Ip Man (Filmkritik)

Vor der Invasion der Japaner lebte Ip Man (Donnie Yen) als wohl bekannter und gut situierter Kung Fu Meister mit seiner Frau und seinem Sohn in Frieden in China. Alle Kämpfe, die er mit seinem „Wing Chun“-Stil gewinnt, sind freundschaftlich und alle wollen dazu lernen und verehren ihn als Meister – gerade in einer Stadt in der an jeder Straßenecke Kung Fu-Schulen zu finden sind, ist das keine Kleinigkeit.

Dann aber kommt 1937 die Unterdrückung, der Hunger und der Verlust von allem. Ip Man hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser um sich und seine Familie ernähren zu können. Als aber Kung Fu-Kämpfer gesucht werden, die mit Reis für Siege belohnt werden, meldet er sich freiwillig, allerdings mehr um seine Mitbürger zu schützen, als um Ruhm oder Reis zu erlangen …

Um es gleich vorweg zu sagen: Ip Man ist der Meister/Lehrer von Bruce Lee. So. Damit ist das jetzt mal vom Tisch und die Sache ist klar. Wer das weiß, der/die weiß auch, was ihn/sie in diesem Film erwartet. Nämlich ein unaufdringlich erzählter Film über einen faszinierenden Mann mit ein paar sehr, sehr, sehr guten und visuellen unglaublich beeindruckenden (Donnie Yen rockt!) Kampfszenen.

Und vor allem sind diese Szenen durch die Bank bodenständig. Da gibt es kein Tanzen auf dem Wasser oder ein Herumgehüpfe zwischen Bäumen oder so, sondern einfach zwei Leute, die gegeneinander auf dem Feld der Ehre kämpfen. Warum ich es Feld der Ehre nenne? Weil es hier – im Vergleich zu anderen Filmen – absolut ehrenhaft zugeht.

Sicher, es gibt den einen oder anderen Ausreißer, der denkt, sich nicht an die Regel halten zu müssen, aber die kriegen alle ihr fett weg. Der Gewinner des ganzen Films ist mit Sicherheit der Anstand: Da prügeln sich zwei Leute und wenn einer sagt „Aufhören“, dann hört das Kämpfen auf, man bedankt sich für die Übung/die Lehrstunde und geht freundlich seiner Wege.

Kein in den Rücken fallen oder anderer neumoderner Mist, sondern eine verlässliche Vereinbarung: Wenn wir kämpfen, dann kämpfen wir was das Zeug hält, aber wenn der Kampf vorbei ist, dann ist er vorbei. Ach, ich habe gar nicht bemerkt, wie sehr ich solche Tugenden (nicht nur) in Filmen in letzter Zeit vermisst habe.

Dazu kommen noch ein paar lustige Szenen, als zB Ip Mans Sohn ihm liebe Grüße von seiner Frau ausrichtet und er soll sich während dem Kampf jetzt endlich anstrengen, sonst geht ja noch mehr Mobiliar zu Bruch oder als ihn jemand damit provozieren will, ob Ip Mann denn vor seiner eigenen Frau Angst habe und Ip Man lapidar antwortet: „Ich kenne wenige Männer, die vor ihrer Frau Angst haben, aber viele Männer, die ihre Frauen respektieren.“, was seinem Gegenüber sehr rasch den Wind aus den Segeln nimmt.

Herrlich – generell fand ich den Film absolut unaufgeregt erzählt und der absolut sympathische Donnie Yen (aus „Blade II„) spielt Ip Man in allen Variationen absolut überzeugend. Sei es als Familenvater, der zu wenig Zeit mit seinem Sohn verbringt, den wütenden Kämpfer und sogar den weisen Lehrer.

Und die Kampfszenen: Ich kann nur sagen: Wow. Das ist tatsächlich absolut großartig anzusehen. Wilson Yip, der die Regie gemacht hat, hat hier ganze Arbeit geleistet und sich mit dem Action-Director Sammo Hung auch den perfekten Mann für die Actionszenen geholt. Wenn es eine Szene gibt, die mir absolut im Kopf geblieben ist, dann jene als Ip Man wirklich wütend gegen 10 Gegner auf einmal antritt und es dauert nicht allzu lange, bis einem die Gegner wirklich und tatsächlich leid tun.

Am Ende des Films ist man sogar emotional mitgenommen, da die Geschichte sehr locker beginnt, nach und nach aber immer düsterer wird, bis zu einem mitreißendem Finale. Ein Film also, der auf allen Ebenen absolut überzeugen kann. Gratulation – nicht umsonst ist bereits ein vierter(!) Teil in Produktion.

„Ip Man“ bekommt von mir 9 von 10 möglichen, absolut perfekt choreographierte und emotional trotzdem berührende, Punkte.

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