Evita (Filmkritik)

Eva „Evita“ Duarte de Peron (Madonna), die Frau des späteren Präsidenten Juan Peron (Jonathan Pryce), wächst in ärmlichsten Verhältnissen auf und wird allen Umständen zu trotz zu einer der berühmtesten argentinischen Frauen aller Zeiten. Für ihren großen politischen Einfluss und ihren Einsatz für wohltätige Zwecke, erntet sie die Verachtung des Militär und der hochnäsigen Upper Class, wird aber von den Arbeitern und dem einfachen Volk förmlich angebetet. Doch was verbirgt sich hinter der glänzenden Fassade?

Evita

Die Verfilmung des Kult-Musicals hat zwar inzwischen schon fast 2 Jahrzehnte auf dem Buckel, aber schafft es immer wieder mich in den Bann zu ziehen. Nicht zuletzt dank der mitreißenden Musik von Andrew Lloyd Webber habe ich mir vor kurzem die DVD gekauft und gleich im Anschluss, die CD zum Film ausgegraben, die auf dem Dachboden verstaubte.

An einigen Stellen wurde beklagt, dass der Film, bzw. das Musical Evita in einen schlechten Licht dastehen ließen. Dies muss ich teilweise bestätigen, denn der Film / das Musical beruht auf der Biografie „Evita: The Woman with the Whip“ von Mary Main. Deren Quellen waren aber von zweifelhafter Glaubwürdigkeit. Viele Infos kamen von Anti-Peronisten, die das Ziel hatten, Evita zu diffamieren und ihren Ruf, eine Heilige in Menschengestalt zu sein, zu zerstören.

Aber seit ich angefangen habe Reviews zu schreiben und mich daher oft mit den wahren oder zumindest wahreren Hintergründen von vielen Bio-Pics beschäftige, habe ich ohnehin für mich erkannt, dass „auf wahren Tatsachen beruhend“ oft nicht viel mehr heißt, als dass die Hauptfiguren tatsächlich gelebt haben und etwas erlebten und taten, dass dieser Art von Filmen eine gewisse Rahmenhandlung und Grundthematik gibt. Das heißt nicht dass es nicht unterhaltsame Filme sind, ganz im Gegenteil, wie man hier sieht.

Madonna (Dick Tracy) war für mich schon als der Film herauskam eine große, positve Überraschung in der Rolle der Präsidenten-Gattin. Dass sie danach durch Filme wie den von Kritikern kollektiv verrissenen „Swept Away“ von sich reden machte, ist eigentlich schade, denn Talent hat sie. Als Evita wirkt sie glaubwürdig und hat die Mimik und Gestik der echten Evita bis aufs kleinste Detail einstudiert. Gesanglich zeigt sie eine große Bandbreite: Weder bei Up-Tempo-Nummern wie „Buenos Aires“ noch bei der Mega-Ballade „Don’t cry for me Argentina“ kann man gesanglich etwas aussetzen. Freilich ist Madonna keine ausgebildete Musical-Sängerin, aber das tat der Qualität des Soundtracks keinen Abbruch.

Antonio Banderas (Machete Kills) spielt den Revolutionär Che Guevara, der in Wahrheit Evita nie getroffen hat. Er ist der Erzähler des Musicals, der dem Zuseher seine sarkastische, ironische und zynische Sicht der Dinge nahe legt. In einer Zeit, in der man noch nicht wusste, dass gestiefelte Kater (Der gestiefelte Kater) singen kann, hätte ich nie damit gerechnet, dass der Spanier richtig Talent zum Singen hat. Er hat mit Madonna eine wirklich gute Leinwand-Chemie, stellenweise kann man es fast knistern hören.

Jonathan Pryce (G.I. Joe: Die Abrechnung) als Juan Peron wirkt den ganzen Film sehr kühl und agiert nur im Hintergrund. Interessanterweise war er keinesfalls der liebenswerte Ehemann, als der er im Film dargestellt wird. Peron wusste seine Frau zu benutzen und auszunutzen und als der Krebs sie langsam zerstörte, wandte er sich angewidert von ihr ab. Das alles hielt ihn aber nicht davon ab, nach dem Tod seiner Frau von ihrem Mythos zu profitieren.

Regie führte Alan Parker (Fame) der einen opulenten Bilderbogen kreirte und gerade in den Massenszenen wie etwa bei Evitas Beerdigung oder bei der Szene vor der „Casa Rosada“ glänzt, die übrigens am Originalschauplatz in Argentinien gedreht wurde. Für manche dürfte es etwas gewöhnungsbedürftig sein, dass das Musical keinerlei Sprechpassagen enthält, was mich im Gegensatz zu „Les Misèrables“ nicht störte.

Fazit: „Evita“ ist eine opulente Verfilmung, die die Fans des Musicals mit Leichtigkeit zufrieden stellen sollte. Die Schauspieler sind nicht nur gesanglich top und so vergehen über 120 Filmminuten wie im Fluge.

Dieser Film bekommt von mir 7/10 musikalische Punkte.


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