Star Trek Into Darkness (Filmkritik)

Nachdem Captain Kirk (Chris Pine) die oberste Direktive verletzt hat, um seinen ersten Offizier Spock (Zachary Quinto) das Leben zu retten, wird er degradiert und Spock seinerseits wird versetzt.

Als ein Unbekannter (Benedict Cumberbatch) bei einem Anschlag die Führungsebene der Sternenflotte in London auslöscht werden Kirk, Spock und der Rest der Crew der Enterprise damit beauftragt diesen Feind seiner verdienten Strafen zuzuführen. Dabei ahnen sie weder mit wem sie es zu tun haben, noch welchen Interessen ihre Mission wirklich dient.

Star Trek Into Darkness Film Enterprise

Eines gleich vorweg: In den kommenden Zeilen werde ich das eine oder andere Handlungselement verraten, um meine Standpunkte begründen zu können – wer vorhat sich den Film ohne Spoiler anzusehen sollte genau JETZT aufhören zu lesen.

Als 2009 der erste Teil der Star Trek Neuauflage in den heimischen Kinos zu sehen war, waren nicht nur wir hellauf begeistert, sondern der Film schaffte es auch, nicht nur der mit Abstand teuerste sondern auch gleichzeitig der mit Abstand erfolgreichste der Star Trek-Reihe zu sein. Was lag also näher, als das Erfolgsteam rund um den „Bad Robot“ noch einmal zu engagieren?

Ich hatte mich tierisch auf den Film gefreut. Ich hatte mir in den Wochen davor in einem Star Trek-Marathon alle Filme noch einmal angesehen (und damit Teil elf zum wahrscheinlich sechzehnten Mal), um in Stimmung für den nächsten Teil zu kommen. Und jetzt – auch zwei Tage nach dem Sehen des Films – fühle ich mich noch immer wie Spock als Vulcan in die Luft gejagt wurde. Erklärungsversuche:

Dass der Cast vorzüglich gewählt ist werde ich an dieser Stelle nicht noch einmal breit treten, denn das habe sich seinerzeit beim Vorgänger ausführlich getan. Was jetzt schmerzt ist die Art wie sich manche Charaktere entwickeln. Beginnen wir mit Kirk: Bereits im Vorgänger hatte man das Gefühl mit dem Captain keine Barschlägerei gewinnen zu können. Das war allerdings egal, da Kirk bei diversen Gelegenheiten mit seinen gewitzt-gerissenen Aktionen (zum Beispiel dem „Bestehen“ des Kobayashi Maru Tests) die Sympathien des Zuschauers dennoch für sich gewinnen konnte.

Bei „Into Darkness“ fehlt dieser Faktor über weite Teile, es geht sogar soweit, dass er aufpassen muss, sich beim Zusammenschlagen eines Gefangenen nicht auch noch die Hand zu brechen. Auch das man Kirk anscheinend nicht zutraut den Warpkern der Enterprise wieder in Stand zu setzen schmerzt, aber immerhin darf er lange genug dagegen treten(!) bis das Ding wieder läuft. Ähnlich sieht es bei Spock aus. Am Anfang nimmt er es mit den Regeln so genau, dass er nicht anders kann als Kirks Verletzung der Obersten Direktive genauestens in seinem Bericht festzuhalten und so für dessen Degradierung und seine Versetzung zu sorgen.

Gegen Ende des Films bricht er dann in Tränen aus (hat mit Kirks „Instandsetzung“ des Warpkerns und seinen Dahinscheiden zu tun –  wer „Der Zorn des Khan“ gesehen hat, kennt die Szene in ähnlicher Form), um dann Momente später voller Emotion alleine auf einen körperlich überlegenen Gegner einzuprügeln. Die Art und Weise wie man die bereits bekannten Charaktere nimmt und die Verwandlung von einem Extrem ins Jeweils andere (soll heißen Kirk ist weniger der Hitzkopf und Spock stellt sich seinen Emotionen) ist dermaßen überzeichnet, dass es ganzheitlich schmerzt und dabei leider nicht am Kitsch vorbeischrammt, sondern mitten rein springt.

