The Call – Leg nicht auf! (Filmkritik)

Jordan (Halle Berry) ist eine Telefonistin, die zuständig für die 911- Notfallanrufe des LAPD ist. Sie ist eine der Besten in ihrem Job, bleibt ruhig, behält einen klaren Kopf und geht keine emotionale Bindung zum Anrufer ein. Als jedoch ein entführtes junges Mädchen durch einen von ihr verursachten Fehler ums Leben kommt, zieht sie sich zurück aus dem aktiven Dienst und arbeitet nur mehr als Trainerin für Neulinge.

Als aber plötzlich ein halbes Jahr später eine junge Kollegin mit dem Anruf eines Kidnapping-Opfers namens Casey (Abigail Breslin) überfordert ist, übernimmt sie nach kurzem Zögern das Gespräch. Fehler der Vergangenheit wieder gut machen? Ein Menschenleben retten? Schon bald wird klar dass Jordan, wenn sie dem Mädchen wirklich helfen will, einige ihrer jahrelang praktizierten Regeln über Bord werfen muss.

The Call Film

An Regisseur Brad Anderson erinnere ich mich persönlich vor allem als den Mann, der den unheimlich intensiven und nur schwer verdaulichen Leidensweg des abgemagerten und schlaflosen Christian Bale in „Der Maschinist“ inszeniert hat. Nach zahlreichen Engagements bei diversen Serien, ist er nun zurück mit einem Film, der von den WWE-Studios (World-Wrestling-Entertainment, bekannt für Filme wie „12 Rounds“ oder „The Marine„) produziert wurde. Klingt nach einem Kontrastprogramm für Anderson? Nun, das ist es auch.

„The Call“ ist dabei alles andere als ein subtiler Thriller, funktioniert als spannender (mehr als man erwartet hätte) kleiner Reißer aber sehr gut. Sobald Casey im Film entführt wird und sie 911 wählt, ist eigentlich durchgehend immer was los. Das Rücklicht hinaustreten? Im Kofferraum nach nützlichen Gegenständen suchen? Mit allen möglichen Hilfsmitteln auf sich aufmerksam machen? Jordan leitet ihre panische Anruferin hier gekonnt und mit einfachen und realistischen Mitteln dazu an, zu kämpfen und alle ihre Möglichkeiten auszunutzen.

Dieses Szenario wird circa eine Stunde lang mitreissend dargeboten, bis dann gegen Ende ein kleiner Stilbruch stattfindet und man dann doch wieder eine ziemlich Hollywood klischeemäßige Auflösung vorgeführt bekommt, versehen mit einem sehr abrupten, von einer unmissverständlichen „in your face“ Mentalität geprägten Finale. Dies schadet zwar dem Ersteindruck etwas aber um ehrlich zu sein ist es doch so: auch toll gefilmtes und stark gespieltes Fast Food, bleibt immer noch Fast Food. Passt also zum „Instant-Charakter“ des gesamten Filmes. Anschauen, mitfiebern, kurz drüber reden und wieder vergessen.

Endlich wieder richtig gut ist hier Halle Berry (Dark Tide), die die meiste Zeit schauspielern muss, ohne dabei ihre Kollegen vor sich zu haben. Bei der Masse an Text und ohne Gegenüber das hohe emotionale Level so glaubhaft zu halten und auch noch zu steigern, das bekommt sicherlich nicht jeder hin. Abigail Breslin (Zombieland), einstiger Kinderstar am Weg zum Erwachsenwerden, spielt ihre zunächst hysterische und im Laufe der Handlung immer kämpferische Opferrolle ebenfalls sehr sympathisch.

Auch Michael Eklund (Assault on Wall Street) hatte eindeutig seinen Spaß daran, mit kleinen Gesten und einem schmerzhaften Verlangen in seinen Blicken, den labilen Mädchenentführer, mit all seinen psychopathischen Aussetzern, unheimliches Leben einzuhauchen. Morris Chestnut (Kick-Ass 2) als vierte Hauptfigur – mit etwas weniger Screentime – im Bunde, darf als Polizist / starke Schulter zum Anlehnen, Berry unterstützen, egal ob nun privat oder beruflich.

Ein straff inszenierter, stylish gefilmter, stark gespielter und vor allem bis zum Schluss unterhaltsamer kleiner Thriller ist dies also geworden, empfehlenswert für alle, die bei einem spannenden Film gern mal abschalten, denn mitdenken ist hier nicht erforderlich. Dank der günstigen Produktionskosten und des guten Einspielergebnisses, werden wir Zuschauer wohl schon bald wieder einen weiteren verzweifelten Anruf erhalten.

„The Call“ bekommt von mir 6/10 durch die Hilfe eines Handys einem Menschen das Leben rettende Empfehlungspunkte.


One thought on “The Call – Leg nicht auf! (Filmkritik)

  1. Haha hier warst du etwas milder gestimmt als ich. Mich hat das Ende echt total gestört. Und ein Halle Berry Fan werde ich wohl nicht mehr.

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