Daddy´s Girl (2018 Filmkritik)

Zoe (Jemma Dallender) lebt nach dem Selbstmord ihrer Mutter, zurückgezogen in einem abgelegenen Haus mit ihrem Stiefvater John (Costas Mandylor). Sie hat keine Freunde und füllt ihren Alltag mit Zigaretten und Alkohol. Wenn sie nicht gerade John hilft, der gerne in das örtliche Lokal geht und dort willigen, jungen Mädchen zuerst einen schönen Abend beschert und sie schließlich mit nach Hause nimmt.

Da beginnt dann der unangenehme Part, denn John foltert und tötet sie. Nicht weil es ihm Spaß machen würde, sondern weil er die schwachen Glieder der Herde entfernen muss, damit nur die starken überleben und sich fortpflanzen können. Zoe leidet unter ihrer Beihilfe doch findet sie weder die Kraft noch weiß sie was sie tun sollte, um dem Griff ihres Stiefvaters zu entkommen…

Regisseur Julian Richards (Reborn) hat sich bis jetzt in seiner Karriere, meist auf Horrorfilme konzentriert, die nur circa knackige 80 Minuten lang sind. Das lässt weniger Zeit für Entwicklungen, dafür ist auch die Gefahr der langweiligen Füllszenen geringer. Auf Substanz wollte er hier jedoch sowieso sicherlich nicht setzen, eher auf Provokation. Das erfreuliche daran ist, dass er dies nicht durch „Torture Porn“ Einlagen erreichen will, wie es die Beschreibung der Handlung nahelegen würde.

Weniger schön ist, dass es nicht wirklich funktioniert mit dem Provozieren. Ab jetzt werden auch einige SPOILER folgen. Der Titel Daddy´s Girl plus die Tatsache, dass die titelspendende Dame ihrem Stiefvater beim Anlocken der Mädchen hilft plus mit ihm (gar nicht so unwillig) das Bett teilt, das wirkt höchstens krank und auch falsch, doch regt es nicht wirklich auf. Eher behindert es Zoe als tragische Figur zu sehen, der man Sympathie entgegen bringen soll.

Alles was sie schafft als Auflehnung sozusagen, ist es den Opfern eine Wahl zu lassen, ob sie ihr Leben schnell beenden wollen, damit sie einer Welt voller Schmerzen entfliehen können, die John für sie bereit gehalten hätte. Ja man kann schon gefangen sein in Hass-Liebe oder Mentor-Schüler Konstellationen und kurze Momente deuten auch an (und John spricht es auch aus), dass ihr das hier gefällt, aber weder ihre mögliche dunkle Seite noch das Abgestoßen sein von dem was hier passiert, kauft man ihr richtig ab.

Das liegt nicht wirklich an den Darstellern, sondern am Drehbuch, der zügigen Inszenierung und dem Grundgefühl, hier gerade die neueste Folge einer Krimiserie der Marke „Criminal Minds“ zu betrachten. Und was will uns das Ende mitteilen? Da gibt es eine von Britt McKillip (Trick’r Treat) gespielte Dame, die gerade in der Stadt angekommen ist. Man kann da schon was hinein interpretieren, warum sie da ist und dass sie sowas schön öfter gemacht hat, aber eigentlich greift der Gedanke nie richtig.

Auf jeden Fall befreit sie sich und nach dem Finale ist sie gemeinsam mit Zoe unterwegs und sie suchen männliche Killer, denen sie dann die Wahl geben, entweder gefoltert zu werden, oder ihr Leben selbst zu beenden. Was lernen wir daraus? Frauen sind nettere Sadisten als Männer? Selbstjustiz ist richtig? Oder steckt nur der „das ist ein cooles Ende“ Gedanke dahinter und nicht mehr? Ich weiß schon, hier sollte man gar nicht viel nachdenken, aber gerade wenn ein Film provokant sein will (oder nur wenn er das dann auch ist, hm…), dann tut man dies und das nimmt hier dann einiges an Ernsthaftigkeit heraus.

Jemma Dallender (Contract to Kill) als Zoe hat trotz der dunklen Welt in der sie sich bewegt immer etwas Unschuldiges an sich, was sie freilich zu einem perfekten Lockvogel macht. Wichtiger ist jedoch, dass man irgendwie immer auf ihrer Seite bleibt, auch wenn man ihr mehr Kraft zur Auflehnung wünscht und sie nicht immer versteht. Costas Mandylor (The Horde) als John hat von Beginn an etwas Abstossendes an sich und wie „natürlich“ und ohne Selbstzweifel er seine Jagd nach Frauen betreibt, hat schon etwas Unheimliches.

Insgesamt daher ein Thriller, der nicht so funktioniert, wie es wohl intendiert gewesen wäre. Warum die Hauptfiguren so handeln wie sie es eben tun, wird nur angeschnitten, eine gut funktionierende Identifikationsfigur gibt es nicht, mit brutalen Szenen hält man sich zurück und die Dialoge hätte man teilweise noch mal überdenken können. Solide gemacht in der Machart und auch gut gespielt wird hier schon, doch in Summe ist das hier vor allem eines und das ist belanglos.

„Daddy´s Girl“ bekommt von mir 4,5/10 die Chance auf Diskussionen und die damit einher gehende Mundpropaganda völlig verpassende Empfehlungspunkte.


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