Centurion (Filmkritik)

A.D. 117. Das römische Reich hat sich bereits von Ägypten bis Spanien und im Osten bis zum Schwarzen Meer ausgedehnt. Rom scheint unbesiegbar, doch im Norden Britanniens verteidigen die einheimischen Krieger – die eiskalten Pikten – seit Jahren erfolgreich ihr Territorium. General Virilus (Dominic West) und seine Leute bekommen daher den Auftrag, die Pikten und ihren Anführer Gorlacon, endlich zu vertreiben bzw. für ihre Taten zu bestrafen. Geleitet von der für die Römer arbeitenden piktischen Fährtenleserin Etain (Olga Kurylenko), beginnt der lange Weg mitten ins feindliche Gebiet. Auf ihrer Reise können Virilus und seine Leute durch Glück den Zenturio Quintus Dias (Micheal Fassbender), den letzten Überlebenden seiner Einheit, aus den Händen der Pikten befreien. Durch dieses erste Erfolgserlebnis gestärkt, sind die Soldaten noch siegessicherer als zuvor.

Auf einem schmalen Waldweg hat der Marsch der Römer jedoch kurz darauf ein abruptes Ende. Etain arbeitet nämlich weiterhin für die Pikten und hat die Armee in eine tödliche Falle gelockt. Nach der kurzen, erbarmungslosen Schlacht, sind alle römischen Männer bis auf Quintus und sechs weitere Männer ums Leben gekommen. Weit hinter feindlichen Linien gibt es nur mehr ein Ziel für die sieben Krieger: zurück in die Heimat zu kommen, ohne von Etain und ihrer Meute aufgespürt und gnadenlos ausgelöscht zu werden.

Centurion

Oja, der englische Regisseur Neil Marshall weiß wie es geht. Schon sein 1999 enstandener Kurzfilm „Combat“ überzeugte mich mit seiner Darstellung des Geschlechterkampfes inklusive der begleitenden Geräusche die klangen, als stammten sie aus einem Kriegsgebiet. 2002 folgte dann der wirklich irre Werwölfe gegen Soldaten- Spass „Dog Soldiers“. 2005 kam „The Descent“, indem ein paar Damen allein mit menschenfressenden Kreaturen in klaustrophobischen Höhlen eingesperrt waren. 2008 durfte Rhona Mitra schhließlich so cool und lässig wie noch nie sein und in „Doomsday“ einen Killervirus und zahlreiche ausgeflippte Soldaten bekämpfen.

2010 erscheint nun „Centurion“ und auch wenn die Story aus unserer historischen Geschichte stammt und auch Elemente daraus aufgreift, ist Marshall glücklicherweise nicht in das „Nach einer wahren Begebenheit“ Genre eingetaucht. Seine Filme haben ja grundsätzlich keinen Anspruch sonderlich realistisch zu sein, die Handlung muss nicht sonderlich komplex sein und Anleihen bei anderen Filmen sind durchaus zu erkennen bzw. sogar gewollt. Dies alles ändert aber gar nichts daran, dass Marshall´s Filme immer unterhaltsam und spannend sind, atmosphärisch dicht und voll mit motivierten Darstellern. Bei „Centurion“ ist dies zu meiner großen Freude genau so geblieben.

Zu Beginn des Filmes werden die Fronten geklärt, Figuren eingeführt, Sympathien verteilt. Wobei hier erfrischenderweise die Römer nie klar die Helden sind und die Pikten nicht nur als emotionslose Killermaschinen dargestellt sind. Nach einer halben Stunde Film beginnt dann das eigentliche „Auf der Flucht“- Szenario der sieben Überlebenden. Wirklich toll sieht dabei im Vorspann der Filmtitel und die Inserts der Namen der Darsteller aus, die in der Landschaft schweben und über die die Kamera einfach drüber hinwegdriftet. Überhaupt sind die Lanschaftsaufnahmen wunderschön und tragen somit ihren Teil zum positiven Gesamtbild bei.

Weniger toll finde ich ja den Einsatz von unecht wirkendem CGI- Blut. Ok, nicht jede blutige Sequenz in diesem Film ist am Computer enstanden, doch ich hätte echt gerne nur das gute alte Kunstblut rinnen sehen. Der rote Saft fließt wie immer bei Marshall häufig und literweise, auch Köpfe, Gesichter, Arme und andere Körperteile fliegen immer wieder mal durch die Gegend. Begleitet von einem wuchtigen, dynamischen Score, der an andere Vertreter des Genres erinnert, wird die Handlung rund um das „Zehn kleine Negerlein bzw. sieben mehr oder weniger kleine Römerlein“- System zügig vorangetrieben.

Schauspielerisch kann vor allem Michael Fassbender kräftig punkten. Er bleibt immer glaubhaft und sympathisch, sein Spiel überzeugt sowohl in den actionreichen als auch in den emotionalen Szenen. Er ist ja einer der wenigen Deutschen, die es auch in Hollywood geschafft haben und das auch völlig zu recht. Bin schon sehr gespannt auf sein Portrait des jungen Magneto in „X-Men: First Class“. Unterstützt wird Fassbender von einem starken Ensemblecast, unter ihnen Liam Cunningham als alternder Soldat mit Herz, David Morissey als der perfekte „Kumpeltyp“ und Dominic West als souveräner Anführer.

Erwähnen muss man hier natürlich auch die Mädels im Film. Olga Kurylenko, deren Rolle vom Regisseur selbst als tierisch bezeichnet wurde, hat wirklich eine animalische Ausstrahlung und man kann bei manchen von ihren Aktionen und Blicken auch schon mal eine ordentliche Gänsehaut bekommen. Imogen Poots (bekannt aus „28 Weeks Later“) als ausgestossene Piktin und Lover-Interest von Fassbenders Charakter, hat eine eigene Schönheit und nicht von dieser Welt wirkende Ausstrahlung. Da sie auch noch echt einnehmend spielt, hat man als Zuseher sofort das Gefühl, sie beschützen zu wollen um ihren möglichen Filmtod verhindern zu können.

Insgesamt ist „Centurion“ für mich also wie bereits oben erwähnt ein echter Marshall geworden. Spannend, schnell erzählt, hart und rau in der Umsetzung und voll mit spielfreudigen Schauspielern. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf seinen nächsten Film.

Centurion bekommt von mir 8/10 sich auf der Flucht befindende Empfehlungspunkte.


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