Resident Evil VII: Biohazard (Game-Review)

Mia wird vermisst. Drei Jahre lang. Das letzte Mal hat Ethan von ihr gehört, als er ein Video erhalten hat. Aufgezeichnet im Irgendwo. Es zeigt Mia, die völlig fertig in die Kamera blickt, sich bei Ehtan entschuldigt, weil sie ihn belogen hat und ihn dann um eines bittet: „Bleib fern“.

Dann – eben drei Jahre später – kommt eine E-Mail. Scheinbar von Mia. Es enthält eine Adresse und natürlich macht sich Ethan auf den Weg, denn er liebt seine Frau über alles.

Als Ethan am genannten Ort ankommt fühlt sich sofort alles falsch an. Die Gegend ist heruntergekommen. Ein Haus, abgelegen mitten in den Sümpfen. Das Haus ist quasi verfallen und irgendjemand scheint Krähenopferungen zu mögen. Es scheint unbewohnt.

Aber dem ist nicht so, wie Ethan rasch herausfindet, denn die Familie Baker wohnt in diesem Anwesen. Und mit ihnen noch etwas anderes. So stürzt Ethan in den schlimmsten Albtraum seines Lebens und nach und nach entdeckt er auch, inwiefern Mia überhaupt einen Grund hat sich bei ihm zu entschuldigen …

Nachdem Teil 6 der „Resident Evil“-Reihe nicht besonders gut ankam, da es sich in erster Linie um einen Shooter gehandelt hat, trat Capcom auf die Notbremse und hat – vermute ich mal – nach der extrem positiven Reaktion auf den „P.T.“-Trailer entschieden ein paar Schritte zurück und ein paar zur Seite zu gehen.

Das bedeutet: „Resident Evil VII“ ist ein First-Person-Horror-Game mit Shooter-Elementen. Und wer hätte es gedacht: Das Vorhaben frischen Wind in die Reihe zu bringen ist verdammt gut geglückt. Ich bin mir nicht sicher, ob es zweites Mal gut gehen kann, aber für diesen Teil: Wow.

Das Anwesen der Baker ist groß und noch dazu wirklich glaubwürdig umgesetzt. Man kann sich wirklich vorstellen, dass hier eine Familie gelebt hat (mit Gewächshaus,einer kleinen Bootsanlage, weil Sümpfe und so weiter) und auch spätere Locations sind passend in der Story verankert.

Die First-Person-Perspektive verstärkt den Horror nur noch, da man sich tatsächlich dabei ertappt, sich immer wieder mal umzudrehen, damit man auch ja nicht überrascht wird, denn nachdem man – natürlich – mit der Familie bekannt geworden ist und entkommen konnte (creepy Großmutter, ihr werdet rausfinden, warum), wird man gesucht. Vater Jack sucht im Haupthaus, während Mama Marguerite im Nebenhaus sucht. Der Sohnemann geht derweil im Nebengebäude seiner Beschäftigung (Hallo, Saw) nach.

Die Spannung ist die meiste Zeit über wirklich hoch, die Rätsel logisch und gut eingebunden in die Umgebungen und in die Story. Diese hat zwar keine per se unerwarteten Twists, unterhält aber aufgrund der Inszenierung die ganze Zeit über.

Was ich tatsächlich schwer motivierend fand: Mia. Die gute Frau findet man sehr rasch, aber dann passieren ein paar Dinge, die man so nicht kommen gesehen hat. Und Mia ist einfach unglaublich großartig. Ihre Bewegungen, ihre Optik, ihr Charakter, ihre (englische) Synchronstimme – man will die Frau einfach retten. Ich fand sie weit großartiger als zB Elisabeth aus „Bioshock Infinite“ und Elisabeth war schon fantastisch. Offen gesagt ist „Elisabeth“ mehr Sidekick und Mia Story-Detail, aber das reicht mir in diesem Fall.

