The Lone Ranger (Filmkritik)

John Reid (Armie Hammer) kehrt in seine Heimat zurück und will gemeinsam mit seinem Bruder Dan Reid (James Badge Dale), einem Texas-Ranger, für Gerechtigkeit und Ordnung sorgen. Das ist auch dringend nötig, denn in Verbindung mit dem Bau der Eisenbahn, mehren sich die Verbrechen. Als sich John Reid mit einer Gruppe Texas Rangers und seinem Bruder auf die Suche nach einer Räuberbande macht, die ihren berüchtigten Boss Bartholomew „Butch“ Cavendish (William Fichtner) kurz vor seiner Hinrichtung befreit haben, geraten die Gesetzeshüter in einen Hinterhalt. John Reid ist der einzige Überlebende. Indianer Tonto (Johnny Depp) findet Reid und pflegt ihn gesund. Gemeinsam entscheiden sie sich dafür, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen und Cavendish persönlich zur Strecke zu bringen.

The Lone Ranger Film Cast

Disney + Johnny Depp? Normalerweise ein Winning Team, aber hier hat Disney tüchtig ins Klo gegriffen. Bei einem Budget von 250 (!) Millionen Dollar (wo die nun genau geblieben sind bin ich überfragt, denn auf 3D wurde verzichtet) nahm Lone Ranger bis jetzt in Amerika nur 85 Millionen Dollar ein. Er fiel dort schon in der zweiten Woche aus den Top-Ten der meist gesehenen Filme und wird bereits als der größte Flop des Jahres 2013 gehandelt. Erzählt wird die Geschichte des Outlaw, der für Recht und Ordnung sorgt, bereits seit 1933. Anfangs im Radio, dann als Fernseh-Serie und schließlich auch in diversen Filmen.

Piraten im Wilden Westen. So könnte man „The Lone Ranger“ beschreiben und so ziemlich jeder, der schon mal von „Fluch der Karibik“ gehört hat, hat genau das vor Augen, was Disney hier ablieferte. Depp macht sich zum Deppen, sein Partner ist der mit dem Stock im Hintern, der erst im Laufe des Films zum Helden wird. Dann gibt’s noch Leute, denen man schon auf dem ersten Blick ansieht, dass sie die Bösen sind. Ich persönlich bin ja keine von denen, die sich freut wenn sie auf Anhieb weiß, wer denn nun die Bösen sind. Bei denen gibt’s natürlich auch welche, die ihre Freude an weiblicher Bekleidung haben, welche die selten dämlich sind und welche, die so böse sind, dass sie einfach nur lächerlich wirken. Zum drüber streuen gibt’s noch einige Explosionen, Stunts mit Zügen und Pferden. Aber – und das ist ein großes Aber – das Konzept das die „Fluch der Karibik“-Reihe zu einem 3,7 Milliarden Dollar Franchise werden ließ, lässt sich nicht so einfach eins zu eins auf einen Western übertragen.

Wer von dem Team, das schon hinter „Fluch der Karibik“ steckte (Regisseur Gore Verbinski und Produzent Jerry Bruckheimer), eine durchgehende Handlung erwartet, ist hier fehl am Platz. Die Rahmenhandlung findet in einem Museum statt, in dem ein greiser Johnny Depp einem kleinen Jungen die Geschichte des Lone Ranger erzählt. Jedes Mal wenn man als Zuseher während dem Film wieder in diesem Museum landet, verliert der Film an Fahrt. Diese Erzählweise war in „Iron Man 3“ okay, aber hier störte sie. Johnny Depps schlecht getrickste Alterung machte die ganze Sache auch nicht besser.

Johnny Depp. Mit diesem Mann habe ich nun seit geraumer Zeit ein sehr spezifisches Problem. Seine Charaktere sind sich allesamt viel zu ähnlich. Sie bewegen sich gleich und haben die gleiche Mimik. Da fallen mir auf Anhieb gleich mehrere Filme ein. In „Fluch der Karibik“ hatte Jack Sparrow zwar schon auffällige Ähnlichkeiten zu Willy Wonka aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“, aber die over-the-top Performance passte so gut zum Charakter des Captains und in den Film, das es eigentlich wurscht war. Dann kam der Mad Hatter aus „Alice in Wonderland“, der Vampir Barnabas Collins in „Dark Shadows“ und schließlich Tonto in „The Lone Ranger“. Wo andere Schauspieler versuchen jede Rolle verschieden zu spielen und sich weiter zu entwickeln, scheint er in der Rolle des immer leicht angetrunken wirkenden Exzentrikers stecken geblieben zu sein. Nur weil es einmal funktioniert hat, sollte man sich nicht immer in das gleiche Schema pressen lassen, denn ab einem gewissen Zeitpunkt (und ja, bei mir ist der schon seit mindestens zwei oder drei Filmen erreicht), fühlt man sich als Zuseher gelangweilt.

