The Drop – Bargeld (Filmkritik)

In Brooklyn wechselt permanent Geld den Besitzer und was man nicht auf die Bank bringen kann, landet in einer Bar und wird später von der tschetschenischen Mafia abgeholt. Aus Sicherheitsgründen ist dies an jedem Abend eine andere Bar.

Bob (Tom Hardy) ist Barkeeper in einer dieser Bars, die sein Cousin Marv betreibt. Auf den ersten Blick ist Bob ein ruhiger aber netter Kerl, der auch gerne Mal einen Drink ausgibt – auf den zweiten Blick steckt jedoch mehr hinter seiner Person.

The Drop Film Tom Hardy

Regie bei diesem Film führt der Belgier Michaël R. Roskam und er verlässt sich dabei auf das Drehbuch von Dennis Lehane. Als Grundlage dafür verwendete Lehane seine eigene Kurzgeschichte mit dem Namen „Animal Rescue“. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass eine seiner Geschichten verfilmt wird, denn Lehane schrieb unter anderem die Romanvorlagen zu „Mystic River“ und „Shutter Island„.

Hier und da ist spürbar, dass „The Drop“ auf einer Kurzgeschichte basiert, denn es passiert scheinbar wenig. Das wiederum gibt dem Film genug Zeit auf die Hauptcharaktere einzugehen – denn wenn Lehane (wie bereits mehrmals bewiesen) etwas kann, dann vergleichsweise interessanten, komplexen und undurchsichtigen Charakteren Leben einzuhauchen.

Nach einer kurzen Erklärung, was denn nun „The Drop“ (Geld landet in einer zufälligen Bar) ist, lernt man Bob kennen. Der ist eher simpel gestrickt, ist mehr der ruhige Typ, gibt gerne einmal im Zuge seiner Tätigkeit als Barkeeper einen aus und rettet später einen verletzten Welpen aus einer Mülltonne. Die Mülltonne gehört Nadia (Noomi Papace), die Bob zuerst nicht ganz über den Weg traut, dann aber dennoch bereit ist, ihm zu helfen (immerhin hat der keine Ahnung von Hunden).

Der Welpe gehört Nadias Ex-Freund Eric (Matthias Schoenaerts), der sich von Bob nicht ganz ernst genommen fühlt und entweder seinen Hund oder zumindest eine angemessene finanzielle Entschädigung haben will. Dann wird Cousin Marvs Bar überfallen, wobei die Räuber nicht viel erbeuten können (die Bar war an diesem Abend nicht für „The Drop“ zuständig), wobei Cousin Marv selbst scheinbar involviert zu sein scheint.

Dann gibt es da noch die Geschichte um einen Jungen, der vor zehn Jahren spurlos verschwunden ist. Die hier verwendete Erzählweise ist etwas eigenwillig, denn hier passieren so viele Kleinigkeiten, dass es teilweise schwierig, die Übersicht zu behalten, geschweige denn zu wissen, was denn nun eigentlich läuft. Statt auf Spannung zu setzen, verlässt man sich gänzlich auf seine Charaktere und gerade als es langweilig zu werden droht, löst man die Geschichte erstklassig auf.

Tom Hardy ist ein toller Schauspieler und egal ob seine Rollen irre (Bronson), lustig (This Means War) oder so einschüchternd sind, sodass sie sogar Batman (The Dark Knight Rises) das Fürchten lehren, macht er seine Sache ausnahmslos erstklassig (schade nur, dass er nicht bei dem 2016 erscheinenden „Suicide Squad“ Film mit dabei ist). Man merkt sofort, dass hinter dem wortkargen Bob etwas mehr steckt und das nicht nur, weil das zu Beginn des Films angedeutet wird.

Der Film etabliert ihn als durch und durch netten Kerl und dennoch hat man nie das Gefühl, dass es eine gute Idee wäre, sich mit ihm anzulegen. Noomi Rapace (Dead Man Down) wirkt als Nadia wie jemand, der gegenwärtig mit beiden Händen an Problemen arbeitet, die durch eine unschöne Vergangenheit entstanden sind. Auch wenn Bob und Nadia ohne jegliche Romantik auskommen müssen, funktionieren die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere auf einer sehr speziellen aber freundschaftlichen Basis sehr gut.

James Gandolfini (inzwischen verstorben, unter anderem zu sehen in „Der unglaubliche Burt Wonderstone„) als Cousin Marv wirkt lange Zeit undurchsichtig. Marv hat es noch immer nicht überwunden, dass ihm die Tschetschenen vor gut zehn Jahren „seine“ Bar abgenommen haben. Eine gute Idee zu dieser Person erhält man in einem kurzen Dialog (im Trailer enthalten), in der Bob Marv sinngemäß fragt, ob er denn wieder einmal etwas Verzweifeltes tut.

Etwas das neben der scharfen Charakterzeichnung heraussticht, ist die Optik. Dabei hat man es sich scheinbar zum Ziel gesetzt, jedes noch so kleine Detail einzufangen. Das Ergebnis ist technisch gelungen und dennoch irgendwie elegant und schön.

Alles in allem ist „The Drop“ ein gelungener Einblick in Bostons Unterwelt, der vor allem durch seine Charaktere funktioniert. Die Geschichte ist verhältnismäßig unspektakulär, vielschichtig und komplex. Wen das nicht stört, der sollte sich diesen Film unbedingt ansehen.

Der Film „The Drop“ bekommt 7,5/10 den Welpen aus der Mülltonne rettende Empfehlungspunkte.


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