Wenn ich bleibe – If I Stay (Filmkritik)

Mia Hall (Chloë Grace Moretz) muss eine schwierige Entscheidung zwischen Karriere und Liebe treffen. Soll sich die hochbegabte Cellistin für ein Musikstudium an der Juilliard School entscheiden, oder für ihre große Liebe Adam (Jamie Blackley), den Sänger einer aufstrebenden Indie-Rockband? Ein unbeschwerter Familienausflug wird jedoch zu einem alles verändernden Ereignis. Bei einem Autounfall sterben sowohl Mias Eltern als auch ihr Bruder, unklar ist, ob Mia selbst ihre Verletzungen überleben wird. Im Koma muss sie sich nun entscheiden: Soll sie bleiben oder sich für den eigenen Tod entscheiden?

if i stay

„If I Stay“ legte in Amerika ein beachtliches Einspielergebnis hin und das nicht ohne Grund. Es ist eindeutig eine der besseren Jugendbuch-Verfilmungen der letzten Zeit und hat NICHTS (!) mit Vampiren zu tun. RJ Cutler verfilmte den Roman von Gayle Forman mit einem beinahe mickrigen Budget von 11 Millionen Dollar und er spielte gleich in der ersten Woche die kompletten Produktionskosten wieder ein.

Nachdem schon „The Fault in Our Stars“ so megaerfolgreich war, scheint nun der Trend von Vampir- und Werwolf-Schmonzetten weg zu führen und zwar zu Büchern, in denen Themen angesprochen werden, die in der realen Welt verankert sind und auch wirklich passieren könnten. Zwar hat „If I Stay“ schon einen Hauch von Fantasy (durch das Nah-Tod-Erlebnis), aber nichts desto trotz scheint der Trend – abgesehen von „The Hunger Games“ – weg vom Genre Fantasy und Science Fiction zu gehen.

Der Film lebt von Beginn weg permanent von den Vor- und Rückblenden im Zeitablauf. Er wirkt mit leisen Zwischentönen aus dem Leben gegriffen. R. J. Cutler („The World According to Dick Cheney“) ist ja eigentlich ein Dokumentarfilmer und so hat er den Film relativ schnörkellos in Szene gesetzt. Das übernatürliche Element der außerkörperlichen Erfahrung, die übrigens kein simples Fantasy-Gimmick ist, vermittelt er hauptsächlich durch einen Weichzeichner-Look. Durch diesen geschickten erzählerischen Twist symbolisiert er den Überlebenskampf der im Koma liegenden Mia. Erklärung braucht man da nicht wirklich, denn die Krankenschwester flüstert der Patientin zu, dass sie entscheiden könne, ob sie bleibt oder geht.

Wo man dem Film dann aber seine Zielgruppe an kennt, ist bei der Love Story, bei der sich der gut aussehende, allseits beliebte Adam aus der Abschlussklasse, ausgerechnet in die schüchterne Cellistin Mia verliebt. Oder hat er sich nur in ihr überragendes musikalisches Talent verliebt? Ein bisschen fühlt man sich an „Cinderella“ erinnert, denn hier bekommt Aschenputtel ihren Prinz, doch ihr anfängliches Zögern mit Adam auszugehen, als auch die Entscheidung, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen, wirken dann wieder reichlich pubertär, wenngleich uns diesmal wenigstens ein à la „Twilight“ Liebes-Dreieck erspart bleibt.

Chloe Grace Moretz (The Equalizer) überzeugt mit ihrer berührenden Performance in einer weiteren Außenseiterrolle (Carrie), ohne dabei mit erzwungener Melodramatik übermäßig auf die Tränendrüsen zu drücken. Die junge Schauspielerin hat übrigens extra für die Rolle das Cello spielen gelernt und hat sich das Instrument mal ins Hotel nachschicken lassen. Ihre Chemie mit Co-Star Jamie Blackley (Snow White and the Huntsman) stimmt, was ihre Liebesgeschichte durchaus erträglich und auch ein Stück weit nachvollziehbar macht.

Der Soundtrack, der zum Beispiel mit Songs von Beck, Beethoven, Sonic Youth, Smashing Pumpkins und The Clash auftrumpfen kann, fügt sich angenehm in das Gesamtbild ein, wenngleich der Soundtrack wohl am Musikgeschmack der Zielgruppe vorbei schrammen könnte.

Fazit: „If I Stay“ ist ein berührender Film, der nicht davor zurück scheut, sich mit der Thematik des Sterben wollen zu beschäftigen, ohne sich irgendwelcher Plattitüden zu bedienen. Die Liebesgeschichte ist wieder reinster Kitsch.

Dieser Film bekommt von mir 6/10 doch noch gebliebene Punkte.


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