Wo Johnny Depp mitspielt, ist Helena Boham Carter in der Regel auch nicht weit. Man hat schon fast das Gefühl, dass man die Beiden nur mehr im Doppelpack zu sehen bekommt. Ebenso wie Depp hat sie ein Abo für möglichst exzentrische Rollen. Bellatrix Lestrange in „Harry Potter“, die Red Queen in „Alice in Wonderland“ und Mme Thénardier in „Les Misérables“ um nur einige zu nennen. Doch sie kann auch anders wie man in „The King’s Speech“ gesehen hat, wo sie Queen Elizabeth von England spielte. Hier spielt sie eine Puff-Mutter mit einem Gewehr in ihrer Beinprotese.

Armie Hammer (The Social Network), ein Mann mit Zähnen, so weiß, dass er einer Zahnpastawerbung entsprungen sein könnte, spielt den titelgebenden Lone Ranger. Er schafft es nur bedingt sich neben Depp zu behaupten und bewerkstelligt es kaum, seinem Charakter etwas Lebendiges, Menschliches zu verleihen. Man kauft ihm nur bedingt die Wandlung zum Helden ab.

An der Bösewicht-Front (ich gebe keine Spoilerwarnung, weil die so offensichtlich sind) finden sich Tom Wilkinson (Michael Clayton) als geldgieriger Eisenbahn-Magnat und William Fichtner (Drive Angry) als der Outlaw und Oberfiesling Butch Cavendish. Die obligatorische Damsell in Distress spielte Ruth Wilson (Luther). Ich wusste gar nicht, dass schon Frauen im Wilden Westen sich die Lippen aufspritzen ließen, daher musste ich schon ein wenig grinsen, als ich Wilson mit ihrem Schlauchbootlippen auf der Leinwand sah. Sie hat eigentlich nicht viel zu tun, außer sich retten zu lassen.

Der Score lenkte teilweise von der Handlung ab und ich hatte den Eindruck, dass man damit als Zuseher diktiert bekam, wie man die Szene gerade finden muss. Manchmal wäre auch Ruhe ganz nett gewesen, denn der dick aufgetragene Score ist sicherlich nicht jedermanns Sache.

Übrigens, wer glaubt mit „The Lone Ranger“ einen Familienfilm gefunden zu haben, den möchte ich hiermit eines Besseren belehren, denn er trieft vor Blut und hat stellenweise eine sehr zweifelhafte Message. Da werden Menschen skalpiert, von Kugeln durchsiebt, jemand bekommt bei lebendigem Leibe das Herz herausgeschnitten und es wird auch noch verspeist (wobei das nicht so genau gezeigt wird, immerhin ist es ein Disney-Film). Die Indianer opfern ihr eigenes Leben und werden abgeschlachtet, damit die Guten überleben. Dies wird aber mit nicht viel mehr als einem Achselzucken gewürdigt, denn man will ja keine Ernsthaftigkeit aufkommen lassen.

Fazit: „The Lone Ranger“ ist durchaus unterhaltsam und hätte auch viel Potential gehabt, scheitert aber gehörig an einem Handlungschaos, bei dem Special-Effects und Stunts gefühlsmäßig mehr von den 2,5 Stunden Screentime abbekommen, als seine Darsteller.

„The Lone Ranger“ bekommt von mir 4,5/10 enttäuschende Empfehlungspunkte.


2 thoughts on “The Lone Ranger (Filmkritik)

  1. Das war einer der langweiligsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Effektorgie, vorhersehbare Sprüche und Pseudowitze, versuchtes Drama und das alles irgendwie halbwegs rasch zusammengeschustert. Gähn. Schade drum.

    • Irgendwie hat mir Depps Performance hier „Fluch der Karibik“ soweit vermiest, dass ich so gar keine Lust habe, den nochmal zu gucken. Und das obwohls mal einer meiner absoluten Lieblingsfilme war. Ja, kein 10-er, aber doch sehr lustig.

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