Mad Max: Fury Road (Filmkritik)

Die Zukunft. Das Leben auf der Erde ist mittlerweile schon lange zum täglichen Überlebenskampf mutiert. Unsere Welt ist zu einer einzigen Wüstenlandschaft verkommen und sämtliche Zivilisationen, sind zusammen gebrochen. Der von den Schatten seiner Vergangenheit gequälte Einzelgänger Max Rockatansky (Tom Hardy), wird von den Schergen des skrupellosen Kriegsherrn Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) gefangen genommen und als Blutspender für den kranken Krieger Nux (Nicholas Hoult) auserkoren.

Als Imperator Furiosa (Charlize Theron), die rechte Hand von Joe, jedoch gegen ihn rebelliert und ihm seinen wertvollsten Besitz – einen fünfköpfigen Harem von wunderschönen Damen, die ihm einen gesunden Nachfolger schenken sollen – entführt, rast ihr Joe mit seiner gesamten Armee hinterher. Max, der an ein Auto der Verfolger gekettet ist, während immer mehr seines Blutes abgezapft wird, muss schnellstens einen Weg finden, um hier wieder heil heraus zu kommen. Alleine eine ziemlich aussichtslose Sache, doch wer sind die geeigneten Verbündeten?

Mad Max Fury Road Tom Hardy

Endlich! Genau dreißig Jahre nachdem der Australier George Miller seine aus – „Mad Max„, „Rogue Warrior“ und „Beyond Thunderdome“ – bestehende „Mad Max“ Trilogie beendet hatte, kommt nun mit „Fury Road“, eine sogenannte Reboot-Forsetzung des Meisters persönlich ins Kino (also sozusagen ein vierter Teil und gleichzeitig ein Neubeginn). Dabei verbrachte das Projekt verdächtig lange in der Produktionshölle, da Miller die Idee dazu bereits im Jahre 1998 hatte, damals auch noch mit Originalstar Mel Gibson in der Hauptrolle.

Alle Einzelheiten aufzuzählen, würde hier zu lange dauern, aber neben anderen Projekten, verhinderten hier auch Anschläge, Kriege und vor dem Dreh verstorbene Schauspieler einen früheren Drehstart. Doch Miller gab nicht auf, fand immer wieder neue Wege sein Herzensprojekt voran zu treiben und nutzte die lange Verzögerung sogar kreativ, um Drehbücher für zwei weitere Fortsetzungen zu schreiben. Nachdem auch jeder einzelne Trailer die Vorfreude auf diesen Film bei mir noch steigern konnte und ich ihn nun endlich gesehen habe, muss ich eines klar sagen: das Warten hat sich gelohnt!

Eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich genau anfangen soll, weil sich die Eindrücke noch immer in meinem Kopf vermischen und sich keine klaren Worte daraus ergeben. Egal, los gehts. Zunächst mal fühlt sich Max weniger wie ein Film an, sondern eher wie eine Oper und zwar eine rohe, direkte, wuchtige, handgemachte, verstörende, kompromisslose, wahnsinnige „Metal-Action-Western-Oper“. Im Prinzip wird hier eine in allen Aspekten perfekt komponierte, einzige lange Verfolgungsjagd gezeigt, was sehr leicht hätte langweilig werden können, doch die spürbare Selbsterkenntnis von Miller, nämlich dass er ein einzigartiges Franchise geschaffen hat, das sich vom Rest deutlich abhebt, wird hier einfach gekonnt und auf natürliche Weise, in jeder Szene versprüht.

Dabei ist die Tatsache, dass 90 Prozent der Effekte ohne Hilfe von Computern zu Stande kamen, im Zeitalter des CGI-Kino-Blockbuster-Overkills, ein wahres Wunder, unglaublich erfrischend und lässt das WOW-Erlebnis der ersten Teile wieder aufkommen. Die gepanzerten Fahrzeuge aller Arten sind kreativ und einschüchternd und neben den menschlichen Mitspielern, klar die Hauptdarsteller. Was da alles gebastelt wurde, ist einfach nur beeindruckend, umso mehr Wirkung haben dann auch die Crash-Szenen und Explosionen, die mir mehr als einmal vortäuschten, dass ich die Erschütterung jetzt wirklich auch in meinem Kinosessel
gespürt habe. Neben über 150 Stuntleuten, durften sich über und auf den Gefährten, übrigens auch Mitglieder des Cirque du Soleil und einige olympische Athleten austoben.

Zweiter klarer Bestandteil eines Max-Filmes sind die Freaks und die sind zahlreich. Mutationen an diversen Körperteilen treffen auf Damen, deren Muttermilch literweise abgesaugt wird und bereits die Kinder werden zu kahlköpfigen, weißhäufigen „War-Boys“ gestylt. Immortan Joe selbst, hat einen von Geschwülsten übersäten Körper und trägt eine Atemmaske, was ihn wie ein verrücktes, gescheitertes Experiment erscheinen lässt. Der Gitarrenspieler ist dabei übrigens sowieso eine Klasse für sich. Alle Kreaturen, die sich hier so tummeln, werden nie mit einer voyeuristischen Kamera eingefangen, sondern ihre Existenz wird zu jeder Sekunde als völlig natürlich in dieser Welt dargestellt. Für Fans irgendwie vertraut und abstossend zugleich und so soll es auch sein.