Gegen Ende nehmen die Actionanteile zwar deutlich zu, werden aber nie zu viel und ich fand es sogar gut, denn die düstere Rätselstimmung mit verstecken und hoffen, nicht entdeckt zu werden reicht irgendwann. Will sagen: Das Timing der Designer ist verdammt gut. Innerhalb der Story wechseln sich diese Teile (Schießen, Rätseln, Erkunden) wirklich gut ab. Und der SAW-Rätsel-Teil ist auch ziemlich cool geworden.

Alles in allem ist „Resident Evil VII“ eine ziemlich gute Rückbesinnung auf alte Tugenden mit neuer Inszenierung, die tatsächlich frischen Wind bringt. Ich bin schon auf das Remake von Teil 2 gespannt, welches ähnlich großartig (nur in Third Person Perspektive) werden dürfte.

Wirklich cool sind die „Videobänder“, die man während dem Spiel findet. Wer sie ansieht kann durch die Augen diverser Personen deren Erlebnisse nachspielen, was oftmals wichtige Tipps und Hinweise auf die Lösung von aktuellen Rätseln gibt. Außerdem sind sie verdammt spannend und bringen gut Abwechslung in Spiel.

Und für alle, die fragen: Ja, Teil 7 spielt nach Teil 6 und passt sich in das große Storygefüge des „Resident Evil“-Universums ein. Es bringt (mit wenig Infos, offen gesprochen, aber mit weitreichenden Implikationen) sogar verdammt große Veränderungen mit sich. Wird noch spannend werden.

Für mich, der die „Revelations“-Teile 1 und 2 aufgrund des Fokus auf Story und Spannung eigentlich mehr mochte als die regulären Actionteile (Resi 5 und Resi 6, die ich trotzdem beide gut fand), ist „Resident Evil VII“ wirklich spannend gewesen.

DLC: Banned Footage Vol. 1 & 2:

Ein paar Spielmodi (Action, Langweilig) und zwei Story-Teile. „Daughters“ zeigt den letzten Abend der Familie Baker durch die Augen von Tochter Zoe, die mitansehen muss, was passiert als die Familie nette Gäste aufnimmt (unbedingt vorher das Hauptspiel spielen). Und ein Intermezzo, welches vom Schicksal das Kameramanns einer Filmcrew erzählt. Egal wann, weil es mittendrin spielt und sein Schicksal im Hauptspiel klar wird.

DLC: Not A Hero

Gratis-DLC, der nach der Hauptstory spielt. Man schlüpft in die Rolle eines aus dem Resi-Universum bekannten Charakters und schließt den letzten offenen Storyfaden aus dem Hauptspiel. Gleichzeitig wird auch ein neuer Bösewicht (neue Firma) aufgebaut. Actionreich mit knapper Munition. Keineswegs auf Augenhöhe mit dem Hauptspiel, auch von der Story her ein bisschen dünn, aber kurzweilig und zeitweise auch spannend inszeniert.

DLC: End Of Zoe

Etwas überraschend, da man im Hauptspiel eine Entscheidung treffen muss, die sich dann scheinbar doch nicht so richtig auswirkt, denn sonst müsste „End Of Zoe“ einen anderen Anfang haben, aber okay. Jedenfalls schlüpft man in die Rolle von Zoes Onkel, der gut mit seinen Fäusten umgehen kann und im Sumpf auf seine Nichte trifft, die gerade ein wenig Probleme hat. Also macht sich der gute Onkel auf, seine Nichte zu retten und legt sich dabei auch mit dem einen oder anderen Monster als auch Alligatoren an. Ungewohnt, weil Monsterkampf mit Fäusten und ungewohnt, weil die Story irgendwie nicht zum Rest passt, irgendwie aber auch wieder doch. Es ist halt immer noch das durchgeknallte, übertriebene „Resident Evil“-Franchise, das darf man trotz aller Änderungen in Optik und Inszenierung nicht vergessen (Riesenmonster mit leuchtenden Schwachstellen im Hauptspiel inklusive).
Kurzweilig und das Ende fand ich schön („I always keep my promises“- ja, das passt).

„Resident Evil VII: Biohazard“ bekommt von mir 8,5 von 10 möglichen, das ziemlich Beste aus seiner Prämisse machende, Punkte.


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