Kite – Engel der Rache (Filmkritik)

Die Zukunft nach dem finanziellen Kollaps, ist eine sehr triste. Die achtzehn jährige Sawa (India Eisley) ist in dieser rauen Welt aufgewachsen und wurde vom Polizisten Karl Aker (Samuel L. Jackson) aufgezogen und trainiert, nachdem sie vor sechs Jahren ihre Eltern durch Gangster verloren hat. Sawa hat sich seitdem zu einer tickenden Zeitbombe entwickelt, die sämtliche Verbrecher tötet, bis sie die Verantwortlichen für den Tod ihrer Familie ausfindig gemacht hat.

Bei ihrem Rachefeldzug helfen ihr sowohl ihr väterlicher Mentor Karl, als auch eine Droge, die sie schmerzliche Erinnerungen vergessen lässt. Als sie jedoch einem jungen Mann namens Oburi (Callan McAuliffe) begegnet, der behauptet sie von früher zu kennen und sein Wissen nur Preis gibt, wenn sie clean wird, gerät Sawa´s chaotische Welt noch weiter ins Schwanken. Kann sie dem Kerl trauen, was weiß er und wer sind die wahren Drahtzieher hinter ihrer privaten Tragödie?

Kite

„Kite“ ist die amerikanische Realverfilmung des gleichnamigen japanischen Animes aus dem Jahre 1998, dass vor allem durch seine brutalen Gore-Szenen und die gezeigte Nacktheit bzw. die Sexszenen für Aufsehen und diverse Kontroversen gesorgt hat und bei Fans des Genres einen ziemlichen Kultstatus erreicht hat. Der nun erschienene Film befand sich dabei mehrere Jahre in der berüchtigten Produktions-Hölle, wohl nicht zuletzt weil Regisseur David R. Ellis (Shark Night) kurz vor den Dreharbeiten in Johannesburg, tot in seinem Hotelzimmer gefunden wurde und kurzfristig durch Ralph Ziman (Gangster’s Paradise – Jerusalema ) ersetzt werden musste.

Obwohl ich die Vorlage nicht gesehen habe und ich das böse Omen der langen Produktionszeit nicht sonderlich ernst nehme, muss ich nun trotzdem leider sagen, dass „Kite“ ein ziemlich schwaches Erlebnis geworden ist. Na gut, dass der Film nicht an die schlimmeren Szenen aus dem Original herankommen kann und das auch gar nicht will, das war schon vorher klar. Man hat sich hier aber für einen derart überdrehten Stil entschieden – Zoom durch ein riesiges Loch in der Hand nach einem Schuss, explodierende Gehirne oder das Durchbohren von Köpfen mit diversen spitzen Gegenständen – dass sich sogar ein Uncut FSK 16 Rating bei uns ausgegangen ist.

Grundsätzlich ist diese ausgeflippte Art ja eine feine Sache bei Ausgangsmaterial aus Japan, besonders wenn man wie hier wirklich keine Story zur Verfügung hat. Dass dann aber auch eine gewisse Schwere und Zerrissenheit der Hauptfigur vermittelt werden soll, ist erstens stümperhaft inszeniert und zweitens völlig unglaubwürdig. Es stehen also die wirklich coolen Mord-Szenen (und ich meine genau nur die, weil die Action davor schwach ist) von Sawa, die einen reinen Selbstzweck erfüllen, auf der einen Seite und die „ich leide an meinen Erinnerungen, meinem Leben und der Welt an sich und bin einfach nur kaputt und innerlich leer“ auf der anderen, was sich einfach nur gänzlich unstimmig anfühlt.

Leider trägt auch India Eisley (Underworld: Awakening) ihren Teil dazu bei, dass hier nicht viel richtig gut funktioniert. Sie sieht zwar gut aus und ihr schmollender Lolita-Blick hat schon was, aber das überzeugende Spielen der hier geforderten emotionalen Bandbreite, das entspricht zum jetzigen Zeitpunkt nur ansatzweise ihren Fähigkeiten. Da hilft natürlich auch kein Samuel L. Jackson (Robocop), der seinen abgebrühten Cop mit der großen Klappe zwar nett aber völlig auf Autopilot spielt und auch Callan McAuliffe (Ich bin Nummer Vier) als geheimnisvoller und smarter möglicher Love-Interest der Heldin, macht seine Sache zwar gut, lässt aber gerade dadurch Eisley fast noch ausdrucksloser erscheinen.

Gelungen sind dafür diverse Kamerafahrten und die gesamte dreckige Optik passt, obwohl man wie bei der gesamten Story an sich das Gefühl hat, nur Bruchstücke vom großen Ganzen zu Gesicht bekommen zu haben. Auch diverse pulsierende Schriften und die pushende Musik erwecken den Eindruck, als ob hier durchaus auch Leute bei der Sache waren, die wissen was sie tun, doch beim Zusammenführen zu einem homogenen Ganzen, da fehlte den Verantwortlichen eindeutig das Fingerspitzengefühl. Die blutigen Effekte wiederum sind gelungen und gehören – wie bereits erwähnt – zu den besten Teilen, die dieses durchwachsene Erlebnis zu bieten hat.

Insgesamt eine Enttäuschung, ich gebe vor allem für Freunde des Originals eine „Finger weg!“ Warnung, da ich mir auch ohne es zu kennen nicht vorstellen kann, dass man hierbei Freude haben wird. Fans von greller Optik, comichaft-zynisch überspitzter Gewalt, plakativem Einsatz von 3D, abgrundtief schmierig bösen Jungs und der hübschen India Eisley können durchaus einen Blick riskieren, alle anderen sollten für ein befriedigenderes und ähnlich substanzloses Instant-Erlebnis, wohl eher zu einem passenden Computerspiel greifen. Wie sagt Samuel L. Jacksons Figur im Film doch so schön: „I created a beautiful monster.“ Leider ist der Monster-Anteil hier zu präsent, um die Schönheit geniessen zu können.

„Kite“ bekommt von mir 5/10 die blutige Rache mit holpriger Konsequenz zur finalen Erfüllung bringende Empfehlungspunkte.

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