Jigsaw (Filmkritik)

Eine Leiche landet auf dem Tisch von Pathologe Logan (Matt Passmore) und seiner Assistentin Eleanor (Hannah Emily Anderson). Diese wurde grausam zugerichtet und Verbindungen werden zum sogenannten Jigsaw-Killer John Kramer (Tobin Bell) gefunden, obwohl dieser bereits 10 Jahre tot ist. Bald folgt das zweite Opfer und Detective Halloran (Callum Keith Rennie) steht zunächst vor einem Rätsel.

Fünf Menschen erwachen angekettet und mit einem Helm am Kopf in einem Raum, an dessen Ende sich Kettensägen-Blätter an der Wand befinden. Sie hören die Stimme von Jigsaw auf einem Monitor und werden schließlich langsam zu den rotierenden Blättern hingezogen. Anna (Laura Vandervoort) hat dem Killer dabei genauer zugehört, weswegen vier von ihnen, aus der Falle entkommen können. Im Raum danach, wartet jedoch bereits das nächste „Spiel“ auf sie…

Nach sieben Jahren Pause, ist dies der insgesamt achte Film aus dem Saw-Universum. Warum ich bei Saw als Seher ausgestiegen bin, werde ich gleich noch erläutern. Warum ich Jigsaw gesehen habe, ist weil ich mich durch Spiral, mit dem Franchise wieder etwas beschäftigt habe und dabei bemerkte, dass hier Michael Spierig und Peter Spierig die Regie übernommen hatten. Die kenne ich durch den sehr starken Daybreakers und den für mich genialen Predestination, weshalb ich wissen wollte, was sie mit dem Jigsaw-Material gemacht haben.

Was ich am Schlimmsten finde an Saw und warum ich aufgehört habe die Teile zu sehen, ist im Prinzip der dritte Teil. John Kramer hat Fallen ja immer so gebaut, dass man zwar dafür etwas tun aka leiden muss, aber man hat eigentlich immer die Möglichkeit, zu überleben. Sehe ich jedoch einem Menschen zu, wie minutenlang grausam sein Körper bearbeitet wird bis er schließlich stirbt, da es aus der Falle sowieso kein Entrinnen gibt, dann ist das einfach sinnlose Gewalt für mich und genau darum schreien auch viele Gegner des Franchise laut „Torture Porn“. Dem Alter, in dem man sich als cool beweisen muss, indem man solche Szenen aushält, bin ich übrigens schon sehr lange entwachsen.

Kommen wir nun zu diesem Teil, ab jetzt folgen auch ein paar Spoiler. Was ich jedoch als Aussage sehr schätze an dieser Franchise, ist wenn die Menschen gegen die Fallen verlieren, weil sie einfach vor allem egoistisch, aber auch unüberlegt agieren. Klassisch ist dafür das (erste) Finale hier mit der Waffe, Jigsaw sagt ihnen sogar, was die Lösung wäre, doch für die besagte Dame, ist den Anderen umzubringen die einzige Möglichkeit. Dabei bin ich mir schon darüber bewusst, dass – um manche Szenarien voraussehen zu können – man Hellseher sein müsste, doch dass ist immerhin Jigsaw (The Man! The Mystery!)

Die Fallen sind gemein und abwechslungsreich gestaltet und wenn etwas schiefgeht bzw. die Falle zuschnappt, dann geht das immer schnell. Sicherlich mit ein Grund, warum dies nach den ersten beiden Teilen der Reihe erst der dritte ist, der auch in Deutschland ungeschnitten erhältlich ist. Richtig, das Leid wird hier eben nicht zelebriert. Was den obligatorischen Twist betrifft, nun da fand ich nicht den eigentlichen Killer spannend, sondern das Spiel mit den Zeitebenen. Das ist schon clever und funktioniert wenn auch nur deshalb, weil sie es genau so zusammen geschnitten haben (der Zuschauer wird filmtechnisch ausgetrickst sozusagen).

Von den Figuren her, sind die meisten schon klar in Richtung Opfer hin angelegt, schwach oder unsympathisch oder beides eben. Aber eben nicht alle. Meine Lieblingsfigur ist die von Hannah Emily Anderson (X-Men Dark Phoenix) gespielte Eleanor, da sie etwas Geheimnisvolles, Anziehendes an sich hat, schlagfertig ist und von ihrer Faszination für John Kramer, doch eindeutig eine gewisse Gefahr ausgeht. Im Gegensatz zu der von Laura Vandervoort (Into the Blue 2) gespielten Anna, die sich etwas zu sehr zur Unschuldigen stilisiert und durchaus auch eine der aktivsten Gefangenen ist, doch hinter ihrer Fassade steckt klar mehr dahinter.

Eines ist den Machern dabei völlig klar, nämlich dass die ursprüngliche Faszination ja von dem von Tobin Bell mit einer beeindruckenden Aura versehenen John Kramer ausgeht und der daher trotz seines Todes, in sämtlichen Teilen danach eingebaut wurde. So wie das hier passiert, finde ich es sehr gelungen, doch sollten sie weiter machen wollen, muss man sich (wie bei Spiral) wohl endlich von ihm trennen. Es ist sowieso jeder neue Killer immer nur eine Kopie oder ein Schüler von ihm und so ist seine Präsenz immer allgegenwärtig, doch dieser dann immer nachzurennen, ist irgendwann peinlich bzw. hebt den „Cash Cow“ Charakter des Franchise in den Vordergrund. Also jetzt wäre die Zeit gekommen, weiter zu ziehen.

Was soll ich insgesamt sagen, das ist ein Saw-Film, der für mich wegen den oben genannten Kriterien, klar zu den besseren gehört (falls ihr es berücksichtigen wollt bei dieser Meinung: ja, ich bin kein Fan an sich und ja, ich habe nicht alle Teile gesehen). Hier schätze ich die unheilvolle Stimmung, von den interessanteren Figuren hätte man gerne mehr gesehen und spannend ist die Atmosphäre trotz fehlender „das hab ich nicht kommen sehen“ Momente dennoch. Die mir bisher bekannten Filme der Spierig Brüder finde ich zwar noch besser, aber das hier ist – besonders auf ein an sich ausgelutschtes Franchise bezogen – schon sehr in Ordnung.

„Jigsaw“ bekommt von mir 7/10 auf endgültige „Gerechtigkeit“ setzende Empfehlungspunkte.


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