Gemini Man (Filmkritik)

Jahrelang war er der Beste, doch das Leben als Profikiller für die DIA, hat seine Spuren hinterlassen. Deshalb möchte sich Henry Brogan (Will Smith) nach seinem gerade erledigten letzten Auftrag, zur Ruhe setzen. Doch ein alter Freund kontaktiert ihn und macht ihn auf einige Ungereimtheiten bei seinem finalen Auftrag aufmerksam. Bevor Henry jedoch Nachforschungen anstellen kann, überfällt ihn ein Killer-Kommando mitten in der Nacht, das er aber leicht ausschalten kann.

Einige seiner Verbündeten hatten jedoch weniger Glück und so kann er nur die zu seiner Überwachung eingesetzte Danny (Mary Elizabeth Winstead) rechtzeitig warnen und schon bald befinden sie sich gemeinsam auf der Flucht. Der im Hintergrund die Fäden ziehende Clay (Clive Owen), mit dem Henry eine gemeinsame Vergangenheit hat, hat jedoch noch ein Ass im Ärmel, mit dem nun wirklich keiner gerechnet hat…

Die Kurzversion der Ereignisse rund um diesen Film: Bereits seit 1997 wurde eine Konstellation von Menschen gesucht, die diesen Film auf die Beine stellen wollten. Schließlich kam es unter der Regie von Ang Lee (Life of Pi) endlich dazu, der beim Filmen auf technische Spielereien wie eine besonders hohe Framerate und die digitale Verjüngung von Will Smith gesetzt hat. Klingt logisch, immerhin soll die nicht vorhandene Technik ja ein Hauptgrund gewesen sein, warum der Film so lange nicht realisiert wurde.

Nun ist es so, dass das Projekt zum Flop wurde und das Studio 75 Millionen Verlust machen wird. Warum? Da habe ich persönlich als Erklärung zwei Dinge parat. Erstens hätte man sich in alle den Jahren ruhig nebenbei dem Drehbuch widmen können, denn bei so einer Basisgeschichte kann es doch nicht sein, dass dann so eine oberflächliche, nur rein visuell faszinierendes Ganzes daraus wird.

Zweitens ist die Optik zwar bestechend, doch das mit dem Verjüngen, nun, das ist fast schon erschreckend unglaubwürdig. Nicht dass einige Szenen nicht überzeugend aussehen, doch vor allem bei den Augen sieht man einfach, dass da eine digital überarbeitete Version von Smith gerade am Reden ist. Ja ich gehe sogar soweit zu sagen, dass die Augen oft wie ein Fremdkörper mit Eigenleben wirken. Einige Kämpfe sind dann ebenfalls klar als „digital beschleunigt“ erkennbar.

Da ist man dann bei aller Liebe nicht mehr im Film sondern wird ständig auf die Metaebene geworfen und denkt sich nur mehr „das ist jetzt wieder Smith mit dem Motion Capture Anzug.“ Schade, denn ich sehe Will Smith (Suicide Squad, I Robot) gerne als Leading Man und er liefert in seiner Doppelrolle ein wirklich emotionale Performance ab, nur wird er eben von der Technik behindert. Weinende, angeblich echte „Digital-Augen“, sorry, das berührt mich einfach nicht.

Es gibt ja Filme wie damals etwa Avatar, da fällt es wegen den Schauwerten nicht auf, dass die Story altbekannt und ohne Überraschungen daher kommt. Leider hat sicher gerade wegen den angreifbaren Effekten, Gemini Man diesen Bonus nicht und deshalb zieht die für Action-Thriller gewöhnliche Handlung – Regierung verrät den Helden, will ihn umbringen, er erledigt alle Gegner, deckt Geheimnisse auf und das persönliche Drama darf auch nicht fehlen – das Ganze noch weiter weg vom Event-Kino hin ins Mittelfeld.

Neben uns Zuschauern hätten vor allem auch die Darsteller etwas Besseres verdient, denn neben dem im doppelten Sinne alles gebenden Smith (emotional, auf die Action bezogen und von der Doppelrolle her) ist auch Mary Elizabeth Winstead (Scott Pilgrim vs the World) ganzheitlich überzeugend, als toughe Agentin und ebenbürtige Partnerin für Smith. Die haben sogar eine viel zu leicht mögliche Liebesgeschichte weg gelassen, das ist in diesem Fall eine feine und klar erfrischende Sache.

Insgesamt daher ein Film, den ich von der gestochen scharfen Optik, den dynamischen Action-Setups und den Performances richtig gut finde, der jedoch leider von der vorhersehbaren Handlung und vor allem den schwächelnden Effekten viel zu oft ausgebremst wird. Schade auch deshalb, weil es grundsätzlich ja spannend ist, sein jüngeres Ich zu treffen und es davon abzuhalten, die gleichen Fehler wieder zu begehen. Auch die moralischen Fragen gegen Ende gehen völlig unter.

Hollywood sollte endlich aufhören mit künstlicher Verjüngung, denn überzeugend waren diese Szenen wirklich noch bei keinem einzigen Projekt.

„Gemini Man“ bekommt von mir 6/10 nur mit der Kombination von jugendlicher Kraft und Erfahrung Erfolg habende Empfehlungspunkte.


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