Mad Max Fury Road Cars

Die Dialoge selbst wurden auf ein Minimum reduziert, besonders Max ist so wortkarg, wie wir ihn kennen. Was wohl auch daran liegt, dass ihm immer wieder kurz seine verstorbene Tochter erscheint oder er ihre Stimme hört, was neu ist für seinen Charakter, sehr schön eingebunden ist und ihn noch eine Spur getriebener erscheinen lässt. Ich persönlich bemängle hier übrigens in keiner Weise mangelnde Charakter-Entwicklung, im Gegenteil, vielmehr finde ich es sehr erfrischend, dass nicht alles immer ausgesprochen und erklärt werden muss, oft reichen eben bestimmte Gesten und Handlungen der Protagonisten, um genau zu wissen, woran man ist. Genau wie Furiosa und Max zum Beispiel, sie weiß nichts von ihm, nicht mal seinen Namen, aber sie weiß einfach, dass sie sich auf ihn verlassen kann (natürlich erst nachdem sie sich gegenseitig umbringen wollten, versteht sich).

Tom Hardy („The Drop„, „Bronson„) tritt als Max in Mel Gibsons Fusstapfen und das macht er mit einer ungezwungenen Coolness, die man nur schwer nachmachen kann. Gequält von Erinnerungen der Vergangenheit klammert er sich an seinen Überlebensinstinkt, ohne dabei wirklich zu leben. Er ist ein Einzelgänger und es ist zu jeder Zeit klar, dass er sich nie länger an einem Ort niederlassen wird. Er hilft den Damen nicht, weil er so ein guter Mensch ist, sondern weil er sie zunächst braucht, für seine Flucht. Außerdem hat er wohl gerade nichts besseres zu tun. Hinzu kommt Respekt vor Furiosa, den man angesichts von Charlize Therons („Prometheus„, „Snow White and the Huntsman„) Performance, auch fast haben muss.

Furiosa ist körperlich und geistig stark, verfolgt ihr Ziel mit beinharter Konsequenz und kann es im Prinzip mit jedem Mann aufnehmen. In einigen starken Momenten, kommt jedoch auch der Schmerz unter der rauen Oberfläche zum Vorschein. Überhaupt überrascht und überzeugt „Fury Road“, der ja wohl klar als Männer-Film deklariert wird, mit seiner starken Zeichnung der Frauenfiguren. Denn auch die Ex-Haremsdamen (unter ihnen Rosie Huntington-Whiteley aus „Transformers 3“ und Zoë Kravitz aus „X-Men: First Class„) sind kämpferisch und emanzipiert und werden trotz ihrer Story-bedingten leichten Bekleidung, nie als reine Schauwerte missbraucht.

Nicht vergessen darf man auch Nicholas Hoult („Warm Bodies„, „Jack the Giant Slayer„), dessen kranker Krieger Nux, einfach nur Spaß macht. Hier will ich nicht zuviel verraten aber soviel sei gesagt, hier wird mit der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt und dank ihm bekommt man auch gleichzeitig die lustigsten und irrsten Szenen des Filmes spendiert, es ist jede Filmminute mit ihm, eine Freude gewesen. Fanatiker sind eben unter dem ganzen Irrsinn, auch nur „normale“ Menschen. Zum Abschluss war es auch nett, den Originalbösewicht Toecutter alias Hugh Keays-Byrne aus dem ersten Teil wieder zu sehen, der zwar als Immortan Joe kaum zu erkennen ist, doch dafür eine ziemlich unheimliche Präsenz hat und man ihn einfach nur abstossend findet.

Am Ende bleibt mir hier nur mehr zu sagen, dass ich dies für einen perfekten Mad Max halte. Heftiger, eigenständiger und vor allem energischer hätte Miller seine postapokalyptische Welt, gar nicht in die aktuelle Kinolandschaft zurückholen können. Nirgendwo sonst bekommt man so eine Fülle an fantastischen Stunts und selbst gemachten Oldschool-Effekten präsentiert, kombiniert mit einer unheimlich einnehmenden „Mitten-Drin-Atmosphäre“, Schauspieler die vor allem (aber auf keinen Fall nur) physisch alles geben und durch Taten viel mehr vermitteln, als es Dialoge je tun könnten. Sollte der Film nicht genug Geld einspielen um Fortsetzungen zu erlauben, dann bin ich auch mit diesem Meisterwerk zufrieden, doch wäre ich doch auch gespannt, was Miller sich noch alles ausgedacht hat für Max und Furiosa.

„Mad Max: Fury Road“ bekommt von mir 9,5/10 alle Hindernisse auf der Wahnsinnsfahrt hin zur Erlösung aus dem Weg räumende Empfehlungspunkte.

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One thought on “Mad Max: Fury Road (Filmkritik)

  1. Hat eine Weile gedauert, bis ich ihn gesehen habe, aber – der Film ist ein Hammer! Respekt. Story gut, Regie gut, Drehbuch gut, alles gut. Von vorne bis hinten spannend und super inszeniert. Wenige Worte (viel mit Blicken und Gesten). Wirklich, wirklich gelungener Actionstreifen!

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