Im Jahr 1978 kam es im Camp Nightwing zu einem Massaker. Wie jedes Jahr fahren die beiden nebeneinander liegenden Gemeinden Shadyside und Sunnyvale zu einem Jugendlager. Und wie jedes Jahr bekriegen sie sich bei einem „Krieg der Farben“-Spiel.
Dieses Mal sind Ziggy Berman (Sadie Sink) und ihre Schwester Cindy Berman (Emily Rudd) mit dabei. Und Ziggy hat ein Problem: Denn sie wird gemobbt und ist allgemein als Problemkind bekannt. Der Grund dafür ist schlichtweg, dass sie der Meinung ist Shadyside sei verflucht und nichts und niemand, der oder die von dort kommt, hat eine Chance, es im Leben zu etwas zu bringen. Also wozu es überhaupt versuchen. Ihre Schwester Cindy sieht das anders und versucht sich durch ein prüdes, überkorrektes Leben ihren „Freifahrtschein“ weg aus Shadyside zu erkaufen. Das führt natürlich zu Konflikten.
Im Jahre 1994 sitzen die Überlebenden beisammen und bekommen die tragische und brutale Geschichte von Ziggy und Cindy erzählt, denn damals hat es eine Überlebende gegeben. Und diese kennt vielleicht den Schlüssel, um den Fluch zu brechen.
Dazu muss aber die Wahrheit über damals auf den Tisch, denn 1978 kam es schließlich just in der Nacht des „Kriegs der Farben“ dazu, dass einer der Betreuer plötzlich zur Axt gegriffen und begonnen hat, Menschen, egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, abzuschlachten …
Die Spannung war groß, wie der zweite Teil sein wird, denn der erste „Fear Street“-Teil hat ja durchaus Spaß gemacht bzw. war er spannend und wirklich mit Herzblut gemacht (welches auch reichlich geflossen ist …). Ob der zweite Teil dieses Niveau halten kann, ist eine Frage, die halt bei zweiten Teilen oder, wie in diesem Fall, Mittelteilen immer ein wenig Bedenken forciert.
Ich kann aber klar Entwarnung geben. Der zweite Teil ist anders als der erste Teil, steht diesem aber in keiner Weise nach, sondern legt noch eine Schaufel oben drauf. Was mir wirklich gut gefällt, ist das man sich nicht stresst, sondern wirklich einen runden Film abliefert, welcher erneut die Charaktere (die allesamt eigentlich neu sind) in den Mittelpunkt stellt. Auch hier gilt wieder: Ja, wir haben es mit Stereotypen zu tun (die junge Rebellin, die ältere Schwester, die Kiffer/Junkies, etc), aber auch hier sind sie zum größten Teil absolut sympathisch. Wenn auch auf andere Art als in „1994“.
Cindy zum Beispiel, hat als Motivation das einfache Ziel: Weg aus Shadyside. Irgendwie rauskommen. Dass sie sich dafür einen braven jungen Mann sucht, ein korrektes Leben führen will und außerdem immerzu „brav“ ist – das passt einfach. Man versteht sie. Ja, man mag sie sogar. Als Gegenpool natürlich Ziggy, die absolut davon überzeugt ist, dass man als Shadysiderin eh keine Chance hat, wozu also groß probieren etwas zu ändern. Rebellion aus der Not heraus, sozusagen und mit all den Widrigkeiten des Lebens umgehen, aber sich auch keinesfalls alles gefallen lassen.
Wie gesagt: Man mag sie. Und auch die Figuren rund um die beiden herum (die das Herzstück des zweiten Teils darstellen) sind durch die Bank gelungen. Sei es nun der brave „Boy-Toy“ Tommy Slater (in allen Facetten großartig gespielt von McCabe Slye), der einfach zu seiner Freundin steht. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Oder die Sex & Drugs zelebrierende Alice (Ryan Simpkins, anfangs herrlich herablassend mit rauchiger Stimme) mitsamt ihrem Freund Arnie (Sam Brooks), die sich im Laufe der Zeit als ehemals beste Freundin von Cindy herausstellt und deren Ärger und Zorn durchaus seine Berechtitung haben. Über Sadie Sinks (Max aus „Stranger Things„) braucht man eh keine großen Worte verlieren, sie ist auch hier großartig. Und Emily Rudd (mit ihrer ersten größeren Rolle) ist als Cindy ebenfalls quasi perfekt gecastet. Wow, sag ich nur. Hut ab vor Carmen Cuba (für das Casting zuständig), die hatte hier wirklich ein goldenes Händchen.
Wie auch der erste Teil ist „1978“ kein Fall für zarte Gemüter, denn hier wird wortwörtlich die Axt gezückt und die macht weder vor Jugendlichen noch vor Kindern halt. Das ist etwas, was ich üblicherweise in Filmen überhaupt nicht ab kann, aber hier passt es und vor allem ist es dann trotzdem so, dass man meist eher die Konsequenzen sieht als die Tat an sich. Was bei den jungen Erwachsenen durchaus anders vorkommt. Wem Äxte in Köpfer (oder anderen Körperteilen) zu brutal ist, der oder die ist hier im falschen Film.
Natürlich wird auch die Geschichte der Hexe, denn die ist ja schließlich Schuld an allem, weitergesponnen und sinnvoll und logisch erweitert. Es wird sogar ein Weg gefunden, wie man sie stoppen könnte. Und, wie könnte es anders sein, das wird halt nichts. Allerdings endet dieser Film hier anders als ich es erwartet hatte und gerade das Finale ist emotional wirklich ein Volltreffer. Zugegeben, ich hätte es nicht gebraucht zu sehen, wie eine Axt mehrmals in einen Körper geschlagen wird, während das Opfer seine Hand hilfesuchend in Richtung einer anderen Person austreckt und auch Messer in Körper sieht man hier (inklusive der perfekten, schockierenden Soundeffekte) des Öfteren. Starkter Tobak, immer noch.
Auch ist es hier wieder so, dass einige sympathische (Neben)Figuren drastisch ihr Leben lassen und auch das muss man aushalten können, zumal – ich kann es nicht oft genug sagen – es keine magische Wiederbelebung gibt. Wer in dieser Filmreihe stirbt ist weg. Punkt. Ende. Das macht manche der Todesfälle schon heftig, wie ich meine.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass der zweite Teil dem ersten Teil mindestens ebenbürtig ist und auch die Hintergrundgeschichte passend und gut erweitert. Ich war nach Ende des zweiten Teils wirklich, wirklich gespannt, was in Teil 3 noch kommen mag. Zumal die Rückbezüge auf den ersten Teil („Ah, das ist der Typ mit der Axt und der Maske!“ oder „Ah, das ist Ruby Lane! Von da kommt die!“) wirklich durch die Bank funktionieren, genug Fragen beantwortet werden und es trotzdem noch immer ein Mysterium im Hintergrund gibt, welches enträtselt werden will.
Oh – und Gillian Jacobs („Community“, „Come Play„) kommt vor. Das ist grundsätzlich ja nie schlecht.
„Fear Street: Part 2 – 1978“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, die Mythologie ausbauende und trotzdem eine runde, scheinbar in sich geschlossene Handlung habende, Punkte.