Voice from the Stone – Ruf aus dem Jenseits (Filmkritik)

Verena (Emilia Clarke) arbeitet im Jahr 1950 in der Toskana als Krankenschwester. Sie zieht bei Familien mit Kindern ein, die aus irgendeinem – meist psychischen – Grund kein normales Leben führen können. Dabei verlässt sie sich auf ihre Empathie, ihre „besondere Gabe“ wie sie es selbst nennt und nicht auf eine spezielle Ausbildung. Ihr aktueller Fall bringt sie in das Haus von Klaus (Marton Csokas).

Der hat einen Sohn, der seit dem Tod seiner Mutter, kein Wort mehr spricht. Verena beginnt sofort mit ihrer Arbeit und bemerkt schon bald, dass der Junge oft an den Wänden und anderen Steinen lauscht und dort scheinbar Stimmen hört. Als rationaler Mensch glaubt sie zunächst dies sei Teil des Traumas des Buben, doch schon bald kommen ihr Zweifel an ihrem „Wissen“, dass übernatürliche Dinge nicht existieren.

Diese Verfilmung des gleichnamigen Romans von Autor Silvio Raffo, wirbt sehr prominent mit „Game of Thrones“ Star Emilia Clarke auf dem Cover, was scheinbar auch nötig war, sonst hätte man wohl kaum schon etwas von diesem „übernatürlichen, psychologischen Thriller“ (laut Beschreibung) gehört. Regie führte der Ex-Stuntman Eric D. Howell und ursprünglich hätte Maggie Gyllenhaal die Hauptrolle bei dieser amerikanisch-italienischen Koproduktion übernehmen sollen, jedoch sagte sie ab, nachdem sich der Drehstart verzögert hatte.

Die Geschichte wird hier sehr langsam erzählt und längere Zeit lässt es der Film offen bzw. hat der Zuschauer die Wahl sich zu entscheiden, ob es sich hier um Vorkommnisse der geisterhaften Art handelt, oder doch eher nur um ein leidendes Kind, dass so den Tod seiner Mutter verarbeitet. Was man dann auch klar als Highlight bezeichnen kann, ist die trostlose, immer wieder unterschwellig bedrohliche Atmosphäre und die Location an sich, denn ein riesiges Schloss und weit und breit keine Nachbarn, da wird das Gebäude schnell selbst zu einem lebendig wirkenden Charakter.

Die Macher sind sich dieser Tatsache offensichtlich auch 100 prozentig bewusst gewesen und nutzen diese Stärken voll aus. Wer nun erwartet, dass noch mehr kommt und wenn es auch nur ein Anstieg der Erzählgeschwindigkeit wäre, der wird enttäuscht werden. Dass die Hauptfigur zwar ständig Familien wieder zusammen führt, selbst aber völlig alleine und einsam ist, finde ich psychologisch noch am Spannendsten. Wie dann das Geheimnis rund um den Jungen aufgeklärt wird, ist ziemlich unspektakulär und man denkt sich irgendwie „Was, das war es nun schon“ und fühlt sich um die „echte“ Auflösung, etwas betrogen.

Am Weg dorthin und obwohl ich verstehe, dass Verena hier eine Familie sieht, in der sie in ihrem Kopf permanent den Part der Mutter und Ehefrau übernehmen könnte und so nicht mehr alleine wäre, finde ich auch die Szene nicht ganz stimmig, in der sie sich als Nacktmodel für Klaus zur Verfügung stellt, für eine Skulptur, die er als Porträt seiner Frau begonnen hatte. Ja, was die Symbolik hier sein soll ist wohl jedem klar, aber auch durch die Einbindung einer Sexszene, bei der man nicht mal sicher sein kann ob das nun wirklich passiert ist, fühlt sich die ganze Sache für mich einfach nicht rund an.

Emilia Clarke (Terminator Genisys) als Verena ist richtig gut und trägt den Film gekonnt auf ihren Schultern. Diese Mischung aus Humor, Empathie und Verlorenheit vermittelt sie auf eine Art und Weise, dass man ihr einfach glaubt und sie schnell ins Herz schließt. Würde man gerade ihrer Figur ihre Beweggründe nicht abkaufen, wäre der Film noch um einiges schwächer. Marton Csokas schätze ich ja für seine Unberechenbarkeit und wie er seinen Bösewichten, gekonnt Leben einhaucht (siehe etwa The Equalizer oder Into the Badlands).

Als Klaus hat er zwar nicht wirklich viel zu tun, jedoch schafft er es in einigen Momenten eine gewisse Ambivalenz im Zuschauer zu erzeugen, so dass man sich nicht sicher sein kann, ob hinter seiner nach außen kühlen Fassade, noch ein paar Abgründe lauern. Dass seine Figur im Prinzip mit einer von ihm erzählten Geschichte das Ende mehr oder weniger spoilert – was man auch zu dem Zeitpunkt schon erkennt – ist wiederum weniger spannend, wobei er dafür ja nichts kann, dafür ist eindeutig das Drehbuch verantwortlich.

Insgesamt daher ein elegischer Film, der sich auf seine Darstellerin und die Grundstimmung verlassen kann, doch dies etwas zu sehr tut, wohl auch weil sonst nicht viel Substanz vorhanden ist. Ohne Abstriche gelungen und melancholisch schön ist übrigens das Lied „Speak to Me„, dass Sängerin Amy Lee extra für den Film geschrieben hat und in den letzten Szenen und im Schlussspann zu hören ist.

„Voice from the Stone“ bekommt von mir 5,5/10 die Geisterwelt und die Realität, nicht durchgehend stimmig miteinander verbindende Empfehlungspunkte.

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