann und will, der oder die darf auch ein wenig darüber nachdenken, worum es (Stichwort: Message) eigentlich geht.

Ich fand den Film also tatsächlich richtig gut und er hat mir mehr Spaß gemacht als „In The Earth„, wenngleich dessen „WTF?!“-Szenen durchaus auch ihren Reiz hatten. Mir waren die „trippigen Bilder“ im letzten Drittel in Retrospektive irgendwann zu langatmig. Das war hier nie der Fall. Wobei auch hier zutrifft: Schade, dass man beim Finale auf „Nummer sicher“ gegangen ist. Ein mutigeres Ende ohne einer finalen Konfrontation hätte mir hier tatsächlich besser gefallen.

„Gaia: Grüne Hölle“ bekommt von mir 8 von 10, seine Message optisch und schauspielerisch wunderbar verpackende, Punkte.


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