Überhaupt hinterlässt die Tatsache, das man hier vor allem einen Grund gesucht hat, um Kirk und Spock auseinander zu bringen, nur um sie Minuten später wieder zu vereinen, einen deutlich fahlen Beigeschmack. Das man Admiral Pike, der sich kurz vorher für Kirk eingesetzt hat, über die Klinge springen lässt, ist meiner Meinung nach ebenfalls diskutabel, da im weiteren Film die spürbaren (sowohl emotional als auch die Geschichte betreffend) Konsequenzen fehlen.

Dinge die diesen Schmerz noch vervollständigen sind unter anderem Spocks und Uhuras Beziehungsprobleme (natürlich beschwert man sich bei einem Vulkanier er würde zu wenig Emotionen zeigen) und die Tatsache das Scotty wegen einer Unstimmigkeit mit dem Captain die Enterprise verlässt (naja, man brauchte einen Grund, um ihn vom Schiff zu kriegen) um dann doch an ihrer Rettung maßgeblich beteiligt zu sein.

Ein wesentlicher Kritikpunkt an Star Trek 11 war die Tatsache dass mit Nero der Antagonist deutlich zu kurz kam (meiner Meinung nach vernachlässigbar, da es in erster Linie um die Zusammenführung der Crew geht). Hier hat man deutlich nachgebessert und das gleich mehrfach. Zum einen hat man, auch wenn man es ausführlich und wiederholt dementiert hat, den Star Trek Bösewicht schlechthin reanimiert.

Gemeint ist hier jemand, der so gut ist (und zwar in allem), das sein Name Bestandteil des zweiten Star Trek Films ist: Khan. Benedict Cumberbatch (Sherlock) ist in dieser Rolle überaus charismatisch und schafft es auf seine eigene Art und Weise körperlich bzw. intellektuell überlegen zu wirken. Gleichzeitig erinnert die Art wie er diese Rolle spielt stark an Ricardo Montalban, der diese Rolle vor gut 30 Jahren verkörperte – einfach großartig. Da Kirk und Khan zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Vergnügen hatten aufeinander zu treffen, hat Khan weniger das Bedürfnis nach einer Vendetta und kann sich auch Sorgen um seine Crew machen – was ihn nicht nur böse, sondern auch ein Stück weit sympathisch macht.

Zwei Kritikpunkte die beide nichts mit Cumberbatch zu tun haben: Erstens wirken manche Action-Szenen trotz der körperlichen Überlegenheit etwas überzeichnet und zweitens kommt Khan dann doch irgendwie zu kurz, denn man musste noch eine zweite Bedrohung einbauen. Diese Bedrohung kommt in Form von niemand geringeren als Peter Weller (Batman: The Dark Knight Returns), der hier endlich wieder einmal in einem Kinofilm zu sehen ist.

In der Rolle von Admiral Marcus passt er nicht nur gut, sondern dessen Verbindung zu Sektion 31 (wer sich an dieser Stelle nicht auskennt dem kann geholfen werden) ist spannend inszeniert. Dass dieser aus rein patriotischen Gründen nicht nur die Enterprise zerstören, sondern auch noch einen Krieg mit den Klingonen beginnen will, erinnert dabei wiederum an „Das unentdeckte Land“. Überhaupt kommen Anspielungen auf bisherige Elemente aus dem Star Trek Universum nicht zu kurz, allerdings schwankt man hier irgendwo zwischen „super geil“ bis „erzwungen und überhaupt nicht notwendig“.

Ein Beispiel für letzeres ist der Kurzauftritt von Leonard Nimoy der zwar nett gemeint, aber dank fehlender merkbarer Konsequenzen im Film auch irgendwie unnötig ist. Überhaupt wirkt die ganze Geschichte als hätte man einzelne Episoden einer Serie einfach auf gut Glück zusammengeschustert und daran können auch die bereits erwähnten Anspielungen nur wenig ändern.

Optisch setzt man jetzt auf die dritte Dimension. Der Vorgänger hatte eigentlich bewiesen dass ein Film auch ohne 3D Effekt grandios aussehen kann. Dagegen wirkt die nachträgliche Konvertierung von „Into Darkness“ zwar technisch gelungen, die dafür aber angepasste Optik die sich näher am Geschehen befindet und dem Zuschauer gerne einmal die Übersicht verwehrt aber eher wie ein Downgrade.

Abschließend lässt sich festhalten das J.J. Abrams an dieser Stelle wohl seine eigene Mittelmäßigkeit gefunden hat. Zwar lässt sich nicht der eine Fehler finden der hier das ultimative Erlebnis trübt, dafür finden sich aber genügend Kleinigkeiten die einem perfekten Film einen deutlichen Strich durch die Rechnung machen. Ein gutes hat „Into Darkness“ allerdings: Dank dem aus Khans Blut gewonnenem Superserum muss sich der Zuschauer wohl nie wieder ernsthafte Sorgen machen einer der Protagonisten könnte krank werden oder gar sterben…

Der Film „Star Trek Into Darkness“ bekommt von mir nur 7/10 in der Dunkelheit tappende Empfehlungspunkte.

Zitat Kirk: I am sorry!


7 thoughts on “Star Trek Into Darkness (Filmkritik)

  1. Warum man den Film möglicherweise nicht mag?
    Von der Story her ist die Antwort klar individueller Natur (so wie bei meinem Kollegen Darkagent), manche Trekkies mögen diese Richtung wohl ganz gerne, manche weniger.
    Von der Machart her fällt mir dazu nur eines ein: Die Langeweile der Perfektion.
    Alles wirkt etwas zu fehlerlos konstruiert und genau durchdacht, da kommen einfach nicht so starke Gefühle auf. Soll nicht heißen dass man hier nicht – wie bei jedem Film der jemals gemacht wurde – auch Fehler finden kann, aber es wirkt alles einfach zu glatt gebügelt.

    Ist das etwa schon das Christopher Nolan Prinzip, das bei seinem dritten Batman Film aufgetreten ist, zuviel zu wollen und darum einen eigentlichen Spitzenfilm mit zahlreichen unnötigen/unpassenden oder zu langen Szenen zu versehen? Hat Abrams etwa schon gewusst, das dies sein letzter Star Trek Film sein wird (wegen seinem Vertrag für den nächsten Star Wars Film) und wollte darum alles reinpacken was nur geht? Maybe baby…

    Ich hatte übrigens trotzdem Spass an dem Film, man merkt einfach dass vor und hinter der Kamera das gesamte Team gleich ist. Verteidigen würde ich Into Darkness aber auch nicht, da ich durchaus verstehen kann, dass man hier auch weniger Freude am Kinobesuch haben kann.

  2. STID ist für mich ein gigantischer Film und hab mit der Crew voll mit gefiebert (in guten wie in schlechten Zeiten).
    Es ist eine tolle Geschichte mit guten Gegenspielern welche sich J.J. für seinen zweiten Star Trek Film einfallen hat lassen. Typisch für ILM, sie haben sich wieder mal selbst übertroffen.
    Ich bin stark dafür, dass J.J. auch beim nächsten Star Trek Regie führt!!!
    „… also, sollen wir beginnen?“

    Noch ein sehr großes Lob an Karl Urban, ich hab mich tot gelacht!

  3. Ich kann Spidey nur zustimmen. Langeweile der Perfektion.

    Auch wenn ich ehrlich gestehen muss, das bei meiner Enttäuschung klar die Trailer daran Schuld sind. Ich habe selten Trailer gesehen, die dermaßen genial Stimmung erzeugt haben („is there anytthing you would not do for your family?“ „There is greatness in you, but there will come a time when you will get yourself and every one under your command killed“ „darkness. is. coming“ bis hin zu „Shall we beginn“ und Kirks „I’m sorry“).

    Da wurden im Trailer mehr Emotionen vermitteln und auf den Punkt gebracht, als im ganzen Film. Die Trailer erzeuge noch immer Gänsehaut bei mir. Witzigerweise finde ich die Szenen im film, in denen diese Textzeilen vorkommen völlig belanglos und langweilig.

    Dass man Cumberbatach als Khan hintstellt war ja jetzt nicht die große Überraschung, ganz abgesehen davon, dass er völlig verschenkt ist. Echt jetzt. Alle haben im ersten Teil bei NERO geklagt, dass er so ein „schlechter“ Bösewicht war, aber Khan ist genauso austauschbar.

    Und als Kirk den Löffel abgibt, da war ich nicht betroffen, sondern dachte mir die längste Zeit über … Mensch, okay, wir habens begriffen: Kann dann endlich mal der Film weitergehen?

    Dann stürzt die Enterprise gefühlte zwei Wochen lang ab etc etc etc.

    Schade, ich wollte den Film echt mögen und hab mich extrem gefreut drauf (obwohl ich kein Trekkie bin – ich wiederholen: ich finde die Trailer sowas von genial), war dann aber doch enttäuscht. Es war jetzt – himmel – kein schlechter Film, blieb aber weit, weit hinter den Erwartungen zurück, die ich hatte. (ja, Spidey, ich weiß – die Erwartungshaltung bla bla bla 🙂 ).

  4. Der einzige Kritikpunkt, dem ich zustimmen könnte, wäre die Bedrohung durch den Admiral, der seine eigenen politischen Interessen verfolgt und völlig drüber ist. Hätte man weglassen können und dafür Khan noch mehr in den Vordergrund und den Film um 20 Minuten kürzen können. Kann ich grundsätzlich verstehen. Hat mich aber nicht im Geringsten gestört, weil mich der Film trotzdem völlig geflashed hat.
    Was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann ist die Kritk bezgl der Perfektion der Bilder von spideragent. Ja, es ist alles unglaublich durchgestylt, aber man findet so viele kleine Details, die deutlich machen, dass man trotzdem mit Gefühl an die Sache herangegangen ist. Kalt, steril oder langweilig kann ich den Film in keinster Weise empfinden.

    Und dass man Spock zum Ende hin etwas menschlicher zeigte, finde ich auch überhaupt nicht schlimm, ist ja nicht so, als hätte seine menschliche Seite nicht auch schon in den alten Filmen gezeigt, mal abgesehen davon, dass dieser Spock, den wir hier sehen, deutlich jünger ist, als der, den wir aus den alten Filmen kennen. Der hat sich halt noch nicht so gut im Griff. Finde ich völlig okay 🙂 Das Gezicke zwischen Spock und Uhura mit Kirk in ihrer Mitte als sie Richtung Klingonen fliegen, war halt einfach nur witzig.

    Nee keine Ahnung, da haben wir wirklich zwei verschiedene Filme gesehen 🙂

  5. Nein, wir haben genau den gleichen Film gesehen.
    Ich kann auch gut verstehen, was Leuten an dem Film gefallen kann. Er ist witzig, flott, gut gemacht und die Action ist fein inszeniert. Trotzdem hat es mir an der Emotion gemangelt (nicht die Emotionen, die die Charaktere im Film zeigen, die war okay) die ich in mir gespürt habe. Da war nix. Die haben mich alle kalt gelassen. Ich kann allerdings nicht begründen, warum – vor allem, weils mir – wie erwähnt – bei den Trailern immer noch kalt den Rücken runterläuft …

  6. Also ich kann die ganzen negative stimmen nicht verstehen

    Ich finde ihn richtig gut, die ganze punkte oben die stören mich überhaupt nicht die Geschichte hat sich halt verändert durch die zeit reise im ersten teil und

    Wer Star Trek fan ist sollte ihn sich anschaun

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