Interstellar (Filmkritik)

In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts sieht es düster aus für die Menschheit. Staubstürme und die Tatsache, dass die meisten Nutzpflanzen nicht mehr angebaut werden können haben dafür gesorgt, dass die Erde die Menschheit nicht mehr auf Dauer erhalten kann.

Die NASA schickt ein Team rund um Astronaut Cooper (Matthey McConaughey) in ein Wurmloch, das in der Nähe des Saturns aufgetaucht ist, um in einer anderen Galaxie nach möglicherweise bewohnbaren Planeten zu suchen.

Interstellar

Seinen Anfang nahm dieser Film mit einem Exposé des Physikers Kip Thorne, einem ehemaligen Professor am California Institute of Technology. Kurze Zeit später bekundete niemand geringerer als Steven Spielberg (Jurassic Park) sein Interesse und Jonathan Nolan (Person of Interest) wurde engagiert, um eine erste Fassung des Drehbuchs zu schreiben.

Diese erste Fassung, die irgendwann einmal in den Weiten des Internet aufgetaucht ist, hat mit dem eigentlichen Film nur mehr wenig zu tun. Hier gibt es alles inklusive einer chinesischen Crew, Roboter, Aliens und vieles mehr. Spielberg verlies das Projekt, Christopher Nolan (Batman Begins) übernahm Anfang 2013 die Regie und verband schließlich seine eigenen Ideen mit denen seines kleinen Bruders.

Wenn Christopher Nolan dann in einem Interview „Interstellar“ als seinen Versuch die epischen Ambitionen der bemannten Raumfahrt und der Science-Ficton-Filme seiner Kindheit wiederzubeleben beschreibt, kann man davon ausgehen, dass er selbst hier mit einer Menge Ehrgeiz und einer (selbst für seine Maßstäbe) unglaublichen Vision am Werk war.

Der Film zeigt zu Beginn, was die Menschheit in Zukunft möglicherweise erwartet. In weiterer Folge lernt man den NASA Astronauten Cooper (Matthew McConaughey) und seine Familie kennen. Cooper landet später auf mysteriöse Weise bei der NASA und wird dort für eine Mission in eine ferne Galaxie rekrutiert. Begleitet wird er dabei von Brand (Anne Hathaway), Romilly (David Gyasi) und Doyle (Wes Bentley). Die Reise gestaltet sich (der Laufzeit von knapp drei Stunden entsprechend) schwierig!

Bei der Laufzeit haben wir dann auch das erste Problem. Ja man braucht eine Menge Sitzfleisch bei diesem Film und dennoch würde ich mich über einen noch längeren Directors Cut (Peter Jackson macht es ja mit „Der Hobbit“ und Co vor) freuen. Gerade zu Beginn wirkt es so, als hätte Nolan hier noch mehr zu erzählen, beziehungsweise es wäre die eine oder andere nicht unwesentliche Szene der Schere zum Opfer gefallen.

Da verlässt Cooper beispielweise das Zimmer seiner Tochter, nachdem er sich von ihr verabschiedet hat und als nächstes folgt direkt der Start seines Raumschiffes. Ein anderes Beispiel wäre die Tatsache, dass man sieht, wie die Crew sich in Stasis begibt, man aber nicht mitbekommt, wie sie diese wieder verlässt. Zwar wird das da-fehlt-mir-etwas Gefühl mit fortschreitender Laufzeit weniger, aber nichts desto trotz scheint man hier offenbar versucht zu haben, den Film auf einer, für den durchschnittlichen Zuschauer akzeptablen Länge zu halten.

Wo „Interstellar“ durch die Bank glänzen kann ist die Optik. Nolan schafft es seinen Film extrem bildgewaltig zu inszenieren und dabei regelmäßig ein mittendrin Gefühl zu erzeugen, wie es (außer vielleicht Alfonso Cuarón mit „Gravity„) kaum ein zweiter kann. Dass Nolan, der bekannt für seinen Perfektionismus ist, soweit es nur irgendwie möglich ist, auf praktische statt auf computergenerierte Effekte setzt, schadet an dieser Stelle natürlich in keinster Weise.

Unterstützt wird die durch den Film erzeugte Stimmung durch den von Hans Zimmer (Man of Steel) kreierten Soundtrack. Böse Zungen behaupten Zimmer wäre an dieser Stelle des öfteren auf seiner Orgel eingeschlafen, aber die Art wie dessen intensive Klänge den jeweiligen Moment unterstützen und in weiterer Folge dafür sorgen, dass „Interstellar“ als Erlebnis funktioniert, ist einzigartig.

Die weitere Geschichte führt Cooper und sein Team auf fremde Planeten, die entsprechend bildgewaltig in Szene gesetzt wurden. Dabei spielt die Relativitätstheorie oft eine wichtige Rolle, und die Tatsache, dass man sich (bis auf kleinere Ausnahmen) an die Regeln der Physik hält, wie wir sie heute kennen, ist eine erzählerische Besonderheit.

Von Seiten der Schauspieler machen alle ihre Sache großartig. Auch wenn Matthey McConaughey (True Detective) meiner Meinung nach meistens nur eine Variante seiner bisherigen Rollen spielt, ist er hier der Ankerpunkt des Films. Mackenzie Foy (The Conjuring) und Jessica Chastain (The Help) passen hervorragend in die Rolle der jungen bzw. älteren Murph (Coopers Tochter) und haben nicht nur im Herzen ihres Vaters einen speziellen Platz.

In weiteren Rollen finden sich noch Anne Hathaway (Les Misérables), David Gyasis (Cloud Atlas), Michael Caine (The Dark Knight) und viele mehr. Klingt doch bisher nach einem großartigen Film oder? Doch es gibt an dieser Stelle, wie bei beinahe jedem anderen Film auch, das eine oder andere ABER und die sind vielleicht nicht ganz unwesentlich (Achtung Spoiler)!

Die Tatsache, dass Cooper ein besonderes Verhältnis zu seiner Tochter Murph hat, wird im Laufe der Geschichte wunderbar herausgearbeitet. Auf der anderen Seite bleibt ihr Bruder Tom (Chasey Affleck – Gone Baby Gone) komplett auf der Strecke und der Film hat nicht die Möglichkeit, das potentielle Ende der Menschheit auf der Erde auch nur im Ansatz heraus zu arbeiten.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft das Ende. Zwar war es dem aufmerksamen Kinozuschauer von Anfang an klar, dass man am Schluss die Geschichte letzten Endes wieder in irgendeiner Form zusammenführen wird, aber die Art und Weise wie dies geschieht, lässt dann auf eine Idee der Marke „weil uns nichts Besseres eingefallen ist“ schließen!

Das Ende nach dem Ende ist wiederum offen, und hätten wir es hier eben nicht mit Christopher Nolan zu tun, läge die Vermutung einer angedachten Fortsetzung nahe. Statt dessen vermute ich, dass er (wie auch seinerzeit mit „Batman Begins„) in erster Linie die Fantasie des Zuschauers anregen wollte (was eine Fortsetzung aber nicht per se ausschließt!).

Alles in allem ist „Interstellar“ eine sehr bildgewaltige Umsetzung eines sehr ehrgeizigen Projektes, dass man unbedingt in einem Kino (Sitzfleisch vorausgesetzt) seines Vertrauens genossen haben sollte. Zwar hat der Film die eine oder andere erzählerische Schwäche, ist aber dennoch ein an sich einzigartiges Erlebnis. Noch dazu handelt es sich, in einer Zeit in der Fortsetzungen und Franchises oft und gerne die Kinokassen dominieren, endlich wieder einmal um eine originelle und vor allem mutige Idee – davon bitte, bitte mehr!

Alles in allem bekommt Interstellar 8/10 nicht nur zu den Sternen schauende, sondern diese auch bereisende Empfehlungspunkte.


One thought on “Interstellar (Filmkritik)

  1. Also entweder hat der Film nicht besonders viel Sinn gemacht, oder ich habe ihn nicht verstanden.

    Und dann ist mir Cooper in dem letzten Filmdrittel komplett unsympathisch geworden – erst lässt er seine Tochter nach 2 Minuten alleine während sie im Sterben liegt, nachdem er sie Jahrzehnte lang sehen wollte, um eine Frau zu suchen, für die er eigentlich nichts empfindet. Seinen Sohn ignoriert er völlig, obwohl er im Gegensatz zu seiner Schwester regelmäßig Nachrichten durch das Wurmloch geschickt hat.

    Und Casey Affleck wurde in dieser Rolle total verheizt – selten so einen unausgegorenen Charakter gesehen. Er setzt aus unbekannten bzw nicht nachvollziehbaren Gründen das Leben seines Sohnes und seiner Frau aufs Spiel, weil er unbedingt Mais anbauen will. WTF?

    Matt Damons Charakter hat auch nicht so viel Sinn gemacht. Wenn er unbedingt zurück zur Erde will, weil er einsam war, warum hat er das nicht einfach zugegeben, anstatt zu versuchen die Crew umzubringen, die sein erster menschlicher Kontakt waren seit ewiger Zeit? Und warum war es so offensichtlich das was mit dem Kerl nicht stimmt, das hat der Situation komplett die Spannung genommen.

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