Überleben – Mine (Filmkritik)

Monate nachdem sie ihren Einsatz in der nordafrikanischen Wüste begonnen haben, ist die Zielperson endlich aufgetaucht. Sniper Mike (Armie Hammer) und sein Spotter Tommy (Tom Cullen) werden jedoch entdeckt und müssen ihren Auftrag abbrechen. Sie können temporär vor ihren Gegnern gerade noch fliehen, müssen aber einen längeren Fußmarsch durch die Wüste erdulden, um sicher im nächsten Dorf von den eigenen Sturmtruppen abgeholt werden zu können.

Auf ihrem Weg steigt Tommy auf eine Tretmine und bleibt durch der Explosion schwer verletzt liegen. Als er ihm zu Hilfe eilen will, tritt Mike selbst auf eine, kann jedoch gerade noch stehen bleiben. Kurz darauf ist Tommy tot. Mike nimmt Kontakt zu seinen Vorgesetzten auf und erklärt ihnen seine missliche Lage. Diese erklären ihm jedoch, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als 52 Stunden durchzuhalten, bis der rettende Konvoi ihn befreien und mitnehmen kann…

Fabio Guaglione und Fabio Resinaro sind zwei talentierte Herren, die schon öfters an diversen Projekten in verschiedenen Funktionen gearbeitet haben. Bei „Mine“ stammt dann nicht nur das Drehbuch von ihnen, sie feiern hiermit auch ihr Regiedebüt, zumindest was einen abendfüllenden Spielfilm betrifft. Genau das ist es dann auch am ehesten, worunter der Film leidet, denn was als Kurzgeschichte ein echter Hit sein kann, kommt auf eineinhalb Stunden gestreckt, nicht automatisch ohne gewisse Längen aus.

Damit will ich jetzt aber das Gesamtergebnis und das Engagement aller Beteiligten in keiner Weise schmälern, denn man merkt durchgehend, dass diese Story den beiden Herren, sehr am Herzen gelegen ist. Zunächst mal zur Kulisse, die sozusagen zu einem der Antagonisten für unseren Helden mutiert. Wüstenstürme, extreme Hitze, hungrige Kojoten, schießwütige Terroristen. Für sich alleine stehend schon bedrohlich genug, muss sich unser Held diesen Situationen stellen, während er sich kaum bewegen kann und ständig versucht, das Gleichgewicht auf der Mine zu halten.

Hinzu kommt die Erschöpfung, der Wasser- und Schlafmangel und die damit verbundene Tatsache, dass Mike nicht mehr allen Dingen trauen kann, die er sieht. Gleichzeitig ist eines der stärksten Themen hier – was in Rückblicken auch immer wieder zu sehen ist und zunehmend konkreter wird – dass er mit seiner für ihn traumatischen Vergangenheit, nie abgeschlossen hat. Sein eigenes Glück erkennen, den nächsten Schritt gehen. Stillstand ist der wahre Tod, doch was wenn der nächste Schritt dein letzter ist, weil du auf einer Mine stehst? Gehst du das Risiko ein, lebst du oder stehst du nur herum?

Die verschiedenen Ebenen und besonders die Symbolik sind im Prinzip spannend, am Ende wird die Thematik jedoch etwas über strapaziert. Auch bei der Auflösung bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie nicht der gesamten Story rückwirkend etwas die Kraft nimmt. Was den visuell starken Momenten, der spürbaren Gefahr, der Trostlosigkeit und den emotionalen Gänsehaut-Momenten, freilich nichts an Stärke nimmt. Ganz stimmig bzw. „richtig“, hat sich hier jedoch für mich eben nicht jede Aktion / jeder Metapher angefühlt. Ganz anders die Performance des Hauptdarstellers.

Armie Hammer (Free Fire) gibt wirklich alles als Mike, egal ob er nun Ruhe ausstrahlen will als Soldat, man aber doch nur Schmerz in seinen Augen sieht. Oder er verzweifelt in die Wüste schreit. Oder einfach nur als gebrochener Mann sich nach Erlösung sehnt. Dass er in den wenigen mit mehr Action gefüllten Sequenzen überzeugt, hat man schon aus seinen anderen Filmen gewusst. Was er sonst kann sieht man dann schön hier, denn er trägt den Film zu großen Teilen alleine und macht dies sehr überzeugend.

Unterstützt wird er dabei temporär von Tom Cullen (Knightfall) als Tommy, einer dieser Charaktere bei denen man genau erkennt, dass der etwas zu viel redet und seine lockere Art, ihm wohl zum Verhängnis werden wird. Sympathisch ist er dennoch, was fast schon wieder eine eigene Kunst ist. Die Szenen mit Annabelle Wallis (Come and Find Me) als Jenny zeigen in den Rückblenden – dank guter Chemie zwischen den Darstellern – auch schön die Liebe zwischen ihr und Mike und spiegeln die Tatsache wider, dass er sich nicht fix binden kann, ohne vorher abzuschließen.

Insgesamt daher ein spannender Film, der aus seinem Setting in der Wüste, Halluzinationen und Blicken in die Vergangenheit einiges heraus holt und so auch die auf einen Ort konzentrierte Handlung gekonnt streckt, jedoch sich manchmal, eben dann auch genau so anfühlt. Das Finale kann man durchaus auch als „über-emotional“ oder einfach unrealistisch einstufen, was ich jedoch auf Grund der tollen Performance von Armie Hammer, gerne verzeihe. Die Moral ist hier wieder mal: stell dich deinen Problemen, denn sie holen dich immer zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt ein.

„Mine“ bekommt von mir 6,5/10 dem Stillstand scheinbar nicht entkommen könnende Empfehlungspunkte.

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