Ichabod Crane (Tom Mison) sieht während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zum ersten Mal einen gnadenlosen Hünen, der später als der berüchtigte kopflose Reiter sein Unwesen treibt. Durch Magie für immer mit dem kopflosen Reiter verbunden, kommt Crane erst 250 Jahre später in einer Höhle wieder zu sich. Die Grotte liegt in unmittelbarer Nähe des Städtchens Sleepy Hollow und die Zahl der Bewohner des Städtchens droht in naher Zukunft deutlich reduziert zu werden. Gemeinsam mit Crane wurde auch der Kopflose in die Neuzeit katapultiert, der als gleich mal den örtlichen Sheriff August Corbin (Clancy Brown) einen Kopf kürzer macht. Zurück bleibt dessen Kollegin, Abbie Mills (Nicole Beharie), die sich nach dem geköpften Reiter mit dem schlammverschmierten Ichabod Crane konfrontiert sieht.
Mein erster Serienpilot der Herbst-Saison 2013 und dann so etwas. „Sleepy Hollow“ ist vollkommen irre. Ich möchte hier gleich mal vorweg schicken, dass ich bei dieser Review auch Teile der Story verraten werde, also > Spoiler ahead!
Alleine die Prämisse, Ichabod Crane in die Gegenwart zu holen – denn warum auch nicht – war den Machern nicht genug. Gemeinsam mit Crane wurde auch der kopflose Reiter ins Jahr 2013 transferiert. Es wurde darauf verzichtet wie etwa bei „Sherlock“ die gesamte Geschichte in die Jetzt-Zeit zu verlegen. So wurden nur die wichtigsten Teile genommen, wobei auch diese mehr oder weniger durch den Fleischwolf gedreht wurden. Crane ist ein Soldat und Spion und der kopflose Mörder ist einer der Reiter der Apokalypse. Was natürlich vermuten lässt, dass neben dem „Tod“ auch noch „Hunger“, „Krieg“ und „Pestilenz“ irgendwo auf ihren hoffentlich eindrucksvollen Auftritt warten. Ichabod wurde vor 250 Jahren bei seinem Kampf gegen den kopflosen Reiter tödlich verwundet und ersteht nun im Jahr 2013 von den Toten auf. Dieser kopflose Reiter ist ein furchteinflößender Hüne, der als berittener Unheilsbringer ordentlich Eindruck macht.
Ichabod Crane ist ein sarkastischer, aber trotzdem ungemein sympathischer Besserwisser, der als Genie, Superspion und als Verfechter der Rechte von Sklaven und Frauen dargestellt wird. Durch seinen Kampf gegen den Reiter, werden die Leben der Beiden auch im Tod verbunden. Als der Kopflose beschworen wird, erwacht Crane in einer Höhle wieder zum Leben. Crane wird von Tom Mison (Salmon Fishing in the Yemen) gespielt, bei dem man sich fragt, unter welchem Stein sich dieser Mann bis jetzt versteckt hat. Als Crane verwirrt in der Gegenwart aufwacht, kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn er etwa ein Autofenster mit Begeisterung mit dem elektronischen Fensterheber mehrmals öffnet und schließt. Anstatt in modernen Geräten den Teufel zu vermuten, erstaunt es ihn viel mehr, dass es Frauen doch tatsächlich erlaubt ist, in der Öffentlichkeit Hosen zu tragen und zu allem Überfluss auch noch bei der Polizei zu arbeiten.
Nicole Beharie (Shame) spielt Lieutenant Abby Mills. Sie wird in der ersten Folge zur unfreiwilligen Partnerin für Crane. Nachdem ihr Vorgesetzter geköpft wird, versucht sie ihr Bestes die Ereignisse logisch zu erklären. Als ihr dies jedoch nicht gelingt, ist sie erstaunlich schnell bereit, an das Übernatürliche zu glauben und hilft Crane dabei, bezüglich des kopflosen Reiters zu ermitteln. Als Zuseher bin ich dankbar, dass zwischen ihr und Crane wohl eher nichts Romantisches laufen wird, da der gute Mann verheiratet ist (seine Ehefrau ist übrigens eine Hexe, denn hey, Magie hatten wir noch nicht und warum auch nicht). Mills hatte gerade ihren eigentlich letzten Arbeitstag, denn sie wurde beim FBI für ein Trainingsprogramm aufgenommen. Nach den bereits erwähnten Geschehnissen, ist daran aber nicht mehr zu denken. Auch Mills bekommt ein bisschen Backstory, so wurden sie und ihre Schwester beim nach Hause Weg von ihrer Schule Zeugen eines seltsamen Ereignisses und wachten erst Stunden später auf, blutbedeckt.
John Cho (Star Trek) als Lieutenant Andy Dunn, war eine der größeren Überraschungen für mich. Erst einmal wusste ich nicht, dass er hier überhaupt mitspielt. Daher freute ich mich über ein bekanntes Gesicht. Aber als er dann schon am Ende der Folge seinen Kopf verliert, war ich doch fast ein wenig schockiert, dass sie einen ihrer bekannteren Schauspieler allen Ernstes gleich im Piloten liquidiert haben.
Hinter der Serie stehen unter anderem die kreativen Köpfe hinter „Fringe“, Alex Kurtzman und Roberto Orci. Len Wiseman, der neben Kurtzman, Orci und dem Newcomer Philip Iscove die Idee für „Sleepy Hollow“ hatte, führte auch gleich beim Piloten Regie. Fall jemand der Name Wiseman bekannt vorkommt, kann das gut sein, denn dem guten Mann haben wir das „Underworld“-Universum zu verdanken. Wiseman schafft es in 46 Minuten Spielzeit genug Backstory für einen ganzen Spielfilm unterzubringen, aber ohne den Piloten vollgestopft wirken zu lassen. Dank einiger Kameraspielereien macht das Ansehen richtig Spaß, da wird zB jemand geköpft und man sieht aus dessen Perspektive den kopflosen Reiter. Man sieht das Schwert kommen und schließlich fällt der Kopf auf den Boden, was ebenso makaber wie genial aussieht. Als gegen Ende der kopflose Reiter in bester Rambo-Manier temporär sein Schwert gegen ein Maschinengewehr tauschte, ist das einfach nur genial.
Fazit: „Sleepy Hollow“ war eine angenehme Überraschung und einer der besten Serienpiloten der letzten Zeit. Die gelungene Mischung aus Mystery, Fantasy und Drama hat viel Potential und ich bin schon gespannt in welche Richtung es weitergehen wird.
„Sleepy Hollow“ bekommt von mir 8/10 kopflosen Punkten