FPS: First Person Shooter (Filmkritik)

Es ist das alte (Video-Gamer) Lied: Eine Seuche bricht aus, alle Menschen werden zu mordenden Bestien und die Freundin sitzt in ihrer Arbeitsstelle fest. Dummerweise ist genau diese Arbeitsstelle aber ein Krankenhaus und es hat den Anschein als würde das Virus, welches der Grund für die Seuche ist, genau dort seinen Ursprung haben.

Also nichts wie rein in den Schutzanzug und auf zum Krankenhaus. Leider geht es ein wenig schief und kurz darauf erwacht unser Protagonist in einem leeren Raum mit … einem Infizierten am Hals …

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Andreas Tom (der eigentlich Andreas Luetzelschwab heißt) hat sich mit FPS wohl einen kleinen Traum verwirklicht. Immerhin hat der gute Mann einen Film veröffentlicht und damit sogar (halbwegs) gute Kritiken eingefahren. Der Vergleich „Duke Nukem trifft [REC]“ prangt auf dem Cover und das Bild ist „ein wenig“ an das gute alte DOOM angelehnt. Den geneigten Nerd trifft auch der Beginn des Films gleich mal sehr positiv und bringt einen zum Schmunzeln.

Da wird in guter alter Retro-Pixel-Optik der Vorspann erzählt, allerdings erst nachdem man sieht, wie unser aller Held im DOS das Spiel startet. Gut gemacht und witzig, vor allem die Optik ist wirklich gut gelungen und man fühlt sich sofort wieder „wie Zuhause“.

Das erste Erwachen in negativer Hinsicht gibt es allerdings sobald der Film auf sein Aushängeschild, nämlich die „Ego-Perspektive“ umschaltet. Unser Held fährt mit dem Auto über verlassene Straßen zum Krankenhaus, während er über seinen Auftrag seniert. Er fährt und fährt und fährt und fährt. Irgendwann kommt er dann an, wird niedergeschlagen und wacht in dem Zimmer auf. Jetzt sollte der Film spannend werden – zumindest werden die Grundzutaten eingeführt.

Stilecht werden nämlich Dinge in der Welt nicht wirklich von unserem Held aufgenommen, sondern sie blinken und plötzlich hat er sie in der Hand. Das gleiche gilt für Dokumente. Während er sie liest werden Bilder von verlassenen Hallen oder anderem eingeblendet, während der Text vorgelesen wird. Das liest sich langweilig, ist aber sehr stimmig geworden, zumal die Optik einfach zu einhundert Prozent passt.

Auch das Design der Monster, die der Held trifft – eine Handvoll und sie sind quasi im Vorbeigehen zu besiegen – ist wirklich gut gelungen, zumindest die meiste Zeit über. Dass der Film halbwegs brutal ist (immerhin wird zB jemand mit den eigenen Eingeweiden erwürgt), versteht sich wohl von selbst. Wobei die Monster an sich durch die Bank verschenkt sind. Da wird ein Killerclown gut aufgebaut und dann innerhalb von ein paar (unspannenden) Minuten abserviert. Ähnlich geht es mit anderen Gegnern (derer es wie gesagt, sehr wenige gibt). Alles technisch und vom Soundesign her super und einwandfrei gemacht. Gerade die Handbewegungen, die tatsächlich wie jene in einem Computerspiel wirken sind extrem gut gelungen finde ich.

Zwei Dinge, die an „FPS: First Person Shooter“ allerdings überhaupt nicht passen gibt es auch und leider sind das die schwerwiegenden: Der Film ist langweilig. Leider. Die Kamerabewegung ist so langsam, dass man fast schon einschläft. Und ich verstehe, dass man einen Raum, den man vorher mühsam mit Kunstblut dekoriert hat auch wirklich genau zeigen will, aber – und das ist ein großes Aber – als Zuseher juckt mich das wenig. Ich muss mir nicht jede Fliese einzeln ansehen, sorry. Auch der beschränkte Raum (der gut genutzt wird und auch gruselig aussieht) ist leider von Nachteil – zumal auch die Bewegungen beim zweiten Mal nicht rascher werden – leider. Der Film dauert rund 80 Minuten, zwei Drittel davon sind zum Einschlafen.

Was mich noch sehr stört sind die Kommentare und die Aktionen des Helden, weil sie für mich nicht zusammenpassen. Wenn er seine Sprüche loslässt (die allesamt aus Shooter geklaut wurden, was ich sehr witzig fand), dann klingt er wie ein irrer Massenmörder, der Spaß daran hat, anderen mit dem Baseballschläger das Hirn aus dem Schädel zu prügeln. Dass er dann aber von eigentlich JEDEM Monster gleich mal niedergeschlagen und überrumpelt wird, ist dann peinlich, ganz abgesehen davon, dass er mehrere Male einfach davonläuft – nur um kurz darauf wieder große Sprüche zu klopfen. Das passt für mich einfach nicht zusammen. Punktum. Auch wenn Stephan Weyte (der Caleb in Blood und Blood II vertont hat) seine Sprüche wirklich gut und gemein von sich gibt, der Sprecher gibt sich keine Blösse, es steht halt oft nur im Widerspruch zu dem, was der Held tut.

Das Ende hat mir jedoch wieder gut gefallen, weil es so kompromisslos war. Da hat jemand seine Idee durchgezogen. Dass ich die Emotion dahinter nicht verstehen kann, weil der Typ davor ja so ein „harter Hund“ ist, lasse ich mal links liegen.

„FPS: First Person Shooter“ ist ein gewagtes Experiment, dass von der Optik und den Effekten her super überzeugen kann, in punkte „Story“ und „Spannung“ allerdings weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Schade. Da wäre viel, viel mehr (auch ohne großes Budget) drin gewesen.

„FPS: First Person Shooter“ bekommt 4,5 von 10 möglichen, sein Potential verschenkende, Punkte.

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