The Double – Eiskaltes Duell (Filmkritik)

Der Mord an einem Senator lockt den pensionierten CIA Agenten Paul Shepherdson (Richard Gere) nach 20 Jahren wieder aus dem wohlverdienten Ruhestand. Der russische Killer Cassius scheint noch am Leben zu sein und wieder zu töten, obwohl Paul sich sicher war, Cassius vor vielen Jahren mit tödlichen Schüssen in die Brust erwischt zu haben. Gemeinsam mit dem jungen FBI Agenten Ben Geary (Topher Grace), begibt sich Paul nun erneut auf die Suche nach dem Profikiller, wobei beide Agenten zunächst nicht mit offenen Karten spielen.

The Double Film

The Double ist das Regiedebut des Amerikaners Michael Brandt, der sich zuvor vor allem als Drehbuchautor unter anderem für Filme wie „2 Fast 2 Furious“, „Todeszug nach Yuma“ oder „Wanted“ sein Geld verdient hat. Der Film spielt mit der Paranoia der Amerikaner und zwar geht es darum, dass zahlreiche russische Geheimagenten „schlafend“ ein ganz normales Leben als gute Staatsbürger führen, doch jederzeit wieder aktiviert werden könnten, um die Befehle ihrer Regierung entgegenzunehmen.

Dies ist ja so ein Film, wo der Trailer einen Plottwist verrät und man den Film eigentlich nicht mehr anschauen muss, um die Handlung zu kennen. Könnte man zumindestens annehmen, doch erfreulicherweise bietet der Film mehr als nur diese eine Überraschung. Wer den Trailer also nicht gesehen hat, für den werden die nächsten Zeilen klar SPOILER enthalten: Der von Richard Gere gespielte CIA-Mann jagd sich selbst, denn er ist Cassius und führt seit Jahren zwei Leben als russisch/amerikanischer Doppelagent. Dieser Twist kommt ungefähr nach einer halben Stunde, das heißt es gibt noch genug Möglichkeiten, in der restlichen Stunde für unerwartete Wendungen zu sorgen. Potentielle SPOILER ENDE.

Für ein Erstlingswerk ist The Double ziemlich straff und routiniert inszeniert, die Spannung wächst langsam aber stetig und steigt gegen Ende sprungartig an, auch die Twists sind nachvollziehbar und bleiben glaubwürdig. Soll heißen: der Film versucht nicht schlauer zu sein, als er eigentlich ist. Klug ist auch der Schachzug, die anscheinend immer noch vorhandene Angst mancher Amerikaner vor den Russen aufzugreifen, denn nach Betrachten des Filmes kann sich dort keiner mehr sicher sein, ob sein lieber Nachbar nicht vielleicht ein eiskalter Killer in Wartestellung ist, der für sein Land alles tun würde.

Um 80er Jahre Superstar und Frauenheld Richard Gere („American Gigolo“,“Pretty Woman“, Zwielicht“), ist es ja leider ziemlich ruhig geworden. Ins Kino verirrt er sich nur mehr selten, meistens erscheinen seine Werke zumindestens in Deutschland nur mehr auf DVD (wie etwa die tolle „Hunting Party“ aus dem Jahre 2007). Er hat ja diese gewisse undurchsichtige Ausstrahlung, die ihn gerade in Thrillern undurchschaubar wirken lässt und man trotzdem oder gerade deswegen die Abgründe hinter seiner oft aalglatten Fassade erahnen kann. Gute Rolle also hier für Gere, obwohl er sich wahrscheinlich nicht besonders dafür anstrengen musste, wirkt er aber nicht lustlos sondern ist extrem cool und nicht ohne Gefühl bei der Sache.

Topher Grace („Predators„) hat ja wie Ashton Kutcher und Mila Kunis die Serie „Die Wilden 70er“ als Sprungbrett für seine Karriere benutzt und auch wenn er dem lustigen Fach treu geblieben ist und ihn seine Fans auch in Komödien sehen wollen, macht er seine Sache in ernsten Rollen auch ziemlich gut. Sein aufstrebender Enthusiasmus und seine Unerfahrenheit passen perfekt als Gegenpol zu Gere´s Abgebrühtheit und der teilweise eiskalten Vorgehensweise.

Martin Sheen als hohes CIA-Tier spielt souverän aber bleibt von der Rolle her völlig austauschbar, für „True Blood“ Fans gibt es ein Wiedersehen mit einem hier etwas enstellten und furchteinflössenden Stephen Moyer als Killer. Schön auch, dass Odette Yustman (oder Annable, wie sie seit ihrer Hochzeit heißt) nach echt schlechten filmischen Ausflügen wie „Operation: Endgame“ oder „And Soon the Darkness„, endlich wieder mal in einem besseren Film zu sehen ist, auch wenn sie hier nicht viel mehr zu tun hat, als die liebende Ehefrau und Mutter von Topher Grace´s Kindern zu spielen. Achja, „Castle“ Fans bekommen ihre Heldin Stana Katic („Stiletto„) in einem Miniauftritt als Prostituierte zu sehen.

Ein kleiner und nicht unfeiner Thriller also, der sich ganz auf seine starken Darsteller verlässt und die durchaus spannende Grundstory ohne echten Leerlauf und mit der einen oder anderen Überraschung im Gepäck, sicher zu einem Showdown führt, der zwar für meinen Geschmack etwas zu unspektakulär wirkt, jedoch durchaus stimmig ist und ausgezeichnet zum Rest des Filmes passt. Freunde von großen Actionsequenzen und expliziten Gewaltdarstellungen sind hier jedoch fehl am Platz, denn obwohl der Killer einigen Opfern den Hals aufschlitzt, wird immer rechtzeitig umgeblendet bzw. genau dann, wenn die jeweilige Szene voyeuristisch wirken würde.

The Double bekommt von mir 7/10 im zweifachen Sinn ein doppeltes Spiel spielende Empfehlungspunkte.


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