100 Ghost Street: The Return Of Richard Speck (Filmkritik)

Eine Dokumentation soll es werden – und zwar in den alten Hallen von „100th Ghost Street“, wie die Anrainer es nennen. Hier hat Richard Speck vergewaltigt und gemordet. Die Dokumentations-Crew, die nach Spuren von Geistern sucht, will hier ihre nächste Folge drehen und hofft auf Zeichen von Richard Speck – sie rufen ihn sogar.

Damit, dass er dann wirklich Zeichen gibt und sich einen/eine nach dem/der anderen holt, haben sie aber nicht gerechnet – noch dazu sind alle Ausgänge verschlossen worden, damit keine Störenfriede die Dreharbeiten stören und der Schlüssel ist verschwunden. Die Dreharbeiten können also losgehen – auch wenn sie möglicherweise niemand überleben wird.

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Was für einen Überraschung – da haben es „The Aslyum“ („Sharknado“, „Atlantic Rim“, „Mega Shark vs Crocosaurus“, „Mega Python vs Gateroid“, „Mega Shark vs Giant Octopus“, „Hold Your Breath“ und viele andere) doch tatsächlich mal geschafft einen Film zu drehen, der wirklich in die Kategorie „Film“ anstatt Trashfilm fällt. Das hat mich tatsächlich unerwartet getroffen, da ich erst beim Abspann mitbekommen habe, dass die Trashschmiede dahinter steckt.

Aber der Reihe nach – Richard Speck gab es wirklich. Und er hat vergewaltigt und gemordet. Dass dieser Kerl jetzt zu den „Ehren“ kommt als Titelheld in einem Film unterzukommen ist für mich per se schon ein wenig fragwürdig, allerdings gibt es auch genug andere Filme, die real existierende Mörder als Vorlage genommen, bzw. zum Thema gemacht haben und denen kreidet man es üblicherweise auch nicht an.

„100 Ghost Street“ ist klar ein Found-Footage-Streifen, der auch gleich von der ersten Szene weg mit Standbildern von Überwachungskameras beginnt und dann immer wieder auf die unterschiedlichen Kameras der Filmcrew zurückgreift. Das ist ausnahmsweise gut gemacht, weil die Kamera nicht so verwackelt ist wie sonst oftmals und noch dazu ein paar nette Ideen drin sind (so wird die Kamera mal auf ein ferngesteuertes Auto montiert und die Bilder werden auf ein I-Pad übertragen und ähnliches).

Wirklich erstaunt war ich, dass das Drehbuch zu dem Streifen von Nancy Leropardi stammt, die sonst eigentlich primär als Produzentin auftritt, und da noch dazu der Film doch ein paar sehr gewagte Szenen (eine Vergewaltigung durch einen Unsichtbaren, bzw. eine weitere Vergewaltigung, während eine Flüchtende unter dem Bett liegt und nur durch die Bewegungen der Matratze begreift was da oben gerade passiert) enthält, die ich durch ihre unangenehmen Momente doch eher einem Mann zugetraut hätte (die haben ja angeblich weniger scheu sowas in Filme einzubauen).

Regie hat der Neuling Martin Andersen geführt und seine Sache tatsächlich gut gemacht. Wie schon erwähnt, geht es mir ja ähnlich wie dem Kollegen Spideragent – Wackelkamera finde ich (falsch verwendet) furchtbar und erzeugt Kopfschmerzen – bei „100th Ghost Street“ ist mir das nie passiert – was sehr für den Regisseur spricht.

Der Film selbst baut sich langsam auf und geizt später nicht mit ein paar brutalen Gore-Szenen – überhaupt wird der Film je länger er dauert immer blutiger. Die Darsteller geben sich keine Blöße, bekannt war mir nur Jackie Moore („Atlantic Rim“), die hier zeigt, dass sie durchaus auch schauspielern kann (im Unterschied zum eben erwähnten anderen Film, nachdem ich davon ausging, dass sie es eben nicht kann). Auch sonst bewegen sich alle im positiven Rahmen, wobei für mich klar die Hauptdarstellerin Jennifer Robyn Jacobs („Age Of Dinosaurs“) heraussticht und auch Hayley Derryberry als Sarah mir in Erinnerung blieb – was bei letzterer aber wohl eher an den Szenen liegt, die sie zu spielen hatte, als an ihrer Leistung.

Alles in allem bietet „100 Ghost Street“ einen guten Spannungsbogen, wirklich gut gemachtes Found-Footage-Feeling und ein paar äußerst unangenehme Szenen, die rasch hätten peinlich wirken können, hier aber – zumindest bei mir – durchaus ein flaues Gefühl ausgelöst haben.

„100 Ghost Street – The Return Of Richard Speck“ bekommt von mir 7 von 10, die übernatürlichen Phänome bitter spürende, Punkte.

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