Virtuosity (Filmkritik)

Excop Lieutenant Parker Barnes (Denzel Washington), sitzt nach einem dramatischen Zwischenfall im Gefängnis. Er wird jedoch dank eines Freundes dazu ausgesucht, eine künstliche Intelligenz namens SID 6.7 (Russell Crowe), der mit den Persönlichkeiten von zahlreichen Serienkillern aus den unterschiedlichsten Epochen ausgestattet ist, in einer virtuellen Welt zu aufzuspüren und zu stoppen. SID ist jedoch weit gefährlicher als zunächst gedacht und so schafft er im weiteren Verlauf mit der Hilfe seines Erfinders Lindenmeyer, den Schritt in die reale Welt.

Als sich durch Glas selbst regenerierender Android, beginnt er sofort damit, überall seine blutigen Spuren zu hinterlassen. Barnes bekommt daraufhin das Angebot, SID auszuschalten, da er ihn am Besten kennt. Dafür ist er dann ein freier Mann, nach Erledigung des Auftrags. Die Sache wird jedoch schnell kompliziert, denn erstens findet SID Gefallen an seinem lieb gewonnenen Gegenspieler und zweitens hat ein Teil seiner Programmierung, einen ganz persönlichen Bezug zu Barnes.

Virtuosity

„Virtuosity“ ist ein SciFi-Thriller aus dem Jahre 1995, bei dem Brett Leonard (Highlander 5) für die Regie verantwortlich war. Gekostet hat das Abenteuer 30 Millionen Dollar und nur circa 24 Millionen, konnten wieder eingespielt werden. Warum dieser Film damals ein Flop war? Nun, Washington war ja bereits ein Star, während Crowe vor 20 Jahren, noch so gut wie niemand kannte. An der mangelnden Starpower lag es aber sicher nicht, vielleicht war die Story für damalige Verhältnisse doch zu sehr Fiktion oder es haben einfach zu viele Zuschauer gemerkt, dass dies klar ein B-Movie fürs Heimkino ist, der sich auf die große Leinwand verirrt hat.

Egal, dieses Abenteuer macht in Form eines heimlichen Vergnügens (guilty pleasure, I´m loving it) einfach Spaß und lebt neben dem Katz und Maus Spiel der beiden Hautfiguren, vor allem von Crowes enthemmten Spiel. „Nur weil ich in mir die Freude trage deine Familie ermordet zu haben, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht Freunde werden können.“ Was Russell hier aufführt, ist irgendwo zwischen kindlicher Entdeckungslust, ungebremst blutigem Chaos ohne Moral dafür inklusive einer extra Portion Spaß am Spiel und dem ständigen Tanz zwischen manisch hervor blitzendem Wahnsinn serviert mittels mehr oder weniger leichtes overacten.

Natürlich sehen beinahe sämtliche Effekte nach dem heutigen Standard lächerlich aus, aber sogar hier rettet er als SID einiges, wenn er zum Beispiel Glas durch den Körper aufsaugt, um sich Körperteile nachwachsen zu lassen, dann sind sowohl Schmerz als auch Lust in seinen Augen spürbar. Außerdem passt der gerade auch durch die Optik entstehende Trash-Charme, sehr gut zur Gesamtkonstellation. So nach dem Motto „als Programm hätte jeder gerne einen SID zu Hause aber in der realen Welt würden alle vor ihm davon laufen“, ist Crowe (The Next Three Days) klar der Motor, der die Maschine hier am Laufen hält.

Auch auf Denzel Washington (Flight), seinen zweimaligen späteren Konkurrenten beim Kampf um den Oscar, kann man sich eigentlich immer verlassen. Sein Excop gibt als Figur aber einfach weniger her, obwohl der Schauspieler aus dieser „alles verloren haben, aber trotzdem weiterkämpfen und wieder neuen Lebenswillen finden“ Ausgangslage, das Beste macht. Er ist ehrlich und kämpferisch, doch in seiner sehr persönlichen Jagd nach SID, wird er auch immer rücksichtsloser. Kelly Lynch (Passion Play) steht ihm als Kriminalpsychologin zur Seite, sie ist zunächst skeptisch doch ist bald klar, dass sie ihm vertrauen wird (ohne Liebesandeutungen übrigens).

Der hauptsächlich schwarze Humor kommt dann besonders in den Szenen zur Geltung, in denen SID die Welt als seinen Spielplatz entdeckt. Eine Symphonie aus Schreien in einer Disco aufnehmen, dem Kerl, der ständig den selber ausgesuchten Fernsehsender umschaltet, einfach den Hals umdrehen oder ein Fernsehstudio kapern und live Leute exekutieren, während der Blick ständig hungrig auf die immer steigenden Zuschauerzahlen fällt. So skrupellos SID auch sein mag, er macht dies alles mit einer verspielten Coolness, die ihn zu einem Bösewicht macht, dessen Ende man nicht so schnell herbei sehnt.

Insgesamt daher sicher in seiner Gesamtheit kein echtes Highlight, doch für mich als Crowe Fan ist dieser Film immer wieder mal eine echte Gaudi. SID ist dabei ein Bösewicht mit Potential, dessen Entwicklung ich durchaus auch gerne noch in weiteren Abenteuern verfolgt hätte. So bleibt uns wenigstens dieser irre kurzweilige (wahlweise kann man auch ein und zwischen diese Adjektive setzen) Trip, mit einem manischen Crowe und einem souveränen Washington, der durchaus auch mehrmals die Kratzer hinter seiner glatten Fassade zeigen darf.

„Virtuosity“ bekommt von mir 7,5/10 das virtuelle Böse mit den eigenen Waffen schlagende Empfehlungspunkte.

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