Big Business: Außer Spesen nichts gewesen – Unfinished Business (Filmkritik)

Nachdem Dan (Vince Vaughn) die Verhältnisse bei seinem Arbeitgeber nicht länger hinnehmen will, gründet er kurzerhand seine eigene Firma. Das Geschäft läuft aber nicht besonders gut und endlich sieht es so aus, als könnte er ein Geschäft abschließen.

Zu diesem Zweck muss er mit seinen Mitarbeitern Timothy (Tom Wilkinson) und Mike (Dave Franco) nach Deutschland reisen und trifft dort ausgerechnet auf seine ehemalige Chefin Chuck (Sienna Miller).

Unfinished Business

Regie führt an dieser Stelle der Kanadier Ken Scott. Am ehesten kennt man ihn für die gelungene Komödie „Starbuck“ , die so gut angekommen ist, dass er sich gleich für das amerikanische Remake mit dem Namen „Delivery Man“ mit Vince Vaughn in der Hauptrolle verpflichten ließ. Auch wenn die Qualität dieses Remakes eher zweifelhaft ist, dürfe Scott und Vaughn die gemeinsame Arbeit Spaß gemacht haben.

Aus diesem Grund dürften sich dann auch beschlossen haben, es gemeinsam noch einmal zu versuchen. Mitgebracht haben sie dann Autor Steve Conrad, der unter anderem das Drehbuch zu „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ geschrieben hat. Da sollte man doch eigentlich meinen, an dieser Stelle könne nichts mehr schief gehen.

Doch falsch gedacht. Der Film konnte nur einen Bruchteil seines 35 Millionen-Dollar-Budgets wieder einspielen und kam weder bei Kritikern noch Zuschauern besonders gut weg. Ich für meinen Teil war dann doch ein Stück weit positiv überrascht und finde, dass der durchschnittliche Zuschauer hier vielleicht doch etwas zu hart mit „Unfinished Business“ ins Gericht zieht.

Dabei hat der Film einige Elemente, die man ohne wenn und aber als gelungen bezeichnen kann. Vince Vaughn (Prakti.com) wird mehrheitlich für seine seichten Komödien belächelt und irgendwie vergisst man gerne, dass der gute Herr durchaus etwas von seinem Beruf versteht. Ein Indiz dafür sollte die Tatsache sein, dass er in der zweiten Staffel von „True Detective“ einen größeren Platz einnehmen wird.

Als Dan hat Vaughn ebenfalls eine vergleichsweise ernste Rolle. Er ist ein im Ansatz gebrochener Mann der damit kämpft, dass seine Firma kein bzw. nicht genug Geld einbringt, um für seine Familie zu sorgen. Besonders gelungen ist in diesem Zusammenhang ein wesentliches Element im Film, bei dem es um eine Hausübung seiner Tochter geht, die die Aufgabe bekommt ihren Vater zu beschreiben.

Da Dan keine Zeit hat ihr direkt zu helfen, hält er seine Gedanken fest und erlaubt dem Zuschauer auf diese Weise einen unterhaltsamen Einblick in seine Psyche. Natürlich muss seine Tochter die Hausübung dennoch alleine machen und das Ergebnis ist zum Schreien süß. Was dann letzten Endes bleibt ist die Erkenntnis, dass Vince Vaughn doch irgendwie viel besser in ernste Rollen passt und sich von diesen unsäglichen Komödien verabschieden sollte.

Aber auch die restlichen Darbietungen sind sowohl gelungen als auch außergewöhnlich. Dave Franco hat inzwischen bewiesen, dass er in actionreiche Filme passt (Now You See Me) und dass ihm Komödien (Bad Neighbors) liegen. Als Mike Pencake zeigt er sich überzeugend von seiner schüchternen Seite und scheint dabei seine Dialogzeilen zum Teil nur zu hauchen.

Tom Wilkinson (Batman Begins) ist immer großartig und als der wegen seines Alters ursprünglich entlassene Timothy, zeigt er sich ebenfalls von einer ungekannten Seite. Dann gibt es da noch Sienna Miller (G.I. Joe: The Rise of Cobra) als taffe Geschäftsfrau Chuck und in weiteren Nebenrollen Nick Frost (The World’s End) und James Mardsen (X-Men), die allesamt ihr Sache sehr gut machen.

Wie sich an dieser Stelle herauskristallisiert haben sollte, sind die Schauspieler definitiv nicht das Problem hier und man muss Scott eine gewisse Hochachtung aussprechen, für das was er aus jedem einzelnen herausgekitzelt hat. Das Problem liegt wo anders und zwar an der Geschichte. Die weiß leider nicht wo sie hin will und damit fällt das gesamte Konzept auf die Schnauze.

Dieser Film versteht sich als Komödie, setzt aber auf eine vergleichsweise deprimierende Prämisse. Dan, Timothy und Mike sind gut in ihrem Job und trotzdem sind sie die Verlierer schlechthin. Gut man hätte möglicherweise auf entsprechend schwarzen Humor setzen könnten, was an dieser Stelle aber flach fällt. Dan und Co sind zwar durchaus sympathisch und haben ihre jeweiligen Marotten, aber etwas sind sie nicht und zwar komisch.

Doch dann fahren sie doch nach Deutschland, mag jemand einwerfen, der die Einleitung gelesen hat. Es gibt unzählige Trip-Filme (es gab mal eine Zeit, da waren diese quasi angesagt) die von schrägen Momenten leben und diese Momente hat „Unfinished Business“ auch, nur mit dem Unterschied, dass entsprechende Szenen unglaublich kurz gehalten werden.

Überhaupt scheint man keine konkrete Vorstellung gehabt zu haben, in welche Richtung es eigentlich gehen soll. Das ist eigentlich schade und hier so schlimm, dass die eigentlich interessanten und gut gespielten Charaktere, wieder uninteressant werden. Natürlich gibt es zum Schluss ein Happy End, dass dann konstruiert wirkt und dem Zuschauer das letzte bisschen Genugtuung nimmt.

Alles in allem ist „Unfinished Business“ ein Film mit tollen Performances und einigen interessanten Elementen (Stichwort: Hausübung), der es aber schafft, die Geschichte ohne Focus oder Highlights uninteressant zu inszenieren. Über das „deutsch“ in diesem Film will ich erst gar nicht reden (vielleicht kann mir ja jemand erklären, was ein Navi mit „Flügelschlagen“ sagen will).

Der Film „Unfinished Business“ bekommt 6/10 nach Deutschland reisende Empfehlungspunkte